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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Frankfurt und Umgebung haben. Wenn das nicht klappt…»
    «Mach halblang, Robert», sagte Elvira, «so häufig ist der Name Morlang nicht. Du kannst dranbleiben, ich schau gleich nach…»
    VorAufregung drückte Marthaler den Hörer so fest gegen sein Ohr, dass es schmerzte. Er hatte nicht einmal drei Minuten gewartet, als Elvira sich wieder meldete. «Hast du was zu schreiben… In ganz Deutschland gibt es 396Personen, die den Nachnamen Morlang tragen, darunter keineinzigerAchimund nur drei Mal einen Joachim. Der eine ist1934 geboren und wohnt in Lübeck; der Zweite ist Jahrgang 1928…»
    «Elvira, bitte!»
    «…und wohnt in Sömmerda. So… und jetzt kommt’s: DerDritte ist in Karben gemeldet, Ortsteil Petterweil, Riedstraße 1.Der Mann ist am 30.März 1961 geboren.»
    «Haben wir sonst noch was über ihn?»
    «Ja. Er ist vorbestraft. Wenn ich es richtig verstehe, war dieser Morlang Anwalt, hat aber irgendwann seine Zulassung verloren. Das ist alles, was ich auf die Schnelle herausbekommen habe.»
    «Gut. Dann sag den anderen, dass ich später komme. Ich fahre zuerst nach Petterweil.»
    Elvira kicherte. «Ich fürchte allerdings, dass Joachim Morlang im Moment nicht zu Hause sein wird.»
    «Elvira, was soll das? Was ist mit dir los?»
    «Nichts. Ich habe nur ein Glas Sekt getrunken.»
    «Sekt? AmMittag?»
    «Ja. Und ich finde, dass du mir eigentlich zum Geburtstag gratulieren könntest.»
    «Mist, Elvira, das habe ich völlig vergessen. Entschuldige, ich…»
    Er hörte seine Sekretärin noch einmal kurz kichern, dann hatte sie aufgelegt.
     

Zwölf
    Über die Bundesstraße 3 fuhr Marthaler Richtung Norden. Nach zwanzig Minuten hatte er den Ortseingang von Petterweil erreicht.Auf dem Bürgersteig sah er zwei Frauen in Kittelschürzen stehen. Er hielt an und fragte nach der Riedstraße.
    «Welche Nummer?», fragte die jüngere der beiden.
    «Nummer 1», sagte Marthaler.
    «Das ist das alte Gutshaus. Letzte Straße rechts. Da, wo der meiste Dreck liegt. Wollen Sie zu ihm oder zu ihr?»
    Marthaler wusste nicht, was er sagen sollte. Er bedanktesich und fuhr weiter. Im Rückspiegel sah er die beiden Frauen lachen.
    Den Wagen parkte er gegenüber der Toreinfahrt. Er überquerte die Straße und betrat den gepflasterten Innenhof einer alten Gutsanlage. Vergeblich suchte er nach einer Hausnummeroder einem Namensschild.Aus einem der Nebengebäude hörte er das gleichmäßige Bellen eines Hundes.
    Das gelbverputzte Wohngebäude war fast quadratisch und hatte ein Walmdach, das mit dunkelroten Biberschwanzziegeln gedeckt war. Es war lange her, dass Marthaler ein so schönes Haus gesehen hatte.Aberes stimmte, das gesamteAnwesen war in einem Zustand, den man nur als erbarmungswürdig bezeichnen konnte. Der Putz des Haupthauses war vom Regen und denAbgasen verschmutzt, die Farbe der einstmals grünen Fensterläden abgeblättert, und die Fensterscheiben sahen aus, als seien sie seit Jahren nicht mehr gereinigt worden. Vor der Treppe aus rotem Sandstein türmten sich Plastiksäcke voller Müll, imHof spross das Unkraut,und in dem verwilderten Obstgarten standen die Wracks zweier Motorräder und eines verrosteten Volvos, auf dessen Dach eine dicke Katze lag, die jetzt zu dem fremden Besucher hinüberäugte.
    Marthaler stieg die Stufen hinauf und klopfte an die Eingangstür.
    «Hallo», rief er, «jemand zu Hause?» Niemand gab ihmAntwort.
    Er rief noch einmal, dann drückte er die Klinke.Als sich die Tür öffnete, schlug ihm der Geruch von Alkohol und kaltem Rauch entgegen.
    Er betrat einen kühlen, gefliesten Flur. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er lauschte, aber außer dem Bellen des Hundes war nichts zu hören.
    Er tastete sich an der Wand entlang; am Ende des Ganges sah er einen schmalen Streifen Licht. Er ging darauf zu und stand wenig später in einer großen Wohnküche, in der es aussah, als habe dort eine Bombe eingeschlagen.Auf der Spüle stapelte sich schmutziges Geschirr, auf dem Tisch standen eine Pfanneund ein Teller mit den Resten einer warmen Mahlzeit. Überall standen leere Flaschen und Gläser, und über den Stuhllehnen hing Damenwäsche, die man dort offensichtlich zum Trocknen aufgehängt hatte.
    Aus dem Nebenzimmer kam leise Musik. Er hörte jemanden hantieren. Dann eine brüchige Frauenstimme.
    «Mausi, bist du’s? Die Töle hatmich schon wieder geweckt. Gib dem Köter was zu fressen. Hast du dich rumgetrieben heut Nacht?Sei ein Schatz und mach deiner

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