Party Girl - Roman
das Menü. Er ließ Mona dabei keinen Moment aus den Augen. Dann hielt er ihr das Display hin.
Das Mädchen auf dem Foto hatte die Augen halb geschlossen. Schlafzimmerblick. Das Gesicht war sehr blass, die Lippen ebenso bleich. Ihr Trägertop war verrutscht, zeigte viel nackte Haut. Sie kauerte hinter einem Auto, einem Taxi, hinter sich eine Pfütze mit Erbrochenem. Unter den Augen malte die verschmierte Wimperntusche große Schatten. Sie lächelte abwesend und streckte dem Betrachter die Arme entgegen, als wolle sie ihn umarmen. Sie sah aus wie ein Mädchen auf einem ganz schlimmen Trip.
Mona schloss die Augen.
»O Mann.« Mirko seufzte. » Wie schnell kann so ein Foto in die falschen Hände geraten.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich bräuchte nur kurz die Nummer dieser Zei tung eingeben, wie heisst die noch? Die so gerne Skandale aufdeckt. Ach ja: die BILD! . . .« Mona wollte ihm das Handy wegschnappen, er streckte den Arm hoch. »Sollen wir es wirklich so weit kommen lassen? Denk nach, Süße.«
Mona dachte: Scheiße, Scheiße, Scheiße! Wie konnte ich so blöd sein? Mein Gott, wenn Mama das erfährt! Wenn der Mistkerl das wirklich wahr macht . . . Und die ganze Welt mitbekommt, dass ich . . .
Oh Gott, nein!!! Sie hatte das Gefühl zu ersticken.
Sie saß in der Falle und hatte keine Ahnung, wie sie da wieder rauskommen könnte.
Mirko spielte lässig mit seinem Handy, scrollte durch die Menüs. Wahrscheinlich schaute er immer wieder das Foto an.
Mona schniefte. »Was muss ich machen, damit du das Fo to löschst?«, fragte sie kläglich.
Mirko ließ das Handy in die Jackentasche gleiten. Er tät schelte ihr Gesicht. Wie man ein kleines Kind lobt.
»Na also, langsam kapierst du!« Mirko lächelte sie an. »Du hilfst mir ein bisschen bei meiner Arbeit, mehr will ich gar nicht.«
»Bei deiner Arbeit?«
»Keine schwere Arbeit, hat nichts mit Sex zu tun oder so, falls du das denkst.«
Mona sagte nichts, ihr Herz schlug, während Mirko lässig mit ihrem Haustürschlüssel spielte.
»Deine Schule«, sagte er, »ist wie ein weißer Fleck auf mei ner Karte.«
»Auf welcher Karte?«
»Auf der Karte von München, auf der Karte aller Münch ner Schulen. Mit deiner Schule machen wir leider noch kei ne Geschäfte.«
Mona runzelte die Stirn. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und versuchte, gegen ihr Herzklopfen anzu kämpfen. Aber das verschlimmerte die Sache nur noch mehr.
»Dabei gibt es«, fuhr Mirko ungerührt fort, »an deiner Schule genauso viele Leute, denen man Stoff verticken kann, wie an jeder anderen Schule auch.«
Er beugte sich vor. Er sah Mona eindringlich an. »Ich will da ins Geschäft kommen, verstehst du?«
»Nein«, wimmerte Mona.
Mirko lachte leise. »Natürlich verstehst du. Du hast vom ersten Augenblick an verstanden, worum es hier geht. Stoff wechsel.«
»Du bist ja verrückt!« Mona schrie jetzt. Sie zitterte am ganzen Körper.
Mirko legte seinen Zeigefinger an die Lippen und drehte die Augen zur Zimmerdecke. »Nicht so laut, Süße. Der ge niale Collegekollege da oben könnte sonst denken, dass wir zwei Vögelchen uns streiten. Das wär nicht gut.«
Mona legte die Hände vors Gesicht. Scheiße, dachte sie, Scheiße, Scheiße, Scheiße.
»Natürlich wirst du beteiligt«, sagte Mirko. »Ist ganz klar. Du sollst das nicht umsonst machen. Ich meine, ich hab dich mit dem Foto zwar in der Hand, aber ich bin kein Aus beuter. Du kriegst zwanzig Prozent. Die kannst du dir bar oder in Stoff auszahlen lassen. Wenn du erst mal merkst, wie gut dir das Zeug tut, wirst du viele bunte Pillen haben wollen.«
Mona atmete langsam und tief ein und wieder aus. Sie glaubte, sonst würde sie ersticken.
»Du vertickerst für mich die schönen bunten Smarties an deiner Schule, und wenn das Geschäft richtig läuft, steigt je mand von uns da ein und du bist raus. Ist das ein Deal?«
Mona reagierte nicht.
Mirko nahm die Hände von ihrem Gesicht und schaute ihr in die Augen.
»Das ist nur eine Frage von ein paar Monaten oder so. Du musst das nicht ewig machen, wenn du nicht willst. Es sei denn«, er grinste, »du kriegst Spaß an der Sache.«
»Spaß!«, fauchte Mona.
»Okay. Du sollst das Geschäft nur anrollen lassen. Den Rest machen wir selbst.«
Mona hätte fragen können: Wen meinst du eigentlich mit wir?
Aber sie fragte nicht, weil es egal war. Weil es nichts brachte. Auch wenn sie das wüsste: Mirko hatte sie reingelegt und erpresste sie.
Er hatte ihren Schlüssel. Er
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