Password - Zugriff für immer verweigert
schinden.
»Ja, dein Freund und du, ihr habt doch offensichtlich ein bestimmtes Wort vereinbart«, sagte Mister Sulu. »Ich will wissen, welches das ist.«
Jerro verstand es immer noch nicht. Er hatte alles so gut ausgeknobelt: Niemand wusste, wo er war, es wurde kein Lösegeld gefordert und Nel hatte ihn entführt, damit er den Platz ihres Sohnes einnahm. Was sollte dann auf einmal dieses Password-Getue?
»Nun?«, schnauzte Mister Sulu. »Wird daraus noch was?«
Jerro versuchte, blitzschnell nachzudenken. Mick war der Einzige, der von dem Password wusste. Er musste also danach gefragt haben. Offenbar machte er sich Sorgen und wollte über diese Antwort checken, ob mit Jerro alles in Ordnung war. Das war es zwar nicht, aber er fühlte sich schon gewaltig besser als vorhin. Das Wissen, dass Mick nicht untätig war, wirkte wie ein Adrenalinstoß.
Jerros Blick wurde schärfer und sein Gehirn aufmerksamer. Er wusste plötzlich ganz genau, was er jetzt machen würde.
»Wenn du mich losmachst«, sagte er.
»Sie hat den Schlüssel«, antwortete Mister Sulu mit einem Nicken in Richtung Treppenabsatz. »Ich werde es ihr sagen, wenn ich gehe.«
»Okay, dann.« Jerro gab sich Mühe, so ungerührt wie möglich auszusehen. »Das Password ist Meerschweinchen.«
»Meerschweinchen«, wiederholte Mister Sulu. »Du nimmst mich doch nicht auf den Arm, oder?« Er starrte Jerro mit festem Blick an.
»Das kommt von einem Film auf YouTube«, sagte Jerro schnell. »Es geht um eine Außerirdische – Diana heißt sie –, die ein Meerschweinchen isst. Mick und ich fanden das ziemlich witzig, also …«
»Jaja, schon klar.« Sulu stand auf.
Er schluckte es! Wenn Mick das falsche Password zu hören bekam, würde er sofort wissen, dass etwas nicht stimmte.
»Meine Fesseln«, sagte Jerro schnell, bevor Mister Sulu das Zimmer verließ.
»Ich schicke sie.«
Während Jerro auf Nel wartete, versuchte er zu verstehen, was passiert war.
Warum hatte sich Mick bei Sulu nach dem Password erkundigt? Wollte er vielleicht überprüfen, ob Jerro noch lebte? Aber warum so kompliziert? Er hätte doch auch einfach um ein Foto bitten können. Ein Foto von Jerro mit der aktuellen Zeitung in der Hand.
Wie war Mick überhaupt mit den Entführern in Kontakt gekommen? Wenn Jerros Theorie stimmte, war keine Lösegeldforderung gestellt worden. Oder wollten sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Die Männer durften das Geld behalten; Nel bekam Jerro und seine Eltern waren sowohl das Geld als auch ihren Sohn los. Aber auch dann … Warum war es Mick, der mit den Entführern verhandelte? Es schien Jerro logischer, wenn das sein Vater, seine Mutter oder zur Not auch die Polizei tun würde.
Er bekam fast Kopfschmerzen vom vielen Nachdenken. Wäre das Ganze bloß so einfach wie die Matheaufgaben in der Schule.
Schule …
Selbst der langweiligste Unterricht war aufregender, als hier gefangen zu sein.
Mister Sulu hatte Wort gehalten. Nel stellte das Tablett mit den Resten vom Abendessen auf den Treppenabsatz und gab Jerro dann den Schlüssel. Er befreite sich selbst von den Fesseln, während sie den Elektroschocker auf ihn gerichtet hielt.
Vor bewaffneten Irren musste man sich in Acht nehmen, aber ein wenig nachhaken konnte bestimmt nichts schaden.
»Also ist Mick doch dahintergekommen, dass ihr mich entführt habt«, sagte Jerro beiläufig, aber all seine Sinnesorgane waren auf Nel gerichtet.
»Mach dir keine Illusionen.« Sie hielt die linke Hand auf, um den Schlüssel wieder in Empfang zu nehmen. »Mick weiß von keiner Entführung.«
»Ja, klar. Und er weiß auch nichts von deiner Existenz oder der dieser Männer?«
»Stimmt.«
»Er kennt euch nicht, aber er fragt euch nach dem Password.« Jerro lachte höhnisch. Zumindest war das seine Absicht. Er hörte selbst, wie unsicher er klang, ein wenig hysterisch sogar – wie jemand, der einen Scherz macht und selbst als Erster zu lachen anfängt, weil er Angst hat, es könnte sonst niemand tun.
»Nicht uns«, sagte Nel. »Dich.« Ohne Jerro aus den Augen zu lassen und die Waffe noch immer im Anschlag ging sie zur Tür. »Wir werden dich brav antworten lassen. Sorg du inzwischen dafür, dass du dich benimmst. Keine Fenster einschlagen und so, denn sonst …« Sie klopfte auf ihre Jackentasche, in der sich der Schlüssel der Fußfesseln befand.
5.
Jerro war immer noch gefangen, aber es war erträglicher, seit er mehr Bewegungsfreiheit hatte. Er konnte Streck- und Dehnübungen machen, hin und her
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