Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen
aussehende junge Mann mit immer leicht verwilderter Lockenmähne hatte nun Spaß, sich teuer und stylish zu kleiden, konnte eine schöne Atelierwohnung mieten, ein schnittiges Auto fahren und mit einer bildhübschen Fernsehjournalistin sehr abwechslungsreich die Freizeit verbringen.
Eine Freizeit, die es allerdings kaum mehr gab, denn der Mann machte den Fehler, noch mehr verdienen zu wollen, daher zu viel anzunehmen. Aber er wollte eben nichts auslassen. Da hatte er eine Idee, die schon deshalb naheliegend war, da seine Freundin des Öfteren gesagt hatte, sie möchte auch einmal so ein Seriendrehbuch schreiben.
»Das kann doch nicht so schwer sein«, sagte sie. »Du scheißt diese Bücher ja geradezu.«
»Es ist nicht schwer.«
Er hatte bei einem Privatsender einen Vertrag für einen Dreiteiler im Abendprogramm, daher wegen des Abgabetermins für eine vierte und wohl letzte Staffel für den »Dr. Conrad« eine mittlere Panik. Also beschloss er, seiner Liebsten eine Chance zu ermöglichen.
Er erschien bei der Vorbesprechung mit der Leiterin des Fernsehspiels, der Dame, die ihm den Einstieg ermöglicht hatte, in Begleitung seiner Partnerin. Ohne Umschweife stellte er sie als seine bewährte Mitarbeiterin vor und ersuchte mit dem Unterton der Anordnung, dieser einen Vertrag für zwei Bücher zu geben, dann hätte er hinreichend Luft für die restlichen. Die Leiterin, an deren Seite erstmals ein kümmerlicher Dramaturg, Typ des universitär geprägten Berufsintellektuellen saß, hatte mit dieser Aufteilung sichtlich keine Freude. Da mag das so auffallend angenehme Äußere der jungen Dame mitgespielt haben, jedenfalls im Unterbewusstsein. Dennoch wollte die Leiterin ihrem Jungstar nichts abschlagen, zumal der ihr versprach, sich seiner Verantwortung als Supervisor bewusst zu sein.
Auf der fröhlichen Heimfahrt sagte der Autor zu der Seinen:
»Was du noch nicht weißt, mein Schatz, ist dieses. Du kriegst nicht nur den Vertrag für zwei Bücher vom Sender, du kriegst auch den Auftrag für zwei weitere Bücher von mir. Die schreibst du allerdings unter meinem Namen. Und ich zahle dir die volle Gage. Dann komme ich nämlich zeitlich hin.«
Sie war stolz und schaffensfroh.
Während der Arbeit an den Büchern forderte sie ihn einige Male auf, in ihren Text hineinzulesen, um ihr zu sagen, okay oder nicht. Er sagte immer, das sei nicht nötig, sie habe sein vollstes Vertrauen. Das war nun absolut unehrlich, denn in unbeobachteten Momenten las er sehr genau, was sie geschrieben hatte, und war amüsiert über ihr Geschick, ihn zu kopieren.
Die Bücher wurden abgegeben. Eine Redaktionssitzung wurde anberaumt.
Die Autoren wurden wieder von der Leiterin und ihrem Trabanten empfangen. Die Dame hatte ein sehr ernstes Gesicht. Sie wandte sich zunächst an den männlichen Teil des Teams:
»Da braucht man nicht viel zu reden, das ist alles so weit klar, es gibt ein paar Ausreißer nach oben, aber insgesamt verliert die Figur langsam ihren Reiz.«
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Ich bin in der Sache ausgeschrieben.«
Dann wandte sich die Leiterin an die Neo-Autorin.
»Also zu Ihren Büchern. Die Folge zwei kann ich mit einigem Bauchweh akzeptieren, obwohl der Witz da schon sehr weit hergeholt ist. Aber bitte, es soll sein. Ihr zweites Buch aber – welche Folge ist das?« Sie fragte den Dramaturgen.
»Die Folge sieben«, kam beflissen zurück.
»Genau. Die Folge sieben. Die ist indiskutabel. Da müssen Sie noch einmal drüber. Am besten mit seiner Hilfe. Wir schreiben Ihnen noch genau auf, was da geändert werden muss.«
Der Dramaturg nickte.
Jetzt kam die Leiterin richtig in Fahrt.
»Bevor Sie ans Ändern gehen, lesen Sie seine Folge neun. Das ist ein ähnlicher Plot, aber wie brillant ist das geschrieben, wie witzig und konsequent in der Durchführung!«
Die Autorin und der Autor sahen sich nur ganz kurz an, um sich des gegenseitigen Pokerface zu vergewissern. Denn die Folge neun war eines der beiden Bücher, die sie als er, also unter seinem Namen geschrieben hatte.
Sie hörte sich noch eine kleine Weile gespielt demütig an, was sie von sich selbst zu lernen hätte, dann wurde das Paar in Gnaden entlassen.
Die beiden gingen in ein nahes Bistro, bogen sich vor Lachen, tranken reichlich Sancerre, aßen Muscheln und Weißbrot und liebten sich an diesem Abend wie schon lange nicht mehr.
Warum die Sache etwa zwei Jahre später auseinanderging, hat einen banalen Grund. Sie wollte ein Kind. Er wollte keines. Er war
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