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Password - Zugriff für immer verweigert

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Titel: Password - Zugriff für immer verweigert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous , Verena Kiefer
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Haus. Ihre übrig gebliebenen Möbel zogen mit um. Sein neues Zimmer war ein elender Ort, fand Stefan. Das Gitter vor dem Fenster vermittelte ihm das Gefühl, eingeschlossen zu sein, selbst wenn er am Computer saß und spielte. Er floh regelmäßig nach draußen, wo er Fußball spielen konnte, ohne dass sich Nachbarn beschwerten. Unterdessen wurden die Vorbereitungen unvermindert vorangetrieben. Stefan wiederholte alle Daten und Fakten, die er sich in den letzten Monaten eingeprägt hatte, und Kasia sorgte für die letzten Updates. Er lernte, wie das kleine Gerät – Dexter nannte es Spy-guy – funktionierte, mit dem er die Daten von Prins’ Spielecomputer herunterladen konnte. Er wurde darin geschult, wie er Konzepte und andere wichtige Unterlagen erkennen konnte und wie er sie mit einer winzigen geheimen Kamera fotografieren musste.
    Dexter kaufte einen Elektroschocker für Stefans Mutter.
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass ich Jerro wirklich einen Elektroschock versetze?«, fragte sie empört.
    »Der dient nur zur Abschreckung«, versicherte er ihr. »Du benutzt ihn nicht wirklich, aber du kannst zumindest damit drohen.«
    Stefan wollte sofort ausprobieren, ob man auch eine Scheibe Brot damit toasten könnte.
    »Finger weg«, sagte seine Mutter. »Das ist kein Spielzeug.«
    Dexter nahm Stefan mit zu einem Friseur in einer anderen Stadt. Er zeigte ein neueres Foto von Jerro und die Friseurin sollte genauso schneiden. Als Stefan mit neuer Frisur und neuer Hose vor dem Spiegel stand, fühlte er sich auch von innen neu. Sein Leben als Jerro Prins konnte beginnen.
    Es war Samstag, der elfte Mai. Stefans Mutter ging die ganze Zeit zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her. Ob noch jemand Kaffee wolle? Ein Butterbrot vielleicht? Aber die Männer, die Jerro mit dem Rettungswagen abholen sollten, gingen lieber zum Rauchen nach draußen. Wahrscheinlich nervte sie die beiden nur. Sie hatten am Morgen die Plane vom Wagen gezogen und das Fahrzeug anschließend vor der Tür geparkt, damit sie es waschen konnten. Der Lack glänzte und der Fahrer hatte den Motor überprüft. Der Rothaarige mit den Riesenhänden hatte die benötigten Medikamente kontrolliert und hinten zu der Krankentrage gestellt.
    »Halb zwei schon«, sagte Stefans Mutter nervös. »Warum ruft sie nicht an?«
    Auch Stefan spürte die Anspannung. Er fürchtete, gleich keinen Bissen herunterzubekommen.
    Dexter machte sich offensichtlich nicht so viele Gedanken. Er hatte das Telefon neben sich gelegt und las entspannt Zeitung. Aber nun ja, er hatte leicht reden. Er wurde nicht vergiftet und musste auch nicht ins Krankenhaus.
    Die Männer zündeten sich bestimmt schon die zehnte Zigarette an. Es wurde zwei Uhr.
    »Bin mal pinkeln«, sagte Stefan.
    Als er zurückkam, klingelte endlich das Telefon.
    Die Männer fuhren mit dem Rettungswagen zu Jerros Haus.
    Stefan bekam sein Makrelenbrötchen. Zum Glück stank es nicht nach verdorbenem Fisch.
    »Bist du sicher, dass es wirkt?«, fragte er. »Ich schmecke nichts.«
    »Histamin kann man nicht schmecken«, antwortete Dexter. »Und bei der Katze, die heute Morgen über den Hof lief, hat es auch gewirkt.«
    »Es kann doch nicht tödlich sein, oder?«, fragte Stefans Mutter.
    Herzlichen Dank, Mama, dachte Stefan.
    Dexter sah auf die Uhr. »Das werden wir gleich merken.«
    Stefan war nicht in der Stimmung für Scherze. Er kaute und schluckte, kaute und schluckte.
    »Merkst du was?«, fragte seine Mutter immer wieder.
    Er schüttelte den Kopf und schluckte den letzten Bissen mit Wasser herunter.
    »Zieh dich schon mal aus«, sagte Dexter. »Jetzt kannst du es noch selbst.«
    Stefan legte seine Sachen aufs Sofa.
    »Auch die Unterhose.«
    Stefans Mutter holte ein Handtuch aus der Küche, damit er es sich um die Hüfte wickeln konnte, und eine Schüssel, falls er sich übergeben musste.
    Und dann ging es los.
    Sein Gesicht wurde warm und kribbelte, als würden kleine Tiere unter seiner Haut herumkrabbeln.
    »Du bist ganz rot.« Seine Mutter fühlte an seiner Wange.
    Ihre Hand war kühl. Die Tierchen begannen zu nagen. Das Kribbeln verwandelte sich in ein schmerzhaftes, verrückt machendes Jucken, das sich auf Hals und Schultern ausdehnte, und es geschah auch etwas in seinem Mund – sein Gaumen schien auf einmal überwuchert von Brandblasen. Er tastete nach der Schüssel. »Mir ist schlecht.«
    Seine Mutter stellte ihm die Schüssel auf den Schoß. Er lehnte sich gegen Nel, weil er Angst hatte, sonst vom Sofa zu fallen. In

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