Password - Zugriff für immer verweigert
die Straße gerannt. Aber vor einer halben Stunde war seine Mutter auch noch seine Mutter, Dexter noch ein Pädophiler gewesen und es lag keine Million in greifbarer Nähe.
Das Geld überzeugte ihn.
Stefan schloss mit einem Seufzer die Tür. Er wollte schon ins Wohnzimmer zurück, überlegte es sich aber anders, nahm das Armeemesser aus seinem Rucksack und steckte es in seine Hosentasche. Er vertraute Dexter noch immer nicht wirklich, daher war jede Vorstellung von Sicherheit willkommen. »Es war tatsächlich Van Balkom«, sagte er, als er das Zimmer wieder betrat.
Keine Antwort. Das Zimmer war leer und still. Nur in der Küche klapperte etwas. Die Hand auf der Hosentasche, damit er die Umrisse des Messers durch den Stoff fühlen konnte, sah Stefan nach.
Das Klappern kam von der Hintertür, die nicht gut schloss. Stefan ging hinaus auf den kleinen Hinterhof. Jemand hatte den Riegel des Tores aufgeschoben. Da war Stefan sicher: Dexter war ihm entkommen.
Er wusste nicht, ob er erleichtert oder enttäuscht war oder vielleicht beides. Er beschloss, dass es sich bei Dexter tatsächlich um einen Irren handelte, der sich die Geschichte über seine Mutter aus den Fingern gesogen hatte. Einen Jerro Prins gab es nicht, und wenn es ihn gab, sah er ganz anders aus als Stefan. Dexter war einfach sehr gut im Bearbeiten von Fotos.
Nur schade um die Million, flüsterte eine Stimme in Stefans Kopf.
Er schlurfte wieder ins Haus. Dann erst sah er es. Auf dem Tisch im Wohnzimmer lag das Foto von Jerro Prins. Auf der Rückseite hatte Dexter eine Nachricht hinterlassen:
WILHELMINAPARK, DIE BANK AM WEIHER, MORGEN UM 15:30 UHR.
6.
Stefan saß in seinem Zimmer. Sein Kopf fühlte sich an wie ein Hau-den-Lukas auf der Kirmes und das Foto, das Dexter hinterlassen hatte, war der Hammer. Jedes Mal, wenn Stefan den Jungen in Disneyland betrachtete, war es, als würde ihn erneut ein Schlag treffen. Er war immer mehr davon überzeugt, dass es keine Bildbearbeitung war.
Bevor seine Mutter nach Hause kam, musste er es wissen. Er fuhr seinen Computer hoch und googelte JERRO PRINS. Der Suchauftrag ergab nur ein einziges brauchbares Ergebnis: eine Facebookseite.
Stefan starrte gespannt auf das Profilfoto von Jerro Prins und wieder war es, als würde er sich selbst anschauen. Das Blut hämmerte in seinen Schläfen. Er konnte es nicht länger leugnen. Er hatte wirklich einen Zwillingsbruder – es sei denn, Dexter hatte die Facebookseite gehackt, um das Originalfoto gegen eins von Stefan auszutauschen, aber das klang schon fast so idiotisch wie die Wirklichkeit. Er schaute sich den Rest der Seite an. Über Bjorge Prins und Prince Enterprise kein Wort, aber nachdem Stefan das Foto gesehen hatte, war er doch geneigt, Dexters Geschichte zu glauben. Am Nachmittag hätte er ihn noch umbringen können. Jetzt wünschte er, es wäre schon morgen halb vier.
»Ich bin zu Hause!«, rief Stefans Mutter. Nun ja, die Frau, die sich schon über fünfzehn Jahre als seine Mutter ausgab. Er holte tief Luft und rannte dann auf Socken die Treppe hinunter.
»Hallo Schatz, wie war’s in der Schule?«, fragte sie, während sie ihre Jacke an die Garderobe hing.
»Wie immer.« Er biss sich auf die Lippe, um sie nicht sofort mit den Neuigkeiten zu überfallen. Wenn sie hörte, dass ein Unbekannter ins Haus eingedrungen war, würde sie sofort die Polizei rufen, und das wollte Stefan nicht. Erst wollte er die ganze Geschichte von Dexter hören und danach entscheiden, was er machen würde.
»Die Wäsche ist bestimmt von Herrn van Balkom?« Sie zog die Taschen unter der Garderobe hervor. »Ich stecke sie schnell in die Maschine und dann koche ich etwas. Hast du Lust auf Spaghetti?«
Ja, lass uns vor allem so tun, als wäre nichts passiert, dachte Stefan.
Die Antennen von Stefans Mutter fingen sofort etwas auf. »Ist was?«
»Was soll sein?« Jetzt war er schon genauso ein Lügner wie sie. Er sah, wie sie die viel zu schweren Taschen nach oben schleppte, und fühlte sich beschissen. Bei anderen Menschen machte ihm das nicht so viel aus, aber sie hatte irgendwie eine seltsame Macht über ihn, selbst jetzt noch, da er wusste …
»Warte!«, rief er, »lass mich.«
Sie sah ihn an, als sei er das Superlos aus der Lotterie, wodurch er sich noch schuldiger fühlte. Er wandte seine Aufmerksamkeit den Taschen zu, nahm sie ihr aus den Händen und brachte sie zur Waschmaschine im Badezimmer.
»Immer gut«, sagte sie, »so ein starker Mann im Haus.«
Stefan leerte die
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