Passwort: Henrietta
Schritt Entfernung wittern konnte.
Sie zwang sich, ihr in die Augen zu schauen. Schließlich hatte sie ja nichts Illegales getan. Noch nicht zumindest.
Glen klickte auf ihren Kugelschreiber. »Bevor wir anfangen, möchte ich erklären, dass alles, was wir hier besprechen, streng vertraulich bleiben wird.« Sie sprach langsam und präzise. »Selbst wenn Sie beschließen sollten, kein Konto bei uns zu eröffnen, werden dieser Besuch und alle dabei mitgeteilten Informationen der Schweigepflicht der Bank unterliegen.«
»Das ist beruhigend.«
»Darf ich fragen, warum Sie sich für die Rosenstock Bank entschieden haben?«
»Na ja, mein Vater hat vor Jahren hier ein Konto eröffnet. Ein enger Familienfreund hat es ihm damals empfohlen, er war dann sogar eine Zeitlang sein Kontenbetreuer. Vielleicht kennen Sie ihn ja. Philippe Rousseau?« Harry musterte die Miene der Frau, aber diese gab nichts preis. »Arbeitet er hier noch?«
Glen hob ihr Kinn und sah aus, als wolle sie darauf nicht antworten. Raymond schaltete sich dazwischen.
»Mr. Rousseau ist Vice President der International Client Relations«, sagte er lächelnd. Er war jünger als Glen, Anfang dreißig vermutlich, und sein schwacher bahamaischer Akzent wollte so gar nicht zu seiner blassweißen Hautfarbe passen. »Er ist vor einigen Jahren befördert worden.«
Fragend sah Harry zu Glen. Die Frau senkte den Blick und entfernte einen Fussel von ihrem Kostüm. Dann sah sie auf und lächelte. »Ja, Philippe hat früher für mich gearbeitet. Bis etwa vor acht Jahren.«
»Oh.« Harry war erstaunt. »Dann haben Sie also das Konto meines Vaters übernommen?«
Wenn das der Fall war, wo passte dann Owen Johnson ins Bild? Glen streckte den Rücken durch.
»Ich hatte mehr als genug mit meinen eigenen Kunden zu tun, ich konnte Philippes Konten nicht auch noch betreuen«, sagte sie. »Nein, die Konten wurden auf meine übrigen Mitarbeiter aufgeteilt. Damit Philippe Zeit hatte, seine prestigeträchtigen Kunden gebührend zu unterhalten.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Er knüpft die männlichen Netzwerke, so nennt man das wohl.«
Harry zog eine Augenbraue hoch und nickte. »Genau, mein Vater hat erwähnt, er hätte mit ihm Poker gespielt. Ich weiß aber nicht mehr, wo.«
»Wahrscheinlich auf Paradise Island«, sagte Raymond. »Das beste Casino der Bahamas.« Er warf einen kurzen Blick zu Glen, sah dann weg und strich sich mit der Hand vom Hinterkopf zur Stirn. Sein Haar war zu einer Tolle nach vorn gekämmt und mit so viel Gel behandelt, dass es wie ein Ölteppich aussah.
»Raymond, könnten Sie uns bitte Kaffee holen?« Glens Nasenflügel zitterten leicht.
»Natürlich.« Er legte Stift und Block auf dem Tisch ab und verließ den Raum, den Kopf dabei zur Seite geneigt, als müsste er tiefhängenden Ästen ausweichen.
Glen wandte sich Harry zu.
»Nun, vielleicht könnten wir uns über die Herkunft Ihrer Gelder unterhalten. Aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen können wir kein Konto eröffnen, wenn wir nicht genau wissen, woher das Geld stammt.«
»Klingt vernünftig.« Harry schlug die Beine übereinander, ihr Seidenkleid umschmeichelte ihre Schienbeine. Sie tat ihr Bestes, um sich als wohlhabend auszugeben. »Den größten Teil des Vermögens habe ich während des Dotcom-Booms erworben. Das Software-Unternehmen, bei dem ich angestellt war, ging Anfang 2000 an die Börse, und ich hatte Aktienoptionen. Das meiste ist im Moment in Immobilien und Blue Chips gebunden. Ich möchte heute nur einen kleinen Teil davon einzahlen, habe aber vor, meine Vermögenswerte in naher Zukunft ganz aufzulösen und alles hierher zu überweisen.«
Sie lächelte Glen reumütig an und zuckte mit den Schultern. »Mein Mann betrügt mich, ich werde bald die Scheidung einreichen, aber davor möchte ich alles außer Reichweite geschafft haben.«
Glen sah sie ungerührt an. Falls Harry auf schwesterliches Mitgefühl gehofft hatte, wurde sie enttäuscht.
Glen machte sich eine Notiz. »Wenn Sie Ihre Vermögenswerte auflösen und hierher transferieren, müssen Sie uns entsprechende Verkaufsbescheinigungen vorlegen.«
»Ja.« Harry schluckte und räusperte sich. Ihre einzigen Vermögenswerte bestanden aus einem Mini mit Totalschaden, dessen Wert sich in gewissem Sinne bereits aufgelöst hatte. Sie musste sich einreden, dass Glen davon unmöglich wissen konnte.
»Sie wollen also maximale Anonymität«, sagte Glen.
»Ja. Ich nehme an, das wäre dann ein Nummernkonto?«
»Es gibt noch
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