Party Girl - Roman
auch nicht mehr als eine. Hat eine Wirkung von mindestens zwölf Stunden. Am Montag in der Schule bist du fit wie ein Turnschuh.«
Mona grinste, sie starrte die Pille an. »Dann sollte ich sie am Dienstag nehmen. Da schreiben wir nämlich Mathe. Hilft so was auch beim Denken?«
»Aber sicher doch. Das macht deinen Verstand hellsich tig, durchsichtig, kristallklar. Probier es aus. Jetzt gleich. Für die Mathearbeit kriegst du noch eine.«
Mona legte sich die Pille auf die Zunge. Nahm die Teetas se und spülte die Tablette herunter. Sie ließ Mirko nicht aus den Augen und Mirko ließ sie nicht aus den Augen. Er nick te zufrieden. »Na siehst du, geht doch.«
»Und wie lange dauert es, bis ich was merke?«
»Geht schnell. Halbe Stunde oder so.«
Mona lehnte sich zurück. »Okay«, sagte sie, »dann krieg ich jetzt erst mal den Schlüssel.«
»Klar, den kriegst du, du kriegst den verdammten Schlüs sel. Hab ich dir doch gesagt, oder?«
Mona nickte. Sie wollte keinen Streit mit Mirko. Mirko hatte sich für sie entschieden. Mirko beschützte sie. Er kümmerte sich. Er sorgte sich sogar um sie, weil sie nicht genug aß. Das war total lieb. Und er küsste unglaublich gut. Auch wenn er heute ziemlich fies zu ihr gewesen war, bei ihm fühlte sie sich gut. Anders als sonst, irgendwie aufregender. Sie beobachtete ihn, wie er zur Bar ging, die Flaschen hochnahm und die Etiketten studierte. Er lächelte ihr zu. »Säuft deine Mutter das ganze Zeug alleine?«
»Das ist für Gäste.«
Mirko lächelte. »Und ich bin Gast.« Er hielt eine Whisky flasche hoch, auf der 24 years old stand. »Ich nehm mir ei nen, ja?«
»Klar«, sagte Mona.
Sie schaute sich im Zimmer um. Das Zimmer sah aus wie immer. Ein bisschen zu elegant, fand sie. Ein bisschen zu protzig, die Vorhänge hätten nicht unbedingt Taft sein müssen. War schließlich kein Schloss, ihre Mutter keine Königin und sie keine Prinzessin.
Wenn Mama zurückkommt, dachte Mona, sag ich ihr das. Dass es zu protzig ist. Sie überlegte, wie das Wohnzimmer wohl aussähe, wenn man die Wände dschungelgrün anstrei chen würde. Oder rot. Sie hatte mal mit ihrer Mutter in ei nem Hotel in Italien gewohnt, in einem roten Zimmer. Schneeweiß bezogene Betten, tausend Kopfkissen in allen Größen, Deckenstrahler, die wie Sterne geblinkt hatten. Echt schräg. Ach ja, sie kicherte, und ein goldener Schreib tisch.
»Ich hab schon mal in einem Zimmer mit einem golde nen Schreibtisch gewohnt«, gluckste sie. »Wie findest du das? Setz dich doch zu mir.«
Mirko kam mit seinem Glas und warf sich neben sie aufs Sofa. Er trank sehr langsam seinen Whisky.
»Wo war das?«, fragte er.
»Italien. Florenz oder so. Weiß nicht mehr genau. Kann auch Pisa gewesen sind.«
»Hast du den Turm gesehen?«
Mona nickte. Sie kicherte wieder. »Ist echt superschief. Wirklich.« Sie richtete sich auf und schaute Mirko an. »Das glaubst du erst, wenn du vor dem Turm stehst, wie schief der ist.«
Mirko beobachtete sie, als sie versuchte, ihren Unterarm so abzuwinkeln, dass sie damit demonstrieren konnte, wie schief der Turm von Pisa war.
Sie kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder. Ihr Un terarm stand immer noch schief. Sie drückte den Arm mit der linken Hand runter, prustete los. »Ich lach mich krumm.«
Mirko trank seinen Whisky. In ganz kleinen Schlucken. Er musterte sie. »Und?«, fragte er. »Wie geht’s?«
Mona ließ sich gegen Mirko fallen. »Mir geht’s super.«
»Echt?«
»Ja, echt.« Sie hatte Lust, ihn zu küssen, aber irgendetwas störte. Sie runzelte die Stirn. Irgendwas war. An irgendwas wollte sie sich erinnern.
Ah. Ja! Der Schlüssel! Sie schob ihre Finger in Mirkos Ho sentasche.
»Hey, was soll das?«, fragte Mirko amüsiert. Er umklam merte ihr Handgelenk.
»Mein Schlüssel«, sagte Mona. »Gib mir den Schlüssel. Jetzt. Bitte.«
Mirko schob sie von sich weg. Hielt sie an den Schultern. Mona schloss die Augen. Gleich küsst er mich, dachte sie. Sie beugte sich vor. Sie wartete. Aber Mirkos Lippen spürte sie noch nicht.
»Ich verrat dir ein Geheimnis«, flüsterte Mona. »Ich hab mich auch für dich entschieden. Küsst du mich jetzt?«
Mirko hielt ihre Schultern eisern umklammert, drückte sie nach unten. »Gleich. Aber erst sieh mich an. Ich muss was mit dir besprechen.«
Mona öffnete die Augen. Schaute ihn an. Lächelte glücklich. »Du hast unheimlich schöne Augen«, sagte sie. »Wie Kastanien. Ich mag Kastanien. Im Herbst sammle ich sie immer und tu sie in
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