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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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halten?»
    «Es ist ganz leicht, wenn man genügend Kupfer, Öl, Nuklearlager, Waffen und all dieses Zeug besitzt. Mit Geld kann man Reklame machen oder aber Geheimnisse hüten, man kann Dinge vertuschen.»
    «Aber wer ist sie wirklich?»
    «Ihr Großvater war Amerikaner. Er besaß hauptsächlich Eisenbahnen, glaube ich. Vielleicht auch Schlachtschweine in Chicago, seinerzeit. Es ist, als würde man das Rad der Geschichte zurückdrehen, wenn man das untersucht. Er heiratete eine deutsche Frau. Ich nehme an, Sie haben von ihr gehört, die Dicke Belinda wurde sie genannt. Waffen, Reedereien, der ganze Industrie-Reichtum Europas. Sie war die Haupterbin ihres Vaters.»
    «Also unermesslicher Reichtum von beiden Seiten», sagte Sir Stafford Nye, «und damit – Macht. Wollen Sie das damit sagen?»
    «Ja. Sie hat nicht nur geerbt, wissen sie. Sie hat auch selbst Geld verdient. Sie hat einen ausgezeichneten Verstand geerbt, war selbst ein großes Finanzgenie. Alles, was sie anfasste, war von Erfolg gekrönt. Verwandelte sich in Unsummen von Geld, und die investierte sie wieder. Sie holte sich Rat, holte das Urteil anderer Leute ein, verließ sich aber schlussendlich immer auf ihr eigenes. Und sie hat immer gewonnen. Sie vermehrte ihren Reichtum immer weiter, bis er wirklich sagenhaft war. Geld schafft Geld.»
    «Ja, das verstehe ich. Reichtum muss zwangsläufig weiterwachsen, wenn er schon im Überfluss vorhanden ist. Was besitzt sie?»
    «Ich sagte es schon. Macht.»
    «Und sie lebt hier? Oder –?»
    «Sie reist oft nach Amerika und nach Schweden. Oh ja, sie sucht gewisse Orte auf, aber nicht sehr häufig. Hier hält sie sich bevorzugt auf, im Zentrum eines Netzwerks, wie eine riesige Spinne, die alle Fäden in der Hand hält. Die Finanzen. Und auch andere Fäden.»
    «Was meinen Sie damit?»
    «Die schönen Künste. Musik, Gemälde, Schriftsteller. Menschen – junge Menschen.»
    «Ja, das sieht man. Diese Gemälde, eine wundervolle Sammlung», sagte er.
    Sie antwortete: «Oben im Schloss gibt es noch ganze Galerien. Da hängen Rembrandts, Giottos und Raphaels, da gibt es Kisten mit Juwelen – einige der wunderbarsten Juwelen der Welt.»
    «Und alles gehört einer hässlichen, übergewichtigen alten Dame. Ist sie jetzt zufrieden?»
    «Noch nicht ganz, aber sie ist auf dem Wege dorthin.»
    «Was will sie denn noch mehr?»
    «Sie liebt die Jugend. Das ist ihr Machtinstrument. Die Kontrolle der Jugend. Die Welt ist heute voll von rebellischen Jugendlichen. Und das wird noch geschürt. Mit moderner Philosophie, modernem Gedankengut, von Schriftstellern und anderen, die sie finanziert und kontrolliert.»
    «Aber wie kann sie –»
    «Ich kann es nicht sagen, weil ich es selbst nicht weiß. Es ist enorm weit verzweigt. In irgendeiner Weise steckt sie dahinter, unterstützt ziemlich kuriose Wohltätigkeitsorganisationen, ernsthafte Philanthropen und Idealisten, gründet unzählige Stiftungen für Studenten, Künstler und Schriftsteller.»
    «Und Sie sagen, das ist noch nicht –»
    «Nein, sie ist noch nicht am Ziel. Eine große Umwälzung ist im Gange. Alle glauben daran. Ein neuer Himmel, eine neue Erde sollen geschaffen werden. Alle Anführer großer Bewegungen haben das seit Tausenden von Jahren versprochen. Es wurde von Religionen versprochen, die an einen Messias glauben, von denen die kommen, um zu predigen wie Buddha. Es wird versprochen von Politikern. Das diffuse Himmelreich, das leicht zu erlangen ist, wie das, an das die Assassinen glaubten und das der Alte vom Berge seinen Anhängern versprochen und ihnen auch, von ihrem Standpunkt aus betrachtet, gegeben hat.»
    «Ist sie auch in Drogengeschäfte verwickelt?»
    «Ja. Doch natürlich ohne wirkliche Überzeugung. Es ist nur ein Mittel, den Menschen ihren Willen aufzuzwingen. Es ist auch eine Art von Menschenvernichtung, von Schwachen, die ihrer Meinung nach nichts taugen, auch wenn sie einmal vielversprechend waren. Selbst würde sie niemals Drogen nehmen. Sie ist sehr stark. Aber mit Drogen kann man schwache Menschen leichter vernichten als mit irgendwas sonst.»
    «Und Gewalt? Wie ist es mit Gewalt? Man kann nicht alles nur mit Propaganda erreichen.»
    «Nein, natürlich nicht. Propaganda ist die erste Stufe, dahinter türmt sich ein riesiges Waffenlager auf. Waffen, die über Entwicklungsländer an andere Bestimmungsorte gelangen. Panzer und Gewehre und Atomwaffen, die nach Afrika gehen, in die Südsee und nach Südamerika. In Südamerika entsteht eine große

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