Party Girl - Roman
Dominiks Mutter den Wagen in eine winzige Parklücke rangierte. Sah ziemlich elegant aus. Charlotte hatte keinen Führerschein.
Wenn sie ein Engagement hatte, stellte die Filmfirma oder das jeweilige Theater ihr immer ein Auto mit Chauf feur, für andere Termine rief sie ein Taxi. Herr Bieler fuhr ei nen Porsche. Silberfarben. Von so einem Auto hatte Mona früher geträumt. Aber ihr Vater hatte immer einen stinksoli den Mercedes gehabt. Natürlich schwarz. Der Mercedes war nach seinem Tod verkauft worden.
Dominik kam ihr auf dem Bürgersteig entgegen. Als er Mona sah, hellte sich sein Gesicht auf.
»Hi Mona! Schön, dich zu sehen!« Er deutete auf den of fenen Wagen, zuckte mit den Schultern und grinste ein bisschen verlegen. »Meine Mutter hat mich zum Großein kauf mitgeschleppt. Ich bin vielleicht fertig!«
Mona nickte. Sie lächelte zaghaft, ihre Hand umklam merte das kleine Tütchen in ihrer Jackentasche. Sie hatte immer noch weiche Knie und wollte nichts sehnlicher, als nach Hause zu kommen und die Wohnungstür hinter sich zuzumachen.
»Und?«, fragte Dominik. »Wie war dein Wochenende?« Er fragte es in einem arglosen, freundlichen Ton, aber Mo-na war misstrauisch. Wusste er etwas? Hatte er womöglich
beobachtet, wie sie am Samstagmorgen nach Hause gekom men war? Hatte er Mirko und sie nachmittags streiten hö ren ?
»War okay«, sagte sie.
»Prima. Ich kann auch nicht klagen. Wir hatten Samstag eine geniale Party im Golfklub.« Er feixte. »Früher dachte ich immer, was für ein öder Sport. Mir ging auch das Klub getue auf die Nerven. Aber in England habe ich richtig Feu er gefangen. Da ist das einfach Volkssport. Spielst du auch Golf?«
Mona schüttelte den Kopf. Sie sollte jetzt eigentlich et was sagen, zum Beispiel, was sie von Golf hielt oder wel chen Sport sie lieber mochte und warum, oder ihn fragen, wo er in England genau gewesen war. Dominik stand da, als warte er darauf, dass das Gespräch fortgesetzt wurde. Dabei lächelte er sie die ganze Zeit an, das machte Mona komplett nervös. Sie konnte nicht wirklich klar denken.
Sie runzelte die Stirn, als wolle sie sich an irgendetwas er innern, als müsse sie Dominik etwas fragen, aber es fiel ihr nichts ein.
Deshalb sagte sie: »Wir waren gerade mit der Klasse in der Villa Stuck.«
»Muss man die kennen?«
»Jugendstil«, sagte Mona. »Franz von Stuck, falls dir das was sagt.«
Dominik lachte. »Ich werd’s nachher mal googeln, wenn es sich lohnt.«
»Lohnt nicht wirklich«, sagte Mona. Sie schaute auf die Uhr. »Ich muss dann mal.« Sie deutete nach oben. »Arbei ten.«
»Oh, für die Schule?«, fragte Dominik.
»Ja, wir schreiben morgen Mathe.«
»Nicht dein Lieblingsfach?«
Mona verzog ihr Gesicht. »Kann man nicht gerade sa gen.«
Dominik lachte. »Ich kenn das. Aber das macht in der Oberstufe immer mehr Spaß, je weniger Mathe mit Rech nen zu tun hat und je mehr mit logischem Denken. An mei nem College . . .«
Er konnte den Satz nicht beenden, weil die Haustür auf ging und seine Mutter erschien. Mona hatte sie erst zwei-oder dreimal zufällig im Treppenhaus getroffen. Sie war ein mütterlicher Typ, elegant gekleidet und perfekt frisiert, aber dennoch von der Sorte Frau, die man in der U-Bahn oder im Bus traf und nach der sich nie jemand umsah. Wenn Mona mit ihrer Mutter unterwegs war, drehte sich ständig jemand um.
»Mum!«, rief Dominik. »Ich möchte dir Mona Preuss vor stellen, die Tochter von...du weißt schon, sie wohnen un ter uns, in der zweiten Etage.«
»Weiß ich doch.« Frau Bieler lächelte Mona an. »Wir ha ben uns längst kennengelernt. Geht’s dir gut?«
»Ja, danke.« Mona musste mehrfach schlucken, bevor sie ein Wort herausbrachte. Immer war ihr Hals in den letzten Tagen so trocken, das kannte sie eigentlich gar nicht. »Mir geht’s gut.«
»Deine Mutter ist wohl nicht da?«
Mona errötete. »Nein, sie dreht diese Woche. In Prag.«
»Ach.« Frau Bieler musterte Mona mitfühlend. »Und sie lässt dich ganz allein?«
Monas Gesicht glühte und sie traute sich nicht, Dominiks Mutter in die Augen zu schauen, als sie antwortete: »Ja, aber das klappt super. Ich bin das gewohnt.«
Sie dachte: Hoffentlich erwähnt Dominik Mirko nicht, hof fentlich sagt er nicht, dass wir uns im Hausflur getroffen ha ben... Aber Dominik hatte ihnen kurz den Rücken zuge dreht, um weitere Einkauftaschen aus dem Auto zu heben.
»Hast du denn jemanden, der für dich sorgt?«
»Ja, danke, Fernanda kommt jeden Tag.«
»Gut.«
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