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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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kannte den Sicherheitscode. Und er hatte dieses Foto. Das Foto, das sie, Mona Preuss, betrunken, weggetreten, zugekifft und halb nackt auf ir gendeiner Straße zeigte.
    Ich sitze in der Scheiße, dachte sie.
    Und wie tief. Oh Gott.
    »Du vertickst die Pillen in deiner Klasse«, sagte Mirko, »und dann in der ganzen Schule und bald wird es keine Par ty mehr geben ohne mein Baby. Du wirst das Party Girl, die Party Queen, die den Leuten den Stoff besorgt, der sie high macht, der sie glücklich macht, der sie den Scheiß-Alltag, den Scheiß-Schulstress vergessen lässt.«
    Mona sprang auf. Ihr Gesicht war feuerrot, sie stemmte die Hände in die Hüften. Sie schrie: »Und wie soll ich das machen, verdammt noch mal? Ich geh auf keine Partys, auf denen Drogen genommen werden.«
    »Auf allen Partys werden Drogen genommen, Süße.«
    »Ich hab nie Drogen genommen! Ich weiß nicht mal, wer aus meiner Klasse so ein Zeug nimmt! Das ist doch Schwachsinn! Such dir jemand anderen. Ich kann das nicht.«
    Mirko sprang jetzt auch auf. Er legte seine Hände um ihre Schultern. Er kam mit seinem Gesicht so nah, dass ihre Nasenspitzen sich berührten. »Denk an das Foto und an deine tolle Mami. Du kannst das. Es ist ganz einfach. Du machst die Leute glücklich! Sie werden dich lieben, denn du gibst ihnen gute Ware für gutes Geld. Wir betrügen niemanden. Wir verhelfen ihnen zu schönen Gefühlen. Das ist doch der Wahnsinn. Ich bring dir alles bei, was du wissen musst. Ganz wichtig ist, dass du den richtigen Einstieg findest. Und ich weiß schon, wie.«
    »Gibst du mir danach den Schlüssel wieder und löschst das Foto?«, flehte Mona.
    Mirko lächelte. Er beugte sich vor und küsste, bevor sie das Gesicht wegdrehen konnte, ihre eiskalte Nasenspitze.
    »Ehrenwort.«

8. Kapitel
    Später dachte Mona noch oft an diesen Tag zurück. An die ses Wochenende, an den Albtraum, der nicht enden wollte. Irgendwann war Mirko gegangen und hatte sie allein gelas sen. Mona hatte einen Stuhl genommen und ihn unter die Klinke der Wohnungstür geklemmt.
    Sie wusste, dass es nichts helfen würde. Wenn er zurück kommen wollte, würde er zurückkommen. Jederzeit. Er hat te sie in der Hand. Er hatte das Foto.
    Wie in Trance hatte sie sich auf dem Sofa zusammenge rollt, in Fötusstellung, die Fäuste gegen den Magen ge presst. Ab und zu hatte ein Geräusch die Stille der riesigen Wohnung durchbrochen und ihr wurde erst nach einiger Zeit klar, dass es ihr eigenes Wimmern war.
    Sie dachte daran, die Polizei anzurufen, ihre Mutter, ihre Tante Ische, doch jedes Mal, wenn sie zum Hörer griff, ließ sie ihn wieder sinken.
    Jeden Morgen, wenn sie mit der Tram zur Schule fuhr, beobachtete sie die Leute, die in der Bild-Zeitung lasen, in der Abendzeitung. Ein ganzer Waggon voller Leute, die Gesichter grau vor Müdigkeit, die auf die riesigen Schlagzeilen starrten. Die das alles, ob es nun wahr war oder nicht, gierig aufsaugten. Und es später weitertratschen würden, ihren Kollegen, ihren Freunden, ihrer Familie. Ein Schneeballsys tem, eine Lawine, die immer größer wurde, wenn sie erst einmal losgetreten war. Leute, die davon lasen, welche Dramen die Reichen und die Berühmten durchleiden mussten, wie die Promis durchdrehten, wie sie sich blamierten. Sie sah, wie die Leser sich am Unglück derjenigen labten, die so privilegiert waren. Um so für eine Weile nicht an das eigene Elend, das eigene Unglück denken zu müssen. Geschieht denen recht, dachten vielleicht einige von ihnen.
    Ob sie wohl jemals überlegten, dass die paar Sätze Leben zerstören konnten? Ob sie ahnten, was ein paar Schlagzei len anrichten konnten?
    Vor Kurzem war der Sohn einer bekannten Schauspiele rin zu neun Monaten Haft wegen Drogenbesitz verurteilt worden. Die Schauspielerin war eine gute Bekannte ihrer Mutter und Charlotte hatte sich unglaublich darüber aufge regt, dass jeder ein paar Stunden später nachlesen konnte, wie es der berühmten Mutter angeblich damit ging. »Schock für TV-Star! Wie sehr muss sie noch leiden?«, hatte damals in der Zeitung gestanden.
    Mona hatte ihre Mutter versucht abzulenken, wie immer, wenn die Rede auf die Presse und ihre Schmutzkampagnen kam. Denn sie hatte nur zu genau gewusst, was passieren würde. Charlotte würde wieder an damals denken, sie wür de wieder die eigenen Schlagzeilen vor Augen sehen, sie würde sich da reinsteigern, würde anfangen zu weinen und Mona – Mona würde hilflos danebensitzen, ihre Hand hal ten und denken: Das ist meine

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