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Titel: Password - Zugriff für immer verweigert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous , Verena Kiefer
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sicher. Aber ihr Haus würde er lieber heute als morgen gegen ein anderes eintauschen wollen, einschließlich aller Wäschestapel.
    »Ich will dir ja gern glauben«, sagte Stefan, »aber was du das sagst, kann unmöglich die Wahrheit sein. Dieser Film …«
    Dexter stand auf und machte Anstalten zu gehen. Er steckte sein Handy in die Innentasche und knöpfte die Lederjacke zu. Unterdessen flogen Stefans Gedanken und Gefühle blitzschnell in alle Richtungen. Wie konnte Dexter so sicher sein? Seine Mutter hatte nur ein einziges Kind bekommen. Dexter war gestört, ganz bestimmt. Wahrscheinlich war er ein Psychopath oder schizophren oder wie das auch alles hieß, genau wie dieser Blutspritzer-Analytiker. Normale Leute drangen nicht in fremde Häuser ein. Vielleicht hatte sich Dexter auch Zutritt zum Haus der Familie Prins verschafft, um heimlich diese Fotos zu machen. Gehörte das Haus auch wirklich der Familie Prins? Aber wie war dieses Foto in Disneyland zu erklären?
    Stefan hatte das Gefühl, allmählich auch durchzudrehen. Um sich zu vergewissern, dass das nicht so war, nahm er das Foto vom Sofa.
    Jerro Prins.
    »Das nehme ich wieder mit«, sagte Dexter.
    Mit einem Ruck wurde Stefan das Foto aus den Fingern gezogen. Und nicht nur das Foto. Wenn er Dexter gehen ließ, würde er die wirklichen Zusammenhänge nie herausbekommen.
    Allein schon die Vorstellung war unerträglich.
    »Warte«, sagte Stefan. »Ich möchte es doch gern hören.«
    Dexter knöpfte seine Jacke wieder auf und setzte sich. »Bist du sicher?«
    Stefan wusste überhaupt nichts mehr sicher. »Absolut.«
    »Dann mach dich auf etwas gefasst. Was ich dir jetzt erzähle, kann dir einen ganz schönen Schlag versetzen.«
    4.
    »Vor zehn Jahren musste ich eine Strafe absitzen, weil ich auf dem Dachboden ein paar verbotene Pflanzen gezüchtet hatte«, begann Dexter.
    Aha, dachte Stefan. Eine Hanfplantage. Erst kürzlich war in der Nachbarschaft auch jemand aufgeflogen.
    »Ich teilte meine Zelle mit dem Professor. Das war nicht sein richtiger Name, aber alle nannten ihn so, weil er immer alles erforschen wollte. So sammelte er zum Beispiel tote Fliegen und hielt in einem Notizbuch alle Stadien der Verwesung fest. Oder er versteckte Essensreste in einer Ecke und beobachtete, wie lange es dauerte, bevor sie von Schimmel überzogen waren.«
    Stefan wippte ungeduldig mit dem Fuß.
    »Der Professor erzählte immer großspurige Geschichten. Über medizinische Experimente, bei denen man Mäusen Kaninchenohren annähte, so lange, bis sie nicht mehr abgestoßen wurden. Über fast tote Ratten, die dank der DNA gesunder Artgenossen wieder quicklebendig durch den Käfig sausten. Wir nahmen die Sachen, die er erzählte, nicht ganz ernst und hielten ihn vor allem für einen eigenartigen, ziemlich gestörten Typen. Weil ich so lange mit ihm in einem kleinen Raum eingeschlossen war, lernte ich ihn allerdings auch anders kennen. Mir wurde zunehmend klar, dass er nicht nur verrückt, sondern auch genial war. Nach langem Drängen erzählte er mir, weshalb er verurteilt worden war. Wegen einer Kleinigkeit – das waren seine Worte –, in der Fruchtbarkeitsklinik, in der er arbeitete – du weißt schon, wo Paare hingehen, wenn sie auf normale Art keine Kinder bekommen können.«
    Stefan fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er hasste es, wenn Erwachsene in seinem Beisein über solche Themen redeten. Es erinnerte ihn daran, dass auch Mütter und Lehrer und so noch ganz normal Sex haben konnten, und die Vorstellung fand er ziemlich abstoßend.
    »Der Professor war absolut davon überzeugt, dass nur extreme Experimente medizinischen und wissenschaftlichen Fortschritt bringen konnten. Deswegen hatte er zu Hause ein geheimes Labor, in dem er Stammzellenforschung betrieb. Das dafür benötigte Material holte er sich aus der Fruchtbarkeitsklinik. Weil er täglich mit mehrzelligen Embryos arbeitete, konnte er sie heimlich spalten. Danach schmuggelte er sie mit nach Hause und unternahm verbotene Versuche mit ihnen. Bis er geschnappt wurde. Er ging für Jahre hinter Gitter und durfte sein Fach nie mehr ausüben.«
    »Aber was hat das mit mir zu tun?«, fragte Stefan.
    »Alles«, antwortete Dexter. »Bjorge Prins und seine Frau besuchten die Klinik, als der Professor noch dort arbeitete. Sie wollten ein Kind. Auf natürlichem Weg klappte es nicht, also wurde sein Sperma mit ihrer Eizelle im Reagenzglas zu einem Embryo verschmolzen. Der Professor teilte ihn jedoch ohne ihr Wissen und

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