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Atem. »Wirklich nicht. Ich schwöre es.«
»Wenn du mich noch einmal an der Nase herumführst, legen wir dir die Fesseln wieder um.« Mister Sulu sah ihn drohend an. »Und zwar Tag und Nacht.«
Jerro brauchte ein paar Minuten zur Erholung, als er wieder allein war. Sulu hätte auch ganz anders reagieren können.
Danach passierte wieder tagelang nichts. Jerro fragte Nel regelmäßig, wann er endlich wieder nach Hause dürfte, aber er bekam nie Antwort. Sie hielt ihn mit Comicheften still und kramte irgendwo ein abgenutztes Radio hervor. Anfangs versetzte ihn die Musik in bessere Laune und er fühlte sich weniger allein, bis er auf die dumme Idee kam, alle Radionachrichten anzuhören. SOHN DES EIGENTÜMERS VON PRINCE ENTERPRISE VERMISST – das müsste doch weltweit eine Nachricht wert sein?
Zu seinem Erstaunen wurde auf keinem einzigen Sender über sein Verschwinden berichtet. Als hätten ihn alle vergessen. Als hätte es ihn nie gegeben.
Nach der x-ten Nachrichtensendung warf er das Transistorradio mit aller Kraft gegen die Wand.
So, das schaffte Erleichterung.
Die Genugtung dauerte drei Sekunden. Dann schaute er erschrocken auf die Überreste am Boden, während die Stille in seinen Ohren brauste. Zwischen seinen Augenbrauen zerbrach etwas. Er ging in die Knie, fiel auf den Boden und konnte nicht mehr aufhören zu schreien.
»Was ist los?«, fragte Nel, als sie hereinkam. Ihr Gesicht sah aus wie das einer Knetfigur aus einem Zeichentrickfilm – übertrieben erstaunt und erschrocken.
Jerro konnte nicht mehr reden, er musste schreien. Schreien, um die Stille auf Abstand zu halten. Schreien, um zu beweisen, dass es ihn noch gab.
Die Knetfigur legte ihm die Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen.
Er schlug sie weg, trommelte mit den Fäusten auf den Boden und schrie immer weiter, während er sich fragte, ob dieser tierische Schrei wirklich aus seinem Mund kam.
Die Knetfigur floh aus seinem Zimmer.
Jerro blieb auf dem Boden liegen und rollte sich zusammen. Das Schreien wurde zum Rufen, das Rufen zum Sprechen und schließlich flüsterte er nur noch: »Ich will nach Hause.« Er schloss die Augen und stellte sich sein eigenes Zimmer vor. Sein Bett, sein Regal mit den Comicbüchern. Hinter sich hörte er, wie die Tür aufging. Er schaffte es nicht zu schauen, wer da kam. Nel?, war das Letzte, was er dachte.
Jerro konnte sich nicht bewegen, nur seine Ohren waren wach. Er lag auf dem Bett und neben sich hörte er Leute reden.
»Wir können ihn nicht mehr allzu lange festhalten. Vorhin ist er total durchgedreht.«
Das war Nel. Jerro erkannte ihre Stimme sofort.
»Die Zeit ist noch nicht reif«, sagte ein Mann. »Und warum machst du dir überhaupt Sorgen? Wenn alles vorbei ist, weiß er sowieso nichts mehr davon.«
Er war wie der Riddler aus den Batmancomics. Der sprach auch immer in Rätseln.
Es dauerte eine Weile, bevor Jerro klar wurde, dass es nicht der Riddler war, sondern Herr Sulu. Der Mann, der ihn mit einer Spritze ausgeschaltet hatte, als er mit dem Stuhl gegen die Fensterscheibe gebollert hatte. Der ihn jetzt wieder ausgeschaltet hatte. Deswegen waren seine Muskeln natürlich gelähmt.
Jerro unterdrückte die aufsteigende Panik.
Ruhig bleiben. Es geht vorbei. Letztes Mal hatte sich sein Körper auch wieder erholt.
Nel seufzte. »Ich wünschte, ich hätte mich nie darauf eingelassen.«
»Denk dran, was uns das einbringt«, sagte Sulu. »Nicht mehr lange und du bist reich.«
Also ging es doch um Lösegeld!
Jerros Augen wurden feucht. Warum hatten seine Eltern denn immer noch nicht bezahlt? Er hätte schon längst zu Hause sein können?
Jemand streckte die Hand vor sein Gesicht.
»Er kommt zu sich«, sagte Nel.
»Wir gehen.« Mister Sulus ungerührte Stimme. »Vorläufig bleibt er sicher ruhig. Und wenn du noch einmal so einen Anfall bemerkst, machst du ihn gleich am Bett fest.«
Eine Brise wehte Jerro ins Gesicht.
Ich träume, dachte er. Ich bin draußen und liege im Gras.
»Und wie fühlst du dich heute?«, fragte Nel.
Verschwinde aus meinem Traum!, wünschte Jerro.
»Es ist jetzt schon drückend heiß«, fuhr sie fort. »Darum hab ich das Ding aufgestellt.«
Jerro öffnete ein Auge. Die Brise war kein Traum, sondern echt, zumindest soweit man künstlichen Wind echt nennen konnte. Auf dem Tisch stand ein Ventilator und schwenkte gleichmäßig von links nach rechts.
»Könnte doch bloß ein Fenster auf«, murrte er. »Ich sehne mich nach frischer Luft.«
»Ich kann die Tür
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