Password - Zugriff für immer verweigert
laufen, auf einem Stuhl sitzen, aus dem Fenster schauen, die Vorhänge öffnen und schließen, wann er wollte, den Lichtschalter betätigen und herumschnüffeln. Seine Vermutung bestätigte sich: Im Schrank fand er noch mehr Kleidungsstücke, darunter eine Trainingshose. Darin würde er bestimmt besser schlafen. Während er sich umzog, dachte er daran, was Nel gesagt hatte. Demnach wusste Mick nichts von der Entführung oder den Tätern. Aber er hatte dennoch nach dem Password gefragt. Nicht die Entführer, sondern Jerro.
Sie redete wirres Zeug. Er hatte Mick seit diesem schrecklichen Samstagnachmittag nicht mehr gesprochen. Es sei denn …
Wir werden dich brav antworten lassen .
Sein Telefon! Das Ding hatte in seiner Tasche gesteckt, als er auf dem Bett lag und las. Also hatte er es auch bei sich gehabt, als er entführt wurde. Die Männer hatten nicht nur seine Kleidung an sich genommen, sondern auch sein Handy. Damit konnten sie Mick Nachrichten schicken. Berichte, die von Jerro zu kommen schienen.
Nur … Warum hatten die Entführer sein Telefon nicht einfach ausgeschaltet? Es wäre doch viel klüger gewesen, alle Verbindungen zu kappen?
Der Bund der Trainingshose saß wunderbar locker. Jerro steckte die Hände in die Taschen und ging im Zimmer auf und ab, während er sich fragte, was genau Mick vorgefunden hatte, als er aus dem Badezimmer kam. Mick hatte ihn doch bestimmt gesucht oder die Polizei gerufen, als er plötzlich nicht mehr auf dem Bett gelegen hatte?
Aber Nel behauptete, Mick wüsste nichts von der Entführung …
Also dachte er, dass Jerro aus einem anderen Grund verschwunden war! Vielleicht hatten die Entführer eine Nachricht für ihn hinterlassen. Eine gefälschte, die angeblich von Jerro stammte. Eine Notiz auf seinem MacBook zum Beispiel, damit Mick nicht gleich an der Handschrift erkennen konnte, dass sie von einem Fremden stammte. Etwa in der Art: ICH WILL FREI SEIN UND BIN ABGEHAUEN. HABE NICHTS GESAGT, DAMIT DU MICH NICHT DAVON ABHÄLTST. GEH NACH HAUSE UND TU SO, ALS SEI NICHTS GESCHEHEN. JERRO.
Aber Mick hatte sich doch Sorgen gemacht und Jerro angesimst oder angerufen und eine Nachricht hinterlassen. Und weil ihn die Antworten von Nel und den Männern nicht befriedigten, hatte er sie nach dem Password gefragt.
Natürlich waren das nur Vermutungen, das war Jerro klar. Aber selbst wenn nur ein Bruchteil davon stimmte, sah die Zukunft etwas weniger düster aus als zuvor. Mister Sulu würde das Wort MEERSCHWEINCHEN simsen. Dann wusste Mick, dass irgendetwas gewaltig faul war, und würde doch noch alle informieren. Die Polizei würde Jerro über sein Handysignal aufspüren können. Oder zumindest Mister Sulu oder wer auch immer sein Telefon gerade hatte.
Jerro sprang auf das Bett.
Mit ein bisschen Glück war er morgen wieder frei.
Der Mittwoch begann gut mit einem Frühstück und anschließendem Ausflug ins Badezimmer. Nel begleitete ihn wie ein Gefängniswärter, einschließlich Waffe. Er ging zur Toilette, duschte, putzte sich die Zähne und zog saubere Kleidung an. Dann holte Nel ihn wieder ab und brachte ihn in sein Zimmer zurück. Auf dem Tisch lagen ein Heft und ein Stift für ihn bereit.
»Ich möchte, dass du einen Grundriss deiner Schule zeichnest«, sagte sie.
»Von der Prismaschule?« Seine rechte Augenbraue ging in die Höhe. »Wieso?«
»Wenn du es tust, kaufe ich dir noch ein Comicheft. Es ist wichtig, dass du so genau wie möglich zeichnest. Alles muss darauf sein: Klassenzimmer, Toiletten, Aula, Cafeteria …«
Wollten sie jetzt auch noch in seine Schule eindringen? Einen Anschlag verüben? Oder nein, es ging ihnen natürlich um Mick! Er hatte auf das falsche Password reagiert und gesimst, er hätte durchschaut, dass etwas nicht stimmte, und jetzt musste er verschwinden. Oder so ähnlich.
Jerros Nackenhaare stellten sich auf.
Aber warum in der Schule? Es war viel leichter, Mick an einem anderen Ort auszuschalten. An einem Ort, an dem er allein war, wo niemand ihm helfen konnte. Auf der Straße oder zu Hause, wenn seine Mutter und Sofie nicht da waren …
Jerro traf fast der Schlag, als er weiter darüber nachdachte. Wie hatte er das nur übersehen können? Er wohnte in einem schwer bewachten Haus. Ihn zu entführen, war wie ein kostbares Gemälde aus einem Museum wie dem Louvre zu stehlen. Wenn Nel einen Ersatz für ihren verstorbenen Sohn wollte, warum hatte sie sich dann ein so schwieriges Ziel ausgesucht? Er hatte keine Ahnung. Es sei denn, es ging doch um
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