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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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Besonderes?«, fragte er. »Oder bloß reich?«
    Mona versuchte, sich ihren Vater vorzustellen, und auf einmal merkte sie, dass sie langsam vergaß, wie er ausgese hen hatte, wie seine Stimme geklungen hatte. Sein Lachen. Und da fehlte er ihr noch mehr.
    »Er ist mit mir immer in den Zoo gegangen, so oft ich wollte. Manchmal dreimal in der Woche«, sagte sie. »Er hat alles für mich gemacht.«
    Mirko ließ sich zurückfallen und starrte gegen die Decke.
    »Der hat dich nicht geschlagen oder so was, stimmt’s?«
    »Natürlich nicht!«, sagte Mona.
    Mirko schnaubte durch die Nase. Er spielte mit seinem Ta bakpäckchen, das unter dem Druck seiner Finger knisterte.
    »Und Kohle hat er auch immer genug nach Hause ge bracht.«
    Mona runzelte die Stirn. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob er mehr Geld verdient hat oder meine Mutter.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Er war Anwalt«, sagte Mona. »Er hatte immer so komi sche Fälle.«
    »Was denn für Fälle?«
    Mona erinnerte sich, dass ihre Eltern immer nur in An deutungen über die Fälle gesprochen hatten, damit Mona nicht so viel mitbekam. Aber je geheimnisvoller es geklun gen hatte, desto größer waren Monas Ohren geworden.
    »Er hatte mit Strafrecht zu tun. Also mit Mördern, was weiß ich, Triebtätern, Totschlägern, Kinderschändern. Sol che Leute hat er verteidigt.«
    »Wow!«, sagte Mirko.
    »Willst du was trinken?«, fragte Mona, um das Thema zu wechseln.
    »Was gibt es denn?«
    »Weiß nicht: Kaffee, Tee, Cola, Mineralwasser, Tonic.«
    Mirko deutete auf die Bar. »Das Zeug da sieht gut aus.«
    Mona zögerte. »Alkohol?«
    Mirko grinste. »Wieso? Trinkst du keinen Alkohol?«
    »Ich bin fünfzehn«, sagte Mona. Und im gleichen Augen blick war ihr der Satz so peinlich, dass sie rot wurde. Schnell fügte sie hinzu. »Ich trink manchmal abends einen Schluck Wein zum Essen mit meiner Mutter.«
    Mirko musterte sie. Dann nickte er. »Okay. Du be stimmst. Dann eben Tee.« Er folgte ihr in die Küche.
    Er lehnte an dem Küchenblock in der Mitte der Küche und ließ seine Hände über den blank polierten Stahl gleiten, während Mona Teewasser aufsetzte und zehn verschiedene Dosen mit Tee vor ihm aufbaute. »Also, was trinkst du lieber? Schwarzen oder grünen Tee? Wir haben Orange Pekoe und Darjeeling und diese anderen Sorten hier, aber viel leicht magst du lieber Jasmintee? Ich kann uns auch einen Ingwertee machen.« Sie holte aus dem Küchenschrank ein paar Ingwerknollen und hielt sie Mirko hin. »Ganz frisch.«
    »Ich trink, was du trinkst. Aber ich glaub, das Zeug da«, er deutete auf die Ingwerknollen, »ist nicht mein Ding.«
    »Dann mach ich uns einen Jasmintee.« Mona stellte die Zuckerschale und ein Tellerchen mit Zitronenscheiben auf ein Tablett, dazu zwei Tassen, zwei Untertassen, kleine Tee löffel, Servietten.
    Mirko hob abwehrend die Arme. »Hör auf! Was soll der ganze Firlefanz. Die Untertassen kannst du dir auch spa ren.«
    Mona stellte die Tassen wortlos wieder zurück und holte Becher aus dem Schrank.
    Nach einer Weile, während sie warteten, dass das Wasser kochte, fragte Mirko: »Und wer putzt das hier alles?«
    »Das macht Fernanda«, sagte Mona.
    »Aha. Fernanda.«
    »Sie kommt aus Portugal . . .«, sagte sie, aber dann wusste sie nicht weiter. Sie wollte ihn auf keinen Fall mit ihrem Ge quatsche nerven.
    Nachher zeig ich ihm die Sibirischen Tiger, dachte sie , und dann schick ich ihn weg.
    »Was ist mit deinem Vater?«, fragte sie, als Mirko das Tee tablett in ihr Zimmer balancierte.
    »Gibt es nicht mehr«, sagte Mirko. »Und ist auch besser so.«
    Mona wartete.
    Mirko schwieg so lange, bis sie begriff, dass er über seinen Vater kein weiteres Wort mehr sagen würde.
    Sie schloss die Tür, die zum Flur führte, und auch die Tür zu ihrem Bad.
    »Wenn du willst«, sagte sie, »kannst du jetzt rauchen.«
    »Wirklich? Das riecht deine Mutter doch.«
    »Ich lüfte, wenn du wieder weg bist«, sagte Mona. »Und außerdem ist sie nicht da.«
    »Wo ist sie denn?«
    »In Prag.«
    »Aha. Und für wie lange?«
    »Bis nächstes Wochenende.« Schon in dem Augenblick, in dem sie die Worte ausgesprochen hatte, bereute Mona es.
    »In Prag? Was macht sie da?«
    »Na, was schon. Sie dreht.«
    Mirko nickte, er drehte sich seine Zigarette, zündete sie an und blies Kringel in die Luft.
    »Deine Mutter ist Schauspielerin«, sagte er. »Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein.« Er lächelte Mona an. »Ich hatte es ganz vergessen.«
    Mona erwiderte sein Lächeln und

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