Passionsfrüchtchen
keinen.“
„Ich lebe schon seit Jahren ohne und ich habe nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Wenn ich einen guten Film sehen will, gehe ich ins Kino.“
Er setzte sich neben sie auf das Sofa. Er fand, sie sah in seinem Hemd, das ihr viel zu groß war, sehr verführerisch aus. Die oberen Knöpfe waren gerade so weit geöffnet, dass er den Ansatz ihrer Brüste erkennen konnte. Zum Teufel mit den guten Vorsätzen! Er nahm ihre Hand und küsste ihre Handfläche. „Aber wenn du willst, können wir ja heute Abend unseren eigenen Film drehen, was meinst du?“
Seine Stimme hatte einen samtigen Klang. Er rückte noch näher an sie heran. Er hatte große Lust, sie zu küssen, und fixierte ihre Lippen.
Die Türklingel brachte beide in die Realität zurück. Das konnte nur der Pizza-Service sein. Sven ging zur Sprechanlage. „Letzte Etage“, sagte er in den Hörer. Kurz danach öffnete er die Tür, nahm die Pizza entgegen, zahlte und ging ins Wohnzimmer zurück.
Er stellte Gläser und Rotwein auf den Tisch und schenkte ein. Die Pizza duftete köstlich. Sven reichte Nina das Rotweinglas und klappte den Deckel von dem Pappkarton zurück. Er hatte eine XXL-Pizza bestellt, die sie sich teilen konnten.
„Ich weiß ja nicht, wie du es hältst“, sagte er „aber ich finde, Pizza schmeckt am besten …“
„Wenn man sie mit den Fingern isst. Ganz meine Meinung“, ergänzte Nina und schnappte sich ein Stück.
Gemeinsam futterten sie die Pizza bis auf den letzten Rest auf.
„Ist Rot deine Lieblingsfarbe?“, wollte sie wissen.
„Erkennt man das?“
„Na ja, die roten Teppiche überall. Sieht so aus, als ob du Rot magst.“
„Ich dachte, es sei eine gute Idee, hier einen Klecks Farbe reinzubringen. Die Teppiche waren ein Sonderangebot und ich habe sie alle drei zusammen gekauft. Aber irgendwie gefällt es mir nicht richtig. Ich hatte es mir gemütlicher vorgestellt.“
„Ich finde, du hast eine Wahnsinnswohnung. Entschuldigung: Zweitwohnung. Was ist denn hinter der anderen Tür im Flur, gegenüber von dem Schlafzimmer?“
„Noch ein Schlafzimmer. Ursprünglich wollte ich ein Büro einrichten. Aber es ist mehr ein Zwischenlager. Ehrlich gesagt, ich gehe nie hinein.“
„Ich finde, diese Wohnung passt besser zu dir, als dein Haus. Nicht, dass ich es nicht schön finde, es ist echt toll mit dem großen Garten und so … wieso hast du überhaupt eine zweite Wohnung?“
Da war er wieder, der Ball, den er nur zu fangen brauchte. Er müsste lediglich sagen, dass es gar nicht sein Haus war. Dann würde sie fragen, wieso, und er könnte, ihr endlich alles gestehen. Es wäre eine Befreiung für ihn. Aber gleichzeitig breitete sich wieder die Angst aus, sie könne ihn verurteilen oder schlimmer noch verabscheuen und zurückweisen. Er redete sich ein, dass er einen behutsameren Weg finden musste, und antwortete stattdessen: „Das Haus ist viel zu groß für mich. Und zu weit weg obendrein. Ich fühle mich hier wohler.“
Kaum hatte er seine Worte ausgesprochen, verfluchte er sich wegen seiner Feigheit. Wenn er so weitermachte, käme er nie dazu, sich zu offenbaren. „Du bist ja ganz schön neugierig. Gibt es vielleicht noch etwas, was du wissen willst?“, fragte er sie in bewusst neckendem Tonfall, wohl wissend, dass sich hinter seiner Frage mehr verbarg, als es den Anschein hatte.
Er war ihr noch näher gekommen und atmete ihren Duft ein. Zusammen mit ihrer Körperwärme ergab das Parfüm, das er schon kannte, eine betörende Mischung. Nina schien sich dessen jedoch nicht bewusst zu sein. Gerade das aber machte sie so anziehend. Es ging eine natürliche Erotik von ihr aus, der er nicht widerstehen konnte. Wenn sie jetzt nichts sagte, würde er sie küssen, Geständnis hin oder her.
„Wieso steht auf deiner Klingel eigentlich Sonntag?“, platzte Nina heraus.
Sven ließ sich in die Kissen zurückfallen. Da war sie, die Frage, auf die er so angsterfüllt gewartet hatte. Eine bessere Gelegenheit als diese würde sich wohl nicht mehr ergeben. Wenn er nur wüsste, wie er anfangen sollte. Er versuchte es. „Weißt du noch, was du mich vorhin gefragt hast, als wir angekommen sind?“
Nina war erstaunt, dass er mit einem Mal so ernst war. Gerade noch hatte sie geglaubt, er wolle sie küssen. Doch jetzt sah es aus, als ob ihm die Pizza nicht bekommen sei. Diese Reaktion hatte sie nicht vorausgesehen. Sie ärgerte sich über sich selbst und darüber, dass sie die Stimmung ruiniert hatte. Sie musste kurz
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