Partnerin wider Willen
Ellens Ohr.
»Wir«? In Ellen regte sich Widerspruch. Ihrem Wissen nach war nicht sie es gewesen, die einen Rückzieher aus der Beziehung gemacht hatte. Aber das war alles vergangen.
»Ich freu mich so«, flüsterte Britta zärtlich. »Wenn du erst zurück in Berlin bist, nehmen wir uns eine gemeinsame Wohnung.«
»Ja.« Zurück nach Berlin. Das wär’s. Nur leider gab es dort keinen Job mehr. »Oder ihr kommt hierher«, sagte Ellen aus diesem Gedanken heraus. »Für Kinder ist so ’ne Kleinstadt ja auch viel besser. Geringere kriminelle Gefährdung, du weißt.«
»Ja, aber dann müssten die Jungs die Schule wechseln. Das geht nicht.« Britta strich sanft über Ellens Wange.
»Hm. Wir warten einfach bis zum Schuljahreswechsel.«
»Max und Marvin haben alle ihre Freunde in Berlin. Ich auch. Und du doch auch.«
»Meine Kollegen waren meine Freunde«, erinnerte Ellen. »Aber am Ende waren nicht viele übrig.«
Britta löste sich etwas von Ellen. »Martin lässt nicht zu, dass ich und die Kinder wegziehen. Niemals.«
Ellen trat einen Schritt zurück. »Reden wir jetzt wieder über Martin und die Kinder?«
»Nein.« Britta seufzte. »Jaaa«, räumte sie schließlich ein. »Aber die Kinder gehören zu mir. Und Martin ist nun mal ihr Vater.«
»Werden sie unser Zusammenleben bestimmen?«
»Aber nein!« Britta hob die Hände.
»Doch. Natürlich werden sie das«, sagte Ellen. »Zumindest zu einem großen Teil. Und das sollte für mich kein Problem sein.« Sie sank zurück auf ihren Stuhl. »Ist es aber.«
»Na ja, du musst dich erst an den Gedanken gewöhnen. Du bist keine Mutter.« Britta hockte sich wieder neben Ellen und legte die Hand auf ihren Arm.
»Aber ich muss eine sein, irgendwie, wenn wir zusammen sind«, stellte Ellen fest.
Britta nickte. »Ja. Doch das wird schon«, sagte sie zuversichtlich. Ein Grinsen folgte. »Man gewöhnt sich dran.«
Ellen lächelte schief. »Sicher«, sagte sie. Zögerte. »Aber es sind Martins Kinder«, fügte sie grüblerisch hinzu.
»Dafür können sie nichts«, verteidigte Britta ihren Nachwuchs.
»Natürlich nicht. Trotzdem.«
Britta erhob sich, stützte sich mit beiden Händen auf den Frühstückstisch und sah Ellen mit verkniffenen Augen an. »Was soll das? Wenn du nicht mit mir zusammen sein willst, schieb als Grund nicht meine Kinder vor.«
Ellen hob überrascht die Augenbrauen. »Wie kommst du darauf, dass ich . . .«
»Glaubst du, ich merke das nicht?«, fragte Britta beleidigt.
»Was merkst du?«
»Wie distanziert du bist.«
Ellen seufzte. »Nach dem, was passiert ist – was erwartest du?«
Brittas angespannte Haltung lockerte sich. Ihre Hände griffen nach Ellens Oberarmen und zogen Ellen erneut hoch. Sacht strich Britta durch Ellens Haar. »Ich weiß ja, dass es schwer für dich sein muss«, lenkte sie ein. »Was hältst du davon, wenn wir ein paar Tage Urlaub machen und wegfahren. Nur wir zwei.« Ihre Stimme nahm einen verführerischen Ton an. Sie küsste Ellen zärtlich. »Dann reden wir in Ruhe über alles. In entspannter Atmosphäre, ohne Druck. Okay?« Ihre Finger spielten sanft mit Ellens Ohrläppchen.
»Ich kann keinen Urlaub nehmen. Ich habe gerade eine neue Stelle angetreten.«
»Ach, komm schon. Nur ein paar Tage.«
»Wie soll ich das denn machen?«
»Ein Wochenende«, bettelte Britta dicht neben Ellens Ohr. »Irgendwo auf dem Land, in einem lauschigen Hotel oder einer romantischen Hütte. Wir verbringen die ganze Zeit im Bett.«
Wozu müssen wir dann wegfahren, ging es Ellen durch den Kopf. Und sie verstand sich selbst nicht. Brittas Vorschlag war perfekt. Genau das, was sie sich so lange gewünscht hatte! Er kam etwas später als erhofft, aber besser spät als nie. Warum sträubte sie sich auf einmal? Weil sie mitten in einem Fall steckte? Marco war durchaus in der Lage, ihn weiterzuführen. Er und die anderen Kollegen. Und wenn sie es etwas geschickt anfing, eine familiäre Angelegenheit vorschob, würde sie sicher zwei Tage freibekommen.
Brittas Gesicht war nun genau vor Ellens. »Wie hört sich das an, Schatz?«
»Sehr verlockend«, gestand Ellen. Ihr Mund senkte sich auf Brittas vertraute, weiche Lippen, liebkosten sie zärtlich und anhaltend. Bis Britta sie öffnete und mit ihrer Zunge die Ellens einfing. Es war wieder wie am Anfang. Die erste zarte Berührung zwischen ihnen. Und doch hatte Ellen das Gefühl, es fehle etwas.
Quatsch, Ellen, was soll denn fehlen?
Vielleicht war »fehlen« das falsche Wort. Es
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