Partnerin wider Willen
bereit bist. Ruf mich bitte an! Meine Handynummer ist die alte.«
Ellen las den Zettel erneut. Dann legte sie ihn auf den Küchentisch.
Nein, das Wiedersehen mit Britta hatte sie sich ganz anders vorgestellt. Genaugenommen hatte sie aufgehört, es sich vorzustellen. Und nun war es plötzlich da.
8.
N ach einer unruhigen Nacht war Ellen zeitig im Büro. Zuerst rief sie erneut bei Simone Bergrath an. Aber wie schon am gestrigen Abend nahm niemand ab. Danach rief Ellen Gruber an. Der klang tief besorgt, weil, wie er sagte, von seiner Freundin jedes Lebenszeichen fehlte. Er gestand, mit sich gerungen zu haben, ob er sie vermisst melden sollte.
»Warum suchen Sie Simone?«, wollte Gruber wissen. »Haben Sie denn immer noch Fragen an sie?«
»Ähm, also genaugenommen wollte ich Frau Bergrath um eine DNA-Probe bitten«, redete Ellen sich heraus. »Und Sie auch«, fügte sie schnell hinzu. »Zu Vergleichszwecken.« Vielleicht war die Tote ja doch nicht Simone Bergrath. Die konnte auch einfach nur ein paar Tage verreist sein, ohne dass sie es jemanden gesagt hatte. So was kam vor. »Kann ich einen Kriminaltechniker zu Ihnen schicken? Sie haben doch sicher auch was von Frau Bergrath da. Eine Zahnbürste vielleicht, die sie benutzt hat.«
»Ja, sicher«, sagte Gruber verdattert.
»Danke.« Ellen legte auf und gab im Labor Bescheid. »Holt euch vom Doc eine Vergleichsprobe von Simone Bergrath. Gebt mir so schnell wie möglich das Ergebnis durch.«
So, das war erledigt. In zwei, drei Stunden würde sie Bescheid wissen. Falls die Tote Simone Bergrath war, schuldete sie Dana etwas. Oder man betrachtete es einfach als eine Art Ausgleich . . . Ellen schmunzelte vor sich hin.
»Du siehst ja richtig zufrieden aus«, begrüßte Marco sie, einen dampfenden Kaffeebecher in der einen Hand und eine Tüte vom Bäcker in der anderen.
»Ich habe wahrscheinlich das Rätsel um die Identität des Brandopfers gelöst«, klärte Ellen ihn auf.
»Echt? Erzähl.« Marco fiel in seinen Stuhl, nachdem er Kaffee und Tüte auf dem Schreibtisch abgestellt hatte. Jetzt knisterte er lautstark mit der Papiertüte bei dem Vorhaben, an deren Inhalt zu gelangen.
»Simone Bergrath. Sie hat die illegalen Arbeiter verarztet. Auch den tollpatschigen Fliesenleger.«
»Sagt wer?« Marco schnupperte an dem Salamibrötchen, das er zutage gefördert hatte.
»Dana Wegener.«
Marco, den Mund schon geöffnet und bereit, genüsslich in das Brötchen zu beißen, klappten die Kiefer zusammen. »Bitte wer?«
»Du hast richtig gehört, unsere Aushilfsanstreicherin«, erwiderte Ellen. »Sie hat es geschafft, einem der Arbeiter die Information aus der Nase zu ziehen.«
»Das gibt’s ja nicht. Diese . . .« Marco biss nun endlich ab. »Dieses Teufelsweib«, sagte er anerkennend, während er kaute. »Und sie hat dich tatsächlich angerufen, um dir das zu sagen? Es geschehen noch Zeichen und Wunder.«
»Genaugenommen war ich bei ihr im Verlag, um . . .« Ellen hielt inne.
»Um?« Marco wartete gespannt.
»Ich dachte, ich mache sie besser darauf aufmerksam, wie gefährlich es ist, sich da auf der Baustelle rumzutreiben. Ich wollte ihr ans Herz legen, ihre Aktivitäten dort einzustellen.«
Marco schaute Ellen an. Dann grinste er wie jemand, der erkannte, dass man ihn auf den Arm nahm. »Jetzt mal ernsthaft«, sagte er.
»Das ist mein Ernst.«
Marcos Grinsen verschwand. Er kniff die Augen zusammen und durchbohrte Ellen mit stechendem Blick. »Dir muss doch klar gewesen sein, dass das ein hoffnungsloses Unterfangen war.«
»Ja, schon. Aber . . .« Ellen winkte ab. »Egal. Am Ende war es doch gut, dass ich da war, oder?«
»Wenn wir so das zweite Opfer identifizieren, ja.« Marco schüttelte den Kopf. Er nahm erneut einen Bissen. »Oh Mann, oh Mann, du und die Wegener, ihr seid mir ja ein Pärchen.« Ein großzügiger Schluck aus dem Kaffeebecher folgte.
Ellen runzelte die Stirn. »Was willst du damit sagen?«
»Ach, nichts.«
»Du hast doch selbst gesagt, es bringt nichts, auf sie loszugehen. Also habe ich mich arrangiert. Ist das verkehrt?«
»Nein.« Marcos Salamibrötchen wanderte erneut in seinen Mund. »Überhaupt nicht«, mampfte er. »Aber jetzt mal zurück zum Ernst des Lebens. Wie kommen wir an Gerstäcker ran? Der Kerl ist aalglatt, lässt alles von sich abprallen.«
»Wir brauchen einen Durchsuchungsbeschluss für sein Haus.«
»Mit welcher Begründung?«
»Nachdem wir sicher sind, dass zwischen Kessler und Gerstäcker nicht alles
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