Party Girl - Roman
Mona möglichst beiläufig.
Er schüttelte den Kopf und schob das Handy zurück. »Ich check nur gerade die Partylage heute Abend. Was hältst du von Techtronic?«
»Weiß nicht«, sagte Mona. Sie hatte keine Ahnung, was genau Techtronic war.
Er schaute kurz auf und lächelte. »Du stehst bestimmt auf so Sachen wie Cold Play oder Keal.«
Mona zuckte mit den Schultern. Klar, sie kannte die Popgruppen, aber sie machte sich nicht viel daraus. Sie war eben mit klassischer Musik aufgewachsen. Die Schmusesän ger, auf die ihre Freundinnen so standen, fand sie ehrlich gesagt albern, und von den wummernden Bässen hatte sie auf Partys schon oft Kopfschmerzen bekommen. Aber vielleicht lag das nur daran, dass sie nicht mit dem richtigen Typen da gewesen war. Vielleicht war das einfach eine Frage der Stimmung, in der man sich befand.
»Ist das deine Lieblingsmusik?«, fragte sie. »Techtronic?«
»Ich bin da offen für alles. Aber bei Techtronic kannst du auf der Tanzfläche richtig loslegen, wenn du gut drauf bist. Manchmal brauch ich das einfach, zum Abreagieren.«
Mirko verschränkte die Arme hinter dem Kopf, streifte wie aus Versehen Monas Haare, guckte nach oben. Er atme te tief ein und wieder aus. Saß breitbeinig da, wippte mit den Füßen. Schaute sich um. Der Stuck an der Decke, die ser barocke schneeweiße Schnickschnack aus Gipsputz, war Mona nie so aufgefallen wie in diesem Moment.
»Hier ist es unheimlich still«, stelle Mirko fest.
Mona rutschte noch ein bisschen näher an ihn heran. »Stimmt.«
»Geht dir das nicht auf den Geist?«, fragte Mirko.
»Manchmal schon«, erwiderte Mona.
»Du kommst mir echt vor wie diese Prinzessin aus dem Märchen. Da gibt es doch dieses Mädchen . . . Dornrös chen . . .«, sagte Mirko. »Die schläft hinter einer Dornenhe cke. Während draußen das Leben tobt.«
Mona lachte verlegen. Ich bin erst fünfzehn, dachte sie. Das Leben kann noch genug toben. Aber Mirko war ein Typ, dem man so etwas nicht sagte. Sie spürte, dass er jemand war, der mitten im tobenden Leben sein wollte – und zwar immer und von Anfang an. Von ihm ging so eine nervöse Spannung aus, wie von einem Hundertmeterläufer vor dem Rennen.
»So allein in so einer Riesenwohnung. Mann! Was man da alles machen könnte! Hast du hier schon mal Party ge macht?«
Mona schüttelte den Kopf. »Wir sind erst vor vier Mona ten eingezogen.«
»Ach so, verstehe. Wäre geil. So viel Platz! Mann!« Er breitete die Arme aus. »Wenn ich hier allein wäre, dann würde ich . . .«, er stoppte.
»Ja? Was würdest du?«
»Ich würde...ach... eine ganze Menge würde ich. Gute Musik auflegen, mir etwas besorgen, das mich in Stimmung bringt . . .« Er lächelte sie an. »Und ein scharfes Mädchen.«
Mona rutschte vorsichtig etwas von ihm weg. Ein scharfes Mädchen war sie nicht. Wollte sie nicht sein.
Mirko verstand. Er räusperte sich, richtete sich auf, stellte die Knie nebeneinander und schnellte hoch wie eine Feder. »Ich hab noch was zu erledigen.« Er sah auf seine Armband uhr.
Mona wollte fragen: Was hast du denn vor? Ich dachte, du hättest dir den Nachmittag für mich freigehalten. Das hast du doch vorhin so großspurig erklärt. Aber sie schluckte die Be merkung herunter. Es ging sie schließlich nichts an. Sie wollte nicht aufdringlich sein.
»Aber ich komm wieder«, sagte Mirko. Er lächelte. »Ich hol dich später ab. Heute kriegst du mal eine satte Dröhnung Partyleben, damit du nicht hinter deiner Rosenhecke verschimmelst.« Er lachte, fasste ihre Handgelenke und zog sie sanft aus dem tiefen Sofa.
»Wir beide gehen heute Abend auf eine geile Party. Wie klingt das? Du und ich?«
»Weiß nicht.« Mona zögerte. »Wann denn?«
»Ich hol dich um neun ab.«
Neun Uhr fand Mona eigentlich ziemlich spät, um dann erst wegzugehen. Sie musste immer spätestens um elf zu Hause sein, wenn Charlotte da war. Wenn sie nicht da war, ging Mona sowieso nicht weg.
Aber das musste Mirko ja nicht wissen. Und Charlotte drehte heute Nacht. Und glaubte, dass ihre Tochter brav zu Hause im Bett lag.
Der Gedanke elektrisierte Mona. Auf einmal hatte sie richtig Lust, abends noch wegzugehen, ohne darüber Re chenschaft ablegen zu müssen.
Es stimmt, was Mirko gesagt hat, dachte Mona, ich erlebe nichts. In meinem Kalender gibt es keine Höhepunkte, nichts, dem ich entgegenfiebern würde. Ich verschlafe meine beste Zeit. Und draußen tobt das Leben.
Das muss sich ändern. Und zwar jetzt!
»Was soll ich anziehen?«, fragte
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