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Password - Zugriff für immer verweigert

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Titel: Password - Zugriff für immer verweigert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous , Verena Kiefer
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implantierte nur eine Hälfte in die Gebärmutter von Frau Prins. Am selben Tag kam eine alleinstehende Frau in die Klinik, die unbedingt ein Kind wollte. Sie hieß Nel Post.«
    Seine Mutter! Stefan beugte sich ein Stück vor, um ja nichts zu verpassen.
    »Weil sie keine Beziehung hatte und schon fast fünfzig war, hatte sie all ihre Hoffnung auf die Klinik gesetzt. Zu ihrem großen Kummer wurde sie abgewiesen. Sie sagten ihr, sie sei zu alt. Der Professor traf Nel Post weinend beim Kaffeeautomaten und bekam sofort Visionen eines wunderbaren Experiments. Er sagte, er sei durchaus bereit, ihr zu helfen, aber der Eingriff würde in einem geheimen Labor stattfinden und sie dürfe wirklich mit niemandem darüber sprechen. Nels Kinderwunsch war so groß, dass sie einverstanden war. Da hat der Professor die andere Hälfte der befruchteten Eizelle von Herrn und Frau Prins in die Gebärmutter von Nel Post eingeführt.«
    Stefan verspürte einen Druck auf der Brust. Herr und Frau Prins waren seine biologischen Eltern! Seine eigene Mutter Nel hatte nur als Leihmutter gedient. Er hatte in ihrem Bauch gelebt, bis er geboren wurde und …
    Ihm wurde schlecht.
    »Diese Twinningtechnik wird in der Viehzucht verwendet«, sagte Dexter, der offenbar nichts merkte. »Hauptsächlich bei Rindern. Der Professor meinte, das müsse auch beim Menschen funktionieren.«
    »Aber als es aufflog«, brachte Stefan mit Müh und Not heraus. »Warum haben meine Eltern dann nicht …«
    »Es ist nie aufgeflogen«, antwortete Dexter. »In der Klinik entdeckten sie schnell, dass der Professor Zellmaterial unterschlug, um es in seinem eigenen Labor zu verwenden. Sie dachten aber, er nutze es für Experimente in Reagenzgläsern und so. Dass er damit auch noch eine Frau geschwängert hatte, kam niemandem in den Sinn. Und er selbst hielt natürlich wohlweislich den Mund, sonst hätte er eine noch längere Gefängnisstrafe bekommen.«
    »Aber meine Mutter wusste es doch«, sagte Stefan.
    Fakemutter, dachte er sofort danach.
    »Nicht alles«, sagte Dexter. »Nel Post hat nie gefragt, woher der Embryo stammte. Sie wusste auch nicht, dass es noch eine Hälfte gab, einen Zwillingsbruder. Denn das seid ihr, du und Jerro: eineiige Zwillinge. Nur seid ihr in unterschiedlichen Gebärmuttern weitergewachsen. Eure DNA ist identisch, ihr habt dieselben Gene und ihr seht absolut gleich aus. Nur eure Zähne und Fingerabdrücke sind einzigartig.«
    Das ging Stefan alles viel zu schnell. »Wenn dieser Professor alles geheim halten wollte, warum hat er es dir dann erzählt?«
    »Ich glaube, er suchte Wertschätzung. In seinen Augen hatte er etwas Besonderes vollbracht. Etwas, worauf er stolz war. Was er aber mit niemandem teilen konnte. Irgendwann wollte er es doch loswerden, und da ich mit ihm in derselben Zelle saß …«
    Das konnte Stefan nachvollziehen. Er hatte einmal heimlich ein Feuerchen im Wald gemacht. Alles lief prima, bis plötzlich Wind aufkam, der wie ein Blasebalg wirkte. Das Feuerchen wurde zum Feuer und in kürzester Zeit brannten etliche Bäume lichterloh. Der Brand kam in die Zeitung und in die Fernsehnachrichten. Alle sprachen von einem gefährlichen Brandstifter – also von ihm! –, und das gab ihm irgendwie schon auch einen Kick. Je mehr sie darüber sprachen – ein wahnsinniges Feuer, Mann! –, desto schwieriger wurde es, den Mund zu halten. Schließlich hatte er es Kevin erzählt, dem einzigen Freund, der den Mund halten konnte.
    »Durch die Vorgespräche in der Klinik wusste der Professor, wer Bjorge Prins war«, fuhr Dexter fort. »Oder besser gesagt: was er machte. Wenn der Inhaber eines weltberühmten Computerunternehmens Samen bei einem abgibt, vergisst man das nicht so leicht. Außerdem gab es dem Experiment noch eine zusätzliche Dimension: Eine einfache Frau wie Nel Post sollte ein Kind mit den Genen eines reichen Genies und seiner klugen Ehefrau gebären. Was für ein Kind würde das werden? Hatte es genau so viele Chancen wie sein Zwillingsbruder, der in einem ganz anderen Milieu aufwachsen würde? Würden sie sich gleich oder gerade ganz unterschiedlich entwickeln? Der Professor war sehr neugierig.«
    Stefan fühlte sich vollkommen unwirklich. Als säße nicht er im Zimmer, sondern ein ganz anderer. Einer, der ihm wie Jerro zufällig ähnlich sah.
    Obwohl, zufällig …
    »Er hat es nie erfahren«, sagte Dexter. »Bevor er aus dem Gefängnis entlassen werden sollte, bekam er einen Schlaganfall und kurz darauf noch einen und dann war

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