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Fensters, als er ein lautes Bollern hörte. Jemand hämmerte nicht allzu sanft auf die Fensterscheibe.
Mick schaute hoch. Die Gardine wurde zur Seite geschoben. Es war, als würde er einen Geist sehen. Er rieb sich die Augen, legte den Kopf erneut in den Nacken und spähte noch mal nach oben. Das Bild war unverändert. Es war noch immer derselbe Junge, der dort am Fenster stand.
Jerro.
Dann war er heute also doch noch entführt worden.
Teil 4
Jerros Geschichte
Are we still alive?
(War of the Worlds)
1.
Jerro befand sich in einem Tunnel. Am Ende brannte Licht. Obwohl kein Wasser, sondern Luft durch den Tunnel strömte, kam er nur schwimmend voran. Kraulend hielt er auf den orangefarbenen Schein in der Ferne zu.
Und da war noch etwas Seltsames: Die Wände des Tunnels bewegten sich. Oder nein … In den Wänden befanden sich Gegenstände und die bewegten sich!
Jerro sah Monster mit Häuten zwischen den Klauen und ein Mädchen mit entblößtem Oberkörper – statt Haare wuchsen aus ihrem Kopf Schlangen, die sich zischelnd um sie schlängelten. Er kam an einem Jungen mit dem Gesicht von E. T. vorbei und einem alten Mann mit Reptilienhaut. Danach an einem Hund mit einem Maul, das so groß war wie ein Eimer, an noch einigen weiteren Monstern mit Klauen und dann an einem Tier mit drei Drachenköpfen. Es war auch Gesang zu hören. Er stammte von elfenartigen Wesen mit riesigen Augen und spitzen Ohren.
Jerro wusste auf einmal ganz sicher, dass er sterben würde, und schwamm, so schnell er konnte, weiter. Aus Versehen berührte er eine Hand und manchmal wand sich irgendein schuppiger Tentakel um seinen Knöchel. Unzählige Male riss Jerro sich los und pflügte sich voller Angst voran, bis er endlich aus dem Tunnel glitt.
Augenblicklich hatte er keine Angst mehr.
Unter ihm lag eine unbekannte Welt, die schöner war als alles, was er bislang gesehen hatte. Er brauchte nicht mehr zu schwimmen und schwebte ganz von selbst über Landschaften mit violetten Stränden, gelben Seen und blauen Wäldern. Er wurde immer leichter und nach einer Weile wurde ihm bewusst, dass sein Körper verschwunden war. Einfach so, wie eine abgelegte Jacke. Es ängstigte ihn nicht, im Gegenteil – er fühlte sich geradezu befreit.
Sein Geist schwebte weiter, unter einem tintenschwarzen Himmel mit Millionen funkelnden Sternen, über Feuer speiende Vulkane und …
Weit weg sagte jemand etwas mit so einer Mickymaus-Stimme, die man bekommt, wenn man Helium aus einem Ballon einatmet. Jerro musste lachen und sperrte die Augen auf.
Peng! Die wunderbaren Bilder von eben waren weg. Der Tunnel, die Landschaften in Regenbogenfarben, der Sternenhimmel – hatte er geträumt?
Jerros Gehirn registrierte eine niedrige Decke und seltsame Gerätschaften, die sich wie tanzende Staubsauger und singende Toaster in einem Zeichentrickfilm benahmen.
Vielleicht träumte er ja immer noch.
Das Zimmer, in dem er lag, schien sich zu bewegen und es war ein leises Brummen zu hören, das er nicht so ohne Weiteres einsortieren konnte. Sein Mund war voller Speichel. Dann kam eine Hand mit etwas Dünnem, Scharfem und er dämmerte wieder weg.
Als Jerro zum zweiten Mal die Augen öffnete, wusste er immer noch nicht, wo er war. Der Raum sah anders aus als zuvor. Die Decke war höher, er hörte kein Geräusch und dieses Zimmer bewegte sich nicht.
Ein Mann mit pockennarbigem Gesicht kauerte neben ihm und tätschelte seine Wangen. Nur weil Jerro sah, was der Mann tat, wusste er, was passierte. Als wären seine Empfindungsnerven ausgeschaltet.
»Komm schon, streng dich an«, sagte eine kratzige Stimme.
Die gehörte nicht dem Pockennarbigen. Der Mann mit der schnarrenden Stimme hatte riesige Hände, geradezu Pranken.
Jerro schaute auf seine eigene Hand oder zumindest auf den Teil seines Körpers, der so aussah wie eine Hand. Man konnte also eigentlich davon ausgehen, dass es sich dabei auch um die eigene Hand handelte. Aber so fühlte es sich nicht an. Es war wie damals beim Zahnarzt, als er eine Betäubung bekommen hatte. Er hätte schwören können, dass seine Lippe mindestens das Format einer dicken Erdbeere hatte, aber als er in den Spiegel sah, war nichts weiter zu sehen.
He, jetzt sah er auch seine Hand nicht mehr. Es zerrte an seinen Armen und sein Kopf war in einem Trichter aus Stoff gefangen. Dann wurde es hell und alles kam wieder zum Vorschein. Er spürte Gänsehaut auf seinem Bauch.
»Jetzt noch die Hose.«
Es dauerte eine Weile, bis Jerro verstand: Sie
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