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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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dass die Leute ins Konzentrationslager geschickt wurden.»
    «Und woher weißt du das?»
    «Ein Sohn dieser Familie ist später Schriftsteller geworden; er hieß Valentin Senger. Er hat einen Roman geschrieben, in dem er die Geschichte von Otto Kaspar erzählt.»
    «Willst du damit sagen, dass man nach dir auch eine Straße benennen sollte, weil du dich ebenfalls nicht an die Vorschriften gehalten hast, als du das Foto von Erkan Önal geklaut hast?»
    Marthaler schaute Liebmann an.Aber statt einerAntwort bekam er nur ein breites Grinsen.
    Sie fuhren auf den Hof des Präsidiums und dann in die Tiefgarage.
    Als sie bereits imAufzug standen und darauf warteten, dass die Tür sich hinter ihnen schloss, sahen sie, wie eine dunkelblaue Limousine und zwei Begleitfahrzeuge mit eingeschalteten Scheinwerfern die Rampe hinunterkamen.
    «Oh je», sagte Liebmann, «sieht ganz so aus, als ob wir hohen Besuch kriegen.»
    «Dann wissen wir ja, was auf uns zukommt», erwiderte Marthaler. «Wir sollten uns wappnen.» Am Eingang zur Kantine begegnete ihnen Kai Döring. Er trug ein Tablett, auf dem zwei Flaschen Cola und ein Teller mit drei belegten Brötchen standen.
    «Schön, dass du an uns gedacht hast», sagte Sven Liebmann.
    «Sehr witzig», erwiderte Döring. «Seht zu, dass ihr euch beeilt, in fünfzehn Minuten beginnt unsere Sitzung. Der Präsident lässt bitten. Das wird der ganz große Bahnhof heute Morgen.»
    «Was ist mit der Frau, mit Eva Helberger? Hast du mit ihr gesprochen?»
    Döring schaute sich um. Dann senkte er die Stimme: «Nein, sie war nicht da.»
    «Was soll das heißen, sie war nicht da?», fragte Liebmann. «Dann ruf sie an, frag die Nachbarn! Wir müssen sie finden, sie istim Moment unsere wichtigste Zeugin.»
    Döring war rot geworden. Er hatte Mühe, seinen Ärger zu verbergen. «Ich habe einen Fehler gemacht, Sven, aber ich bin nicht blöd. Ich habe im Haus herumgefragt. Eine Nachbarin hat gesehen, wie Eva Helberger gestern Abend das Haus verlassen hat. Mit einer Reisetasche.»
    «Na prima. Und was machen wir jetzt? Sollen wir nach ihr fahnden lassen? Sollen wir Interpol einschalten?»
    «Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wo sie hingefahren ist. Ich weiß nicht, wie lange sie wegbleibt. Ich habe keine Handynummer von ihr. Wir können nichts machen. Ich kann euch nur versprechen, dass ich an der Sache dranbleibe.»
    Marthaler und Liebmann hatten sich bereits abgewandt, als Kai Döring sie noch einmal ansprach: «Übrigens… habt ihr schon gehört… es gibt ein Gerücht.»
    «Was für ein Gerücht?», fragte Marthaler.
    «Unter den Opfern soll ein Staatssekretär sein.»
    «Sag bitte, dass das nicht wahr ist. Wie heißt er?»
    «Gottfried Urban. Er hat im Innenministerium gearbeitet. Du müsstest ihn eigentlich kennen.»
    Marthaler erinnerte sich, den Namen bereits gehört zu haben. Wahrscheinlich warer dem Staatssekretär auf irgendeiner Sitzung in der Landeshauptstadt begegnet.
    «Wenn das stimmt, kann es sich nur um den Mann handeln, der gleich rechts neben dem Eingang von Sultans Imbiss saß. Sein Gesicht lag auf dem Tisch, ich konnte es nicht sehen. Er hatte einen aufgesetzten Schuss in den Hinterkopf bekommen. Ihm gegenüber saß eine deutlich jüngere Frau.»
    «Du meinst…?»
    «Gar nichts», sagte Marthaler. «Ich kann mir nur ausmalen, wie unsere Sitzung gleich ablaufen wird. Es wird um Politik gehen, weniger um die Ermittlungen. Wie auch immer, wir holen uns jetzt erst was zu essen.»
    Döring zuckte mit den Achseln. «Gut. Hauptsache, ihr beeilt euch!» Er grinste und tippte sich mit dem Mittelfinger der rechten Hand auf die Nasenwurzel.
    Marthaler stand vor derAuslage, ohne sich entscheiden zu können. Er hatte Hunger, aber keinenAppetit. Schließlich bestellte er nur ein Brötchen mit Käse und eine Tasse grünen Tee.
    Zehn Minuten später betraten sie den Besprechungssaal des Polizeipräsidenten. Der Raum war bereits gefüllt. Es herrschte Unruhe.Alle verfügbaren Mitarbeiter beider Mordkommissionen waren anwesend.Jeder versuchte ein paarInformationen über das Verbrechen auf dem Restaurantboot zu erhaschen.Marthaler wollte sich gerade in eine der hinteren Ecken des Raums verdrücken, als ihm Charlotte von Wangenheim zuwinkte. Er winkte einfach zurück, wandte sich rasch abund begann mit einem Kollegen zu plaudern, der zufällig neben ihm standund den er nur flüchtig kannte.Ab und zu warf er einen verstohlenen Blick in Richtung des Podiums.
    Rechts neben Charlotte saß Arthur Sendler,

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