Password - Zugriff für immer verweigert
Plan. Im Park durften keine Autos fahren, und wenn der Mann ihn zu Fuß verfolgte, konnte er sich immer noch in den Büschen verstecken.
Stefan rannte jetzt nicht mehr, er flog. Seine Schultasche donnerte ihm bei jedem Schritt ins Kreuz und er schnappte nach Luft, während sein suchender Blick unablässig die Umgebung checkte. Jedes vorbeifahrende Auto ließ ihn zusammenzucken.
Nein, das war nicht grün. Ja, das schon, aber es war kein Volvo.
Zwei Mal suchte er Deckung hinter geparkten Autos. Zwei Mal umsonst.
Er erreichte seine Schule. Der Hof war leer, die roten Türen mit den halbmondförmigen Fenstern standen offen. Einen Augenblick überlegte er, hineinzugehen und jemanden anzusprechen.
Lieber nicht. Wenn andere Schüler davon hörten, könnten sie auf die Idee kommen, er sei ein Feigling, und das war nicht gut für sein Image. Dass Streusel davon wusste, war schon schlimm genug. Außerdem – was sollte er den Lehrern sagen? »Ich glaube, ich werde von einem Pädophilen in einem grünen Volvo verfolgt?« Auch wenn es die Wahrheit war, klang es lächerlich.
Nein, der Park war die beste Möglichkeit.
Er wich ein paar Fußgängern aus und rannte am Schulgebäude entlang. Jetzt noch über die Straße …
Gerade noch rechtzeitig! Da war der grüne Volvo wieder. Stefan schoss auf den asphaltierten Weg zu, der zum Parkteich führte, und versteckte sich hinter einem dicken Baum. Er keuchte. Hatte der Fahrer ihn gesehen?
Er wandte den Kopf. Mist! Wegen der riesigen Büsche war die Straße von hier aus fast nicht zu sehen. Er konnte höchstens den Pfad im Auge behalten. Zwei Spaziergänger kamen vorbei. Eine Frau und ein Mann. Nicht sein Verfolger. Dieser Mann war fast zwei Meter groß und trug einen Schnurrbart.
Wenn andere Menschen dabei waren, konnte ihm der Typ nichts tun. Es sei denn, er würde gern erkannt und blitzschnell verhaftet werden wollen.
Stefan kam hinter dem Baum hervor. Er war immer noch außer Atem, aber nicht mehr so schlimm wie eben. Ein Hund rannte auf ihn zu und schnüffelte an seinen Beinen. Stefan ging in die Hocke, um ihn zu streicheln, und schaute sich dabei um. Nirgendwo kleine Muskelprotze zu entdecken. Eilig ging er weiter. Gleich war er zu Hause.
Am Teich fütterte ein Mädchen die Enten mit Brot. Auf der Bank am Ausgang saß ein Obdachloser mit einer Dose Bier und einem kleinen Transistorradio. Der Asphalt ging in die Pflastersteine des Bürgersteigs über und Stefan stand wieder auf der Straße.
Uff. Kein Volvo.
Dennoch ging er schneller und suchte schon mal nach dem Schlüssel in seiner Hosentasche. Nach rechts, links und noch einmal nach rechts. Er erreichte die Kleistraat, in der er mit seiner Mutter wohnte. Sie arbeitete als Kassiererin bei Aldi und kam erst nach sechs nach Hause. Normalerweise war Stefan das sehr recht, denn so nervte ihn niemand, er solle nicht so lange gamen und stattdessen mal Hausaufgaben machen. Aber wenn man von so einem Dreckskerl verfolgt wurde, kam man nicht gern in eine leere Wohnung. Es war das dritte Haus von acht in einer Reihe. Die Fensterrahmen könnten ein wenig Farbe vertragen, aber das war dem Vermieter egal. Stefan schaute sich zum letzten Mal um.
Alles okay.
Er steckte den Schlüssel ins Schloss und sperrte auf. Sobald er die vertraute Diele betrat, überkam ihn eine Welle der Erleichterung. Er schloss die Tür und versperrte sie sicherheitshalber wieder von innen.
So, jetzt dringendst etwas trinken!
Er warf den Rucksack auf den Boden und ging durchs Wohnzimmer in die Küche. Auf der Anrichte lag ein Zettel von seiner Mutter: HALLO MEIN SCHATZ, HERR VAN BALKOM BRINGT SEINE WÄSCHE, ACHTEST DU EIN WENIG AUF DIE KLINGEL? BIS NACHHER!
Stefans Mutter verrichtete zusätzlich auch noch Heimarbeit. Sie wusch und bügelte die Wäsche von Leuten, die selbst keine Zeit dafür hatten. Im Wohnzimmer stapelte sich die Wäsche und man schaute immer auf die Unterhosen von Wildfremden, wenn man dort saß – einer der Gründe, weshalb Stefan lieber niemanden mit nach Hause brachte.
Er öffnete den Kühlschrank und nahm eine Flasche Cola heraus. Noch bevor er den Deckel abgeschraubt hatte, klingelte es.
Herr van Balkom mit seinen schmutzigen Socken.
Stefan stellte die Flasche ab, ging in die Diele und öffnete.
Es war, als würde ihm das Herz ins Gehirn schießen.
Vor der Tür stand der kleine Muskelprotz.
2.
Stefan versuchte, die Tür zuzudrücken, aber es war, als hätten seine Muskeln alle Kraft verloren. Er konnte es nicht mehr
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