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Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Titel: Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langen Müller
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Spitzen gegen die ersten Bühnen, die da an den eigentlichen Talenten vorbeigingen.
    Der Gedanke, die Begeisterung des Kritikers könnte auch bei ihm überschwänglich gewesen sein, kam dem jungen Schauspieler nie. Wie denn auch? Bei den seltenen Einsätzen außerhalb der Off-Szene war der Freund doch auch des negativen Urteils fähig.
    Er hatte in den Augen des jungen Schauspielers nur einen Defekt: eine unsägliche Leidenschaft für Ballett. Er war selbstverständlich Fachmann und warf mit Insiderbegriffen um sich, in der naiven Annahme, jeder wüsste, wovon die Rede ist.
    Der junge Schauspieler verstand weder Französisch noch Ballettdeutsch, hörte aber immer mit gebotenem Takt und geheucheltem Interesse zu. Seine persönliche Abneigung gegen diese Art von Tanz verschwieg er aus pragmatischen Gründen.
    Den Höhepunkt des Missionarischen erreichte der Kritiker, als das große Opernhaus ein einmaliges Gastspiel des großen russischen Weltstars ankündigte. Diesen Mann schien der Kritiker sehr gut zu kennen. Er begründete, warum er viel, viel besser war und immer sein werde als alle anderen russischen Weltstars. Er beschrieb seine berühmten Choreografien, von denen noch Generationen von Compagnien abhängig sein würden, im Detail und erklärte, keine der wirklich großen Primaballerinen würde nicht wissen, wer der Einzige, der Unerreichbare sei. Kurz, auf diesem Gebiet hatte der Mann – aus der Sicht seines jungen Freundes – eine schwere Macke.
    Da er in seiner Redaktion eben auch für Ballett zuständig war, gingen die Vorankündigungen sowohl platzmäßig als auch inhaltlich über das übliche Maß weit hinaus. Die Kulturwelt hatte zu wissen: Dieses einmalige Tanzgastspiel ist das Größte, was es gibt.
    Es stand auch zu lesen, wer von wo zu diesem Abend heranzufliegen beabsichtige, sei es aus Theater-, Film-, Adels- oder Hochfinanzkreisen, und der junge Schauspieler kam nicht drum herum zu bemerken, es handelte sich um eine Vollversammlung der homosexuellen Elite und ihren flankierenden älteren Damen.
    Die Kritik erschien am Mittwoch. Sie las sich als die schlimmste Vernichtung eines alt und zu schwer gewordenen Exstars, der – und jetzt folgten zeilenweise Bezeichnungen von Sprüngen, Techniken und sonstigem Nichtmehrgekonnten – der es versäumt hatte, rechtzeitig abzutreten, der den höflichen Applaus nur dem Takt des Publikums zu verdanken hätte, der Sentimentalität der Fans und der Ahnungslosigkeit des Kultur-Jetsets. Die Kritik war für jemanden, der die Vorreden des Kritikers gehört hatte, einfach nicht begreifbar.
    Am Donnerstag war Stammtisch. Alle waren da. Selbstverständlich wurde der Kritiker gefragt, ob es denn wirklich so schlimm gewesen wäre. Der verteidigte seine Formulierungen erbittert, fast verzweifelt.
    Der junge Schauspieler wartete, bis alle außer seinem Freund gegangen waren. Dann tat er, was er sich fest vorgenommen hatte, er stellte die Frage: »Sag mir ehrlich, warum?«
    Der Kritiker sah ihn lange an und sagte dann mit dem Ausdruck eines um sein Leben Betrogenen:
    »Ich war nicht eingeladen.«
    Der Schauspieler schluckte.
    »Nicht eingeladen? Wo nicht eingeladen?«
    »Bei der Premierengala. Stell dir vor, wer da eingeladen war …« Er zählte Namen auf, deren Bedeutung oder Nichtbedeutung dem Gegenüber nicht in jedem Falle klar war, »und ich habe keine Einladung bekommen. Ich habe noch angefragt bei seinem Sekretär. Weißt du, was der gesagt hat? ›Sie stehen nicht auf der Liste.‹ Stell dir das vor!«
    Das sagte er so, dass klar war: Eine Vertiefung des Gesprächs verbat sich.
    Der junge Schauspieler wurde in eine andere Stadt engagiert. Er machte keine große, aber eine zufriedenstellende Karriere. Dann kam er wieder. Er entsann sich des Stammtisches. Er ging hin. Er wurde von denselben, älter gewordenen Leuten herzlich begrüßt. Ganz besonders von dem nicht älter, sondern alt gewordenen schwulen Kritiker.
    Der war nicht mehr so dominant im Gespräch. Er war scheuer geworden. Er nahm sich den Schauspieler zur Seite und erzählte, man hätte ihm in der Redaktion übel mitgespielt, seine Kompetenzen nach und nach eingeschränkt, man hätte ihn – »Stell dir das vor!« – der Voreingenommenheit bezichtigt und schließlich entlassen. Er lebte jetzt nur mehr von freier Mitarbeit und von der zum Glück immer eingezahlten Künstlerpensionsversicherung.
    Der nicht mehr junge Schauspieler blieb wiederum sitzen, bis sie nur mehr zu zweit waren. Er hatte das

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