Party Girl - Roman
die Knie, damit das Zittern aufhörte.
»Hast du das eben nur so dahingesagt?«, fragte Miriam.
Mona lächelte, sie hatte das Gefühl, eine Grimasse zu schneiden. »Vergiss es«, sagte sie.
»Nein, will ich nicht.« Miriam beugte sich vor, dämpfte ihre Stimme. »Ich hab zwei Fünfen geschrieben in den letz ten Arbeiten. Noch eine Fünf kann ich mir nicht leisten, dann krieg ich einen blauen Brief.«
»Miriam ist schon einmal sitzen geblieben.« Jasper legte zärtlich den Arm um Miriam. »Und wir wollen doch bis zum Abi zusammenbleiben.«
Miriam sah ihn an. »Ich dachte, wir wollten unser ganzes Leben zusammenbleiben.«
Jasper küsste sie. »Ich meine doch in einer Klasse.«
Mona schwitzte. Sie hasste sich dafür, dass sie heute Morgen, nur weil es neblig ausgesehen hatte, einen Roll kragenpulli angezogen hatte. Wer trug heute noch einen Rolli! Und das in dem gut beheizten Museum. Und darü ber noch die Jacke, die sie auf keinen Fall ausziehen durfte.
Auf gar keinen Fall! Denn in der Jackentasche steckten die Pillen.
Miriam hingegen hatte nur ein weißes, über dem Busen gerafftes Shirt an. Ihren Pulli hatte sie über die Umhängeta sche gelegt.
»Wir warten«, sagte Jasper.
Mona grinste schief. »Worauf wartet ihr?«
»Dass du uns was erzählst.«
Mona tat, als zögerte sie, als habe sie keine Lust, noch wei terzureden, aber die beiden hielten sie fest. Sie waren nicht wirklich gierig, aber interessiert. Sie hatten angebissen. Mo nas Hände waren klitschnass. Aber sie lächelte irgendwie unbekümmert. Und plötzlich fühlte sie noch etwas anderes als Schwärze und Panik und Leere. Sie war stolz, dass die an deren ihr zuhörten.
»Keine Ahnung«, sagte sie mit ein bisschen mehr Sicher heit. »Ich meine, ich nehm das vor schwierigen Arbeiten. Ich muss meinen Kopf klar kriegen, damit ich wenigstens begreife, wie die Aufgabe heißt. Wenn ich vor einer Arbeit nichts nehme, dann ist in meinem Kopf nur Nebel und Grießbrei.«
Jasper grinste. »Du sagst es.«
»Du bist unheimlich gut in der Schule, oder?«, fragte Mi riam.
Mona zuckte mit den Schultern. »Könnte besser sein.«
»Und was nimmst du vor der Arbeit?«
»Pillen«, sagte Mona.
»Und was sind das für Pillen?«
»Kleine gelbe, mit einem Elefanten drauf.« Mona lachte. »Elefanten haben doch dieses Supergedächtnis. Genau rich tig für die Arbeit. Ich meine, wenn ich die Aufgaben sehe, dann bin ich so unter Druck, so in Panik, da ist mein Ge hirn wie ausgelöscht. Vielleicht geht euch das ja nicht so.«
»Und ob es uns so geht«, seufzte Miriam. »Mathearbeiten machen mich völlig fertig. Wegen Mathe wollte ich schon zweimal die Schule schmeißen. Und Treuchi mit seinem hohen Anspruch gibt mir den Rest.«
Verena tauchte auf, schaute neugierig zu ihnen hinüber. Mona sah sie aus den Augenwinkeln. Sie schwitzte noch mehr. Verena kam auf sie zu, mit ausgestreckten Händen, sie lachte, sie wollte was erzählen, sie fing schon an. »Also, ihr glaubt nicht, was eben . . .«
Aber Jasper schnauzte sie an, ohne Mona aus den Augen zu lassen. »Halt die Klappe, wir haben ein ernstes Gespräch.«
Miriam rückte ein Stück zur Seite. »Setz dich, wir reden über morgen.«
»Über morgen?«
»Ja, die Mathearbeit und wie wir die Kurve kriegen.«
Mist, dachte Mona. Sie wünschte, Verena würde wieder verschwinden. Verena konnte das ganze Geschäft noch ka putt machen. Sie war gut in Mathe, soweit Mona das mitbe kommen hatte, Verena brauchte keine Pillen.
»Die Kurve kriegen?«, fragte Verena neugierig. »Was hab ich da verpasst?«
Mona stand auf, strich ihre Haare aus der Stirn und sagte: »Heiß hier. Ich geh raus, ich kenn das hier alles.«
»Und woher kennst du das?«, rief Verena ihr nach, als sie schon ein paar Schritte entfernt war. Mona drehte sich um, lächelte Verena an. »Meine Mutter liebt Jugendstil.«
Sie zwang sich, nicht zurückzugucken, sie hatte keine Ah nung, was hinter ihrem Rücken passierte. Sprachen Miriam und Jasper wohl mit Verena über das, was Mona da gerade angedeutet hatte?
Und wenn Verena es ihnen jetzt ausredete?
Mona fühlte sich nicht in der Lage, es noch einmal mit anderen Mitschülern zu versuchen. Ihr war von der An strengung ganz übel. Dieses stolze Gefühl von vorhin hatte sich in Luft aufgelöst. Und wieder war da nur dieses schwar ze Loch.
Sie dachte: Und wie schlecht werde ich mich erst fühlen, wenn so ein Deal wirklich geklappt hat.
Im Bus setzte Mona sich in die letzte Reihe. Sie war die Ein zige hier
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