Partnerin wider Willen
Gefühlschaos.« Ellen schaute endlich auf. Sie machte ein miesepetriges Gesicht. »Oder ich muss Britta sagen, dass aus uns nichts wird.«
»Und das willst du auch nicht«, stellte Dana leise fest.
»Ich habe ihr wochenlang das Gefühl gegeben, sie sei feige. Jetzt nimmt sie ihren Mut zusammen, entscheidet sich für mich, und ich soll ihr sagen, ich habe mich geirrt?«
»So etwas kann vorkommen.«
»Sie hat ihr Leben, ihre Familie für mich ins Chaos gestürzt.«
»Das hat sie doch wohl auch für sich getan«, meinte Dana.
»Aber sie wäre niemals auf die Idee gekommen, wäre ich nicht gewesen.«
»Na, dann geh mit ihr. Mit reinem Gewissen und schlechtem Gefühl im Bauch.« Danas Stimme klang genervt.
»Dana!«
»Das ist nun mal die Alternative.«
»Gibt es keine andere Möglichkeit? Irgendein Zwischending?«
»Nein. Gefühle kennen keine Kompromisse.«
Ellen schaute Dana überrascht an. Diesen Satz aus dem Mund der Frau zu hören, die sonst für alles eine ironische Bemerkung auf Lager hatte, mutete sonderbar an. Danas Blick dabei legte sich merkwürdig schwer auf Ellens Herz. Er erinnerte sie an ein Gefühl, das dort schlummerte und möglicherweise auch etwas damit zu tun hatte, warum sie an sich und Britta zweifelte.
Möglicherweise, Ellen? Es schreit dir geradezu ins Gesicht, nur stehst du da und verschließt Augen und Ohren.
Aber das war doch absolut verrückt. In so kurzer Zeit. Und ausgerechnet Dana! Sie stritten sich andauernd, meistens über völlig überflüssige Dinge, und nur weil Dana sie geküsst und gesagt hatte, sie hätte sich in sie verliebt . . . nein, überhaupt, sie sagte, sie glaubte , sie hätte sich in sie verliebt. Was hieß das? Sie glaubte . Dass sie sich erst noch darüber klarwerden wollte? Und dann doch herausfinden würde, dass sie sich irrte? So wie sie, Ellen, sich mit Britta geirrt hatte? Vielleicht war sie aber auch nur verwirrt. Ihre Gefühle foppten sie. Sie konnte sich doch unmöglich in Dana verliebt haben!
»Deshalb ist es ja so kompliziert mit der Liebe«, sagte Dana jetzt.
Ellen sah Dana an.
»Was würdest du an meiner Stelle tun?«, fragte sie mit belegter Stimme.
»Herausfinden, was ich will.«
»Ja, aber wie?«
Dana schüttelte bedauernd den Kopf. »Keine Ahnung. Du bist doch Kriminalistin. Ist es nicht deine Spezialität, schwierige Fälle zu lösen?«
»Ja, aber normalerweise betreffen diese Fälle nicht mich selbst. Und normalerweise sind keine Gefühle involviert. Deshalb ist es ein besonders schwieriger Fall.«
»Unlösbar?«
»Im Moment kommt es mir so vor.«
Dana seufzte. »Ein Grund mehr, nach Hause zu gehen. Dadurch, dass du hier auf dem Sofa schläfst, löst sich dein Problem ganz bestimmt nicht.«
»Aber . . .«
Dana stand auf. »Komm schon, sei kein Feigling.«
Ellen erhob sich ebenfalls, wenn auch widerwillig. »Du hast recht. Verstecken bringt nichts«, lächelte sie Dana unglücklich an. »Aber du rufst mich an, sollte es hier irgendein Problem geben. Schon bei dem Verdacht auf ein Problem! Versprich mir das.«
»Ich versprech’s.«
Ellen ging zögernd in den Flur und nahm ihre Jacke von der Garderobe. Ihr Blick wanderte zu Dana, die in der Wohnzimmertür stand. »Besser noch, du rufst mich jede volle Stunde an, damit ich weiß, es ist alles in Ordnung.«
Dana schüttelte milde den Kopf. »Wie soll ich denn dabei schlafen? Oder du?«
Ellen stand betreten da.
»Nun geh schon. Ich schließe hinter dir ab.«
»Und du lässt dich nicht aus der Wohnung locken! Nicht durch Lärm im Hausflur oder sonstwas. Nicht mal, wenn eine Feuer ausbricht. Du rufst erst mich an.«
»Ellen, es ist gut. Ich bin schon groß.«
»Ja, aber leider nicht vernünftig.«
Dana kam auf Ellen zu und schob sie sacht zur Tür. »Mehr als du glaubst.« Ihre Augen schimmerten dunkel.
10.
» W ir müssen Gerstäcker das Wasser abgraben. Keine Flucht ohne Geld. Lassen wir sein Konto sperren«, schlug Marco vor. »Was meinst du?«
Ellen kaute abwesend auf ihrer Unterlippe. Ihre Gedanken weilten beim gestrigen Abend mit Britta. Schon auf der Fahrt von Dana nach Hause hatte Ellen gemerkt, wie sich etwas in ihr sträubte. Und als sie die Haustür hinter sich ins Schloss drückte und Britta sie freudestrahlend begrüßte, fühlte sie sich auf unerklärliche Art eingeengt. Beinah gefangen. Was sie, das gestand Ellen ein, maulfaul werden ließ. Aber wer redete schon gern, wenn er sich so fühlte. Dann war man einfach mit sich selbst beschäftigt. Britta
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