Partnerin wider Willen
Minuten später kam Ellen zurück. Sie nickte Dana zu. »Alles klar, wir gehen.«
»Du bist der Polizeischutz?« Dana lächelte zufrieden. »Das hättest du doch gleich sagen können. Also dann, auf in den Verlag, ich habe eine Story zu schreiben.«
»Wir werden nicht in den Verlag fahren, sondern zu dir nach Hause. Du wirst da ja wohl auch Computer und Internet haben.«
»Schon, aber . . .«
»Je weniger belebt der Ort ist, an dem du dich aufhältst, desto sicherer ist es«, unterbrach Ellen Dana.
Dana zuckte mit den Schultern. »Wenn du meinst.«
Danas Wohnung war völlig anders, als Ellen sie sich vorgestellt hatte. Sie hatte mit vielen Bücherregalen gerechnet, praktischen Vierkantmöbeln, Ledersofa, Fernseher, fertig. Die warmen Farben und Formen, die perfekt miteinander harmonierten, überraschten sie. Sie vermittelten sehr viel Gemütlichkeit.
»Na, hast du dich umgesehen?« Dana reichte Ellen eine Tasse Kaffee.
»Nett hast du es«, sagte Ellen.
»Überrascht?«
»Ein wenig.«
Dana machte eine ausholende Handbewegung. »Setz dich doch. Oder tu, was man sonst so tut, wenn man Polizeischutz gibt. Ich werde an meinen Computer gehen.« Sie verschwand in ihrem Arbeitszimmer.
Ellen trat an die Balkontür und schaute aus dem Fenster. Gerstäckers Wagen – ein dunkelgrüner BMW, wie sie von Marco durch die Fahndungsausschreibung wusste – war nicht zu sehen. Aber Gerstäcker würde wohl auch kaum direkt vor Danas Haus parken. Ellen runzelte die Stirn. Im Grunde konnte sie nichts weiter machen als warten.
Nachdem Ellen einige Minuten in der Wohnung hin- und hergelaufen war und jedes Mal, wenn sie an Danas Arbeitszimmer vorbeikam, deren fragenden Blick auffing, sah sie ein, dass sie sich besser irgendwo setzen sollte. Sonst machte sie Dana nur nervös. Also nahm Ellen die Zeitung, die sie auf dem Küchentisch erspäht hatte, mit ins Wohnzimmer und setzte sich dort auf das Sofa. Ein paar Minuten später streckte sie sich darauf aus. Als die Zeitung durchgelesen war und nichts Ellens Gedanken mehr in Anspruch nahm, suchten die sich ein neues Beschäftigungsfeld. Und meinten offenbar, bei Britta seien sie auf eine Goldmine gestoßen. Gerade so, als wäre nicht alles klar, was sie und Britta betraf.
Britta und sie würden zurück nach Berlin gehen, eine wundervolle Beziehung haben, ein gemeinsames Leben, eine Familie. Sie würde vielleicht keinen Job mehr bei der Behörde bekommen, aber sie könnte eine Detektei eröffnen, sich selbständig machen. Das wäre doch mal was! Sie bräuchte nur Fälle anzunehmen, die sie interessierten. Personenschutz, verdeckte Ermittlungen, Recherchen verschiedenster Art. Sie wäre unabhängig!
Ja, wenn alles läuft wie im Märchen, Ellen. Mach dir nichts vor. Du wirst untreuen Ehemännern hinterherspionieren, der Prellbock in Mietstreitigkeiten und Nachbarstreits sein und für Firmen kontrollieren, ob Mitarbeiter wirklich krank sind oder blaumachen. Willst du das?
Ellen seufzte. Nein, das wollte sie nicht. Aber sie müsste über solche Aufträge froh sein, denn sonst ginge ihr nach spätestens drei Monaten Selbständigkeit das Geld aus. Es gab bereits jede Menge etablierte Detekteien auf dem Markt, mit denen sie als Einzelperson nicht ernsthaft konkurrieren konnte.
Bliebe immerhin die Alternative, sich von einer dieser etablierten Detekteien anstellen zu lassen. Was ja auch keine schlechte Lösung wäre. Und sie hätte dann auch viel mehr Zeit für Britta und die Kinder, als wenn sie sich selbständig machte.
Britta und die Kinder. Ellen seufzte erneut. Sie kannte Britta seit drei Monaten, und ja, sie liebte sie, aber eigentlich, wenn sie ehrlich war, ging ihr das Ganze gerade etwas zu weit. Warum sollte sie, Ellen, wegen der Kinder zurück nach Berlin?
Aber du wolltest doch gar nicht in die Kleinstadt, Ellen!
Ja, aber nun bin ich hier, und so übel ist es nun auch wieder nicht.
Wie würde das Zusammenleben mit Britta überhaupt aussehen? Mit zwei Kindern. Würden die die neue »Mutter« überhaupt akzeptieren? Und dann war da noch Martin. Jede Menge Schwierigkeiten waren vorprogrammiert. Würde ihre Liebe das aushalten?
Aber das ist gar nicht der Punkt, Ellen. Und das weißt du.
Der Punkt war, sie sollte nicht darüber nachdenken, ob ihre Liebe das aushielt. Der Punkt war, dass sie zweifelte. Man sollte nicht zweifeln, wenn man liebte. Man sollte glauben, jubeln, und im Bauch sollte es vor Aufregung kribbeln. Sie fühlte im Bauch nur ein unangenehmes
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