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Password - Zugriff für immer verweigert

Password - Zugriff für immer verweigert

Titel: Password - Zugriff für immer verweigert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous , Verena Kiefer
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interessiert, also hatte sie auch keinen Kontakt mit seinen Eltern aufgenommen. Deswegen gab es auch keine Drohbriefe, Telefongespräche oder andere Anhaltspunkte. Keiner wusste, dass er hier gefangen saß. Keiner, außer seinen Entführern. Es konnte Monate dauern, bis sie ihn finden würden.
    Wenn sie ihn überhaupt fanden.
    Die Angst wirkte wie ein Abführmittel. Es fühlte sich an, als würden sich alle Eingeweide zusammenziehen. Dann lief er leer.
    4.
    Die kochend heißen Duschstrahlen, die ihm auf Kopf und Schultern prasselten, beruhigten ihn. Während er die Seife über seine Achseln zum Bauch führte, fiel ihm ein Zitat von Lambik aus Suske und Wiske ein: »Ich gebe nie auf! Ich bin ein Durchsetzer, ein Kämpfer!«
    Jerro merkte, dass er nickte. Er musste seine Angst in den Griff bekommen und seinen Verstand benutzen. Wenn Nel wirklich so gestört war, wie er dachte, sollte er sie am besten vorsichtig behandeln. Zu normal tickenden Leuten konnte man sagen: Ich bin nicht dein Sohn, und das werde ich auch nie werden. Bei Verrückten wie Nel ging man das Risiko ein, dass sie einen dann mit einem Beil oder einem Fleischermesser verfolgten – zumindest wenn man dem durchschnittlichen Horrorfilm Glauben schenken durfte. Jerros einzige Erfahrung auf dem Gebiet stammte vom Zusehen, also beschloss er, Nels Spielchen vorläufig mitzuspielen.
    Er drehte den Wasserhahn zu und trocknete sich ab. Warum hatten die Männer ihr eigentlich geholfen? Hatten sie Geld dafür bekommen? Er konnte sich nicht vorstellen, dass Nel ihnen genügend hatte bezahlen können. Oder gehörte sie zur Familie?
    Mit leichtem Widerwillen zog er sich an. Es war keine prickelnde Vorstellung, eventuell in den Kleidungsstücken eines toten Jungen herumzulaufen.
    »Fertig?«, erklang Nels Stimme auf dem Flur.
    »Ja.« Es war kaum zu hören. Er räusperte sich und rief noch ein Mal: »Ja!«
    Die Tür ging auf. Obwohl der Taser weniger furchterregend aussah als ein Beil, spürte Jerro ein Zittern über sein Rückgrat laufen. Ein Elektroschocker war schon schlimm genug. Aber ein Elektroschocker in den Händen einer Gestörten …
    Sie ließ ihn wieder vor sich hergehen. Das Bett war inzwischen frisch bezogen worden, die Decke steckte in einem anderen Bezug. Noch eine Bestätigung. Sie zeigte keinerlei kriminelles Verhalten, sondern sorgte wie eine Mutter für ihn.
    Obwohl …
    »Leg die Fesseln wieder um«, sagte sie.
    »Bitte. Ich gehe wirklich nirgends hin. Vor dem Fenster sind Gitterstäbe und die Tür ist verschlossen.«
    »Tut mir leid, Befehl von oben.«
    Er sah auf den Taser.
    Manchmal ist durchsetzen und kämpfen keine so gute Idee, Lambik.
    Voll unterdrückter Wut zog er die Füße auf das Bett und schloss die Eisen um seine Knöchel. Einen kurzen Moment lang überlegte er, sie nicht ganz einrasten zu lassen.
    Doch lieber nicht.
    Das war eine vernünftige Entscheidung. Nel kontrollierte, ob alles auch gut festsaß.
    »Hat dein Sohn früher hier geschlafen?«, wagte sich Jerro vor.
    »Wie kommst du denn da drauf?« Sie bekam einen roten Fleck am Hals.
    Also ja.
    »Wie hieß er?«
    Sie ging ohne ein Wort aus dem Zimmer.
    »Warte!«, rief Jerro. »Hast du nicht noch ein Comicheft oder so …«
    Stille.
    »Vielleicht Musik?«
    Aber es sah so aus, als würde er sich wieder den ganzen Nachmittag zu Tode langweilen müssen. Er ließ sich auf die Matratze fallen und schloss die Augen.
    Jerro wird entführt und er nimmt mit: eine Säge – für die Gitterstäbe am Fenster –, Galgenhumor, supergute DVDs, ein Smartphone …
    Nach dem Abendessen ging die Tür wieder auf. Jerro erwartete, dass Nel hereinkommen und das Tablett wieder abholen würde, aber es war der Mann, der ihm das Betäubungsmittel gespritzt hatte. Jerro kroch in sich zusammen, doch zum Glück sah er keine Injektionsnadel.
    Der Mann schob das Tablett mit dem Fuß zur Seite, zog den Stuhl unter dem Tisch hervor und stellte ihn neben das Bett. Im Gegensatz zum letzten Mal hatte Jerro nun alle Zeit der Welt, ihn zu betrachten. Der Mann sah Mister Sulu aus Star Trek zum Verwechseln ähnlich – Mick hatte zu Hause eine DVD-Box mit bestimmt hundert Folgen, von denen Jerro mittlerweile die meisten gesehen hatte.
    Sulu setzte sich. »Wie heißt das Password von dir und Mick?«
    Jerro war total verblüfft. Woher kam dieses plötzliche Interesse? Mick und er benutzten dieses Password überhaupt nicht mehr. Woher wussten sie überhaupt, wer Mick war?
    »Password?«, fragte er, um Zeit zu

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