Passionsfrüchtchen
loszuwerden.
„Puah! Igitt!“
Sandra spuckte ins Becken und spülte ihren Mund aus.
„Was hast du denn?“, fragte Nina bestürzt.
„Na probier doch mal!“
Nina nahm vorsichtig ein bisschen von der Creme auf die Spitze ihres Löffels und probierte. Was war denn das? Sie verzog das Gesicht. Das war ja ekelhaft! Die Creme war nicht süß, sie war – salzig! Sie musste das falsche Vorratsglas erwischt haben. Statt drei Esslöffeln Zucker hatte sie drei Esslöffel Salz an die Creme gerührt.
„Oh! Tut mir echt leid. Ich glaube, ich habe …“, wollte sie sich entschuldigen, aber Sandra grinste bereits über das ganze Gesicht und fing an zu lachen.
„Du warst wohl mit deinen Gedanken woanders. Bist du etwa verliebt?“
Nina fühlte sich ertappt. „Wer? Ich?“, fragte sie mit Unschuldsmiene. Aber es klang nicht wirklich überzeugend.
„Na los! Sag schon! Wer ist es?“, bohrte Sandra.
Nina wand sich und behauptete, sie wisse nicht, wovon Sandra spreche.
„Hör zu, Sweetie. Du bist die ganze letzte Zeit schon so komisch. Läufst mit einem abwesenden Gesichtsausdruck durch die Gegend und deine Augen funkeln wie Diamanten. Ich wollte dich schon fragen, was mit dir los ist, aber ich dachte, du erzählst es mir von alleine. Stattdessen muss ich dir die Würmer aus der Nase ziehen. Ehrlich, ich bin ein bisschen enttäuscht.“
„Aber ich habe versprochen nichts zu sagen“, verteidigte sich Nina.
„Papperlapapp! Das gilt vielleicht für alle anderen, aber nicht für mich. Jetzt erzähl schon, und spann mich nicht länger auf die Folter.“
Im Grunde war Nina froh, dass Sandra sie so bedrängte. Sie hatten sich immer alles erzählt, und nun war sie seit drei Wochen bis über beide Ohren verliebt und hatte ihrer besten Freundin kein Sterbenswörtchen erzählen dürfen. Es konnte doch nicht so schlimm sein, wenn sie eine Ausnahme machte, oder?
„Erinnerst du dich an mein Vorstellungsgespräch?“
„Ja klar. Und? Was ist daraus geworden?“
„Gar nichts. Ich habe mich verliebt.“
„Ja und? Hast du vielleicht ein bisschen mehr Input? Ich verstehe nur Bahnhof.“
„Ach Sandra, ich glaube, ich platze vor Glück. Es ist alles zu schön, um wahr zu sein. Und ehrlich: Er kann vögeln wie ein Gott.“ Sie war erleichtert. Jetzt wollte sie Sandra alles haarklein berichten. „Er kann total zärtlich und einfühlsam sein. Manchmal habe ich das Gefühl, er kann sogar meine Gedanken lesen. Ich habe nur solche Angst, wieder enttäuscht zu werden“, schloss sie ihren Bericht. „Und vorgestern im Büro hat er mich angerufen und total heiß gemacht. Es war so schlimm, dass ich auf der Toilette verschwunden bin und es mir besorgt habe, um wieder klar denken zu können, kannst du dir das vorstellen?“
Sandra pfiff anerkennend durch die Zähne. „Da scheinst du ja einen Volltreffer gelandet zu haben, Sweetie. Ich gratuliere.“ Sie machte eine Pause und fuhr etwas nachdenklich fort. „Da sieht man mal wieder, wie man sich irren kann. Und ich dachte, er wäre glücklich verheiratet. Ich hätte ihm gar nicht zugetraut, dass er so ein Knaller im Bett ist.“
Der Donnerstagabend war viel zu schnell zu Ende. André und Nina hatten sich in der Stadt getroffen und einen Schaufensterbummel gemacht. Nina hatte einen kurzärmeligen Blazer erstanden, den sie gemeinsam mit André ausgesucht hatte. Es hatte Spaß gemacht, mit ihm shoppen zu gehen. Im Gegensatz zu Thomas war er viel wählerischer gewesen, hatte stilsicher kommentiert, was sie anprobiert hatte und wie es ihr stand, und er hatte sogar selbst ein bisschen herumgestöbert.
Nachdem sie ihren Einkaufsbummel beendet hatten, waren sie zur Rheinpromenade gelaufen, um dort etwas zu essen. Als sie kurz darauf aufbrachen, sagte er:
„Also, dann fahren wir jetzt zu dir. Ich komme aber nicht mehr mit, wenn es dir nichts ausmacht. Es ist schon spät, du musst morgen früh raus und ich habe auch einen anstrengenden Tag.“
Nina war enttäuscht. Kein Sex heute? Und morgen auch nicht? Insgeheim war sie ein bisschen über sich selbst schockiert. Sie hatte zwar immer gedacht, dass Sex ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens war, aber niezuvor hatte sie dem so viel Platz eingeräumt. Es kam ihr vor, als bräuchte sie ihn wie die Luft zum Atmen. Selbst im Schlaf konnte sie nicht verhindern, dass sie Verlangen nach André spürte. Wenn sie bei ihm schlief, kam es ihr so vor, als ob die kleinste Bewegung seines Körpers genügte, um Lust auflodern zu lassen, auch wenn er
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