Passionsfrüchtchen
überlegen, bevor sie ihm antworten konnte.
„Ich glaube, ich habe dich gefragt, ob du ein Doppelleben führst.“
Oh Gott! Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Hatte sie zufällig in ein Wespennest gestochen? In ihrem Kopf nahmen die wildesten Vorstellungen Gestalt an. War er etwa ein Geheimagent? Musste sie jetzt untertauchen oder so etwas? Oder war er vielleicht ein perverser Schizophrener, der seine Opfer in sein Versteck mitbrachte, nachdem sie erst genügend Vertrauen gefasst hatten? Es schien ihr völlig abwegig und gleichzeitig fürchtete sie sich, eine Wahrheit zu entdecken, von der sie lieber nichts wissen wollte.
„Und wenn es so wäre?“, hörte sie ihn fragen. „Wenn ich tatsächlich ein Doppelleben hätte?“
Sie glaubte, sich zu verhören. Wollte er sie schon wieder foppen? Das konnte er doch nicht ernst meinen. Ihre Gedanken rasten, und die schlimmste, aber auch plausibelste aller Erklärungen drängte sich unweigerlich auf. Bevor das Entsetzen die Oberhand gewann, nahm sie ihren Mut zusammen.
„Du hast eine andere Frau, stimmt’s?“
Jetzt hatte sie es ausgesprochen. Oh bitte, es durfte nicht wahr sein! Bitte nicht! Sie kam sich vor, als hielte ihr jemand einen Revolver an die Schläfe und sie wüsste nicht, ob die einzige Patrone diesmal im Lauf steckte oder nicht.
Erstaunlicherweise verschwand der ernste Ausdruck aus seinem Gesicht. Schließlich lächelte er sie an, beugte sich ein wenig zu ihr herüber und sagte sehr zärtlich zu ihr: „Nein, mein kleiner Liebling. Es gibt keine andere Frau. Hast du das wirklich geglaubt?“
Gott sei Dank! Die Erleichterung, die sie bei seinen Worten verspürte, ließ sich nicht beschreiben. Erst in dem Moment, als sie die scheinbar verhängnisvolle Feststellung ausgesprochen hatte, war ihr bewusst geworden, was er ihr bedeutete. Sie liebte ihn. Mehr, als sie jemals einen anderen Mann zuvor geliebt hatte. Es erschien ihr unglaublich. Erst vor gut drei Wochen hatten sie sich kennengelernt, aber schon jetzt war er ein untrennbarer Teil ihres Lebens geworden. Er war mehr als das, er war ein Teil ihrer selbst. Diese Erkenntnis überwältigte sie mit aller Macht. Und obwohl sie unendlich erleichtert war, brach sie plötzlich in Tränen aus.
Sofort umfingen sie seine Arme. Er schob einen Arm unter ihren Beinen hindurch und setzte sie sich auf den Schoß, wie ein kleines Kind.
„Mein Liebling“, hörte sie seine Stimme an ihrem Ohr. „Habe ich dich erschreckt? Bitte verzeih mir.“
Er hielt sie an sich gedrückt, bis sie sich wieder gefangen hatte. Danach schämte sie sich für ihren Gefühlsausbruch. Was war sie doch für eine Memme! Fing vor ihm an zu flennen. Aber es schien ihm nichts auszumachen. Seine Arme lockerten sich ein wenig.
„War es so schlimm?“, fragte er leise.
Sie nickte und befreite sich aus seinen Armen, um ihn anzuschauen. Wenn er sich jetzt über sie lustig machte, würde sie vor Scham im Boden versinken und davonlaufen. Aber in seinem Blick konnte sie weder Hohn noch Geringschätzung erkennen, sondern nur Zärtlichkeit und vielleicht eine gewisse Besorgnis.
„War es so schlimm?“, wiederholte er.
„Tut mir leid, dass ich so eine Heulsuse bin. Ich hatte auf einmal solche Angst“, schniefte sie.
„Angst?“, fragte er. „Wovor?“
„Na ja, dass du eine andere … ich meine, dass du mich nicht … ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, wenn du … André, ich glaube, ich liebe dich.“
Nina kam sich wie ein Tölpel vor. Wie konnte es sein, dass sie es nicht fertigbrachte, diese drei Worte einigermaßen vernünftig über die Lippen zu bringen? Immer stammelte sie sich etwas zusammen, sodass es sich vollkommen lächerlich anhörte.
„So?“, fragte er sie in seinem gewohnt ironischen Ton. „Du hattest also Angst, mich zu lieben? Ja, du hast recht. Ich bin ein echtes Monster.“
Er zog eine Grimasse und fletschte die Zähne. Sie wusste, dass er sie nur aufziehen wollte, und musste schmunzeln. Sie sah den Schalk in seinen Augen, sodass sie schließlich vor Erleichterung laut loslachte.
„Es ist schön zu sehen, dass du wieder lachen kannst.“ Er hielt sie wieder ein bisschen fester.
Sein Gesicht war nur noch eine Handbreit von ihrem entfernt. Sein Atem streichelte ihr Dekolleté. Jetzt küsst er mich gleich, dachte Nina. Sie konnte die Spannung in der Luft fühlen und sehnte sich nach seiner Liebkosung. In diesem Augenblick piepste die Waschmaschine und verkündete, dass BH und Bluse nun sauber
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