Passwort: Henrietta
andere Optionen, aber für Ihre Bedürfnisse wäre es wohl das Beste. Auf allen Dokumenten, die Ihr Konto betreffen, wird Ihr Name durch eine Nummer ersetzt. Außer Raymond und mir wird niemand in der Bank wissen, wer Sie sind.«
»Und ich kann über dieses Konto völlig anonym Aktien kaufen?«
»Natürlich. Die Transaktionen werden unter dem Namen der Bank durchgeführt. Ihr Name taucht nirgends auf.«
»Klingt perfekt.«
»Natürlich ist ein Nummernkonto gewissen Einschränkungen unterworfen, wenn wir diesen Grad an Vertraulichkeit gewährleisten wollen. Wir stellen auf Nummernkonten keine Scheckbücher aus, Barabhebungen sind nicht erlaubt. Abhebungen, Überweisungen oder Einzahlungen sind nur persönlich durch den Ihnen zugeteilten Kontenbetreuer möglich.«
»Und das sind dann Sie?«
Glen nickte. »Oder Raymond, falls ich verhindert bin. Er hat in meiner Abwesenheit Handlungsvollmacht.«
Wie auf das Stichwort hin kam Raymond mit einem Tablett zurück. Er stellte es auf dem Tisch ab, die Teelöffel klapperten. Seine Handflächen, bemerkte Harry, sahen schmierig aus, entweder vor Nervosität oder weil er sich damit über den Kopf gestrichen hatte. Sie lächelte ihn aufmunternd an.
Glen beugte sich vor. »Wenn Sie also einverstanden sind, fahren wir mit den Formalitäten fort.«
»Ja, machen wir das.« Harry öffnete ihre Handtasche und holte ihren Pass heraus, zwei aktuelle Gas- und Stromrechnungen, ihre Einkommensteuererklärung und einen Auszug ihres Sparkontos. Sie reichte alles Glen, zusammen mit einem Bankwechsel über dreißigtausend Dollar. Mehr als ein Drittel ihrer gesamten Ersparnisse. Sie spürte einen Stich in der Brust und ging davon aus, dass sie das Geld aller Wahrscheinlichkeit nie mehr sehen würde.
Glen inspizierte alles und stellte eine Quittung über den Wechsel aus, während Raymond Kaffee einschenkte. Glen reichte ihm die Papiere, ohne ihn anzusehen, und beauftragte ihn, Kopien zu erstellen. Nachdem er fort war, holte sie ein Formular aus ihrer Ledermappe und überreichte es Harry mit einem Stift.
»In der Zwischenzeit können Sie das schon mal ausfüllen. Wir können den Kaffee ja zum Schreibtisch mit hinübernehmen.«
Glen ging zum Laptop und rückte für Harry einen Stuhl zurecht. Während Glen etwas auf dem Laptop eintippte, überflog Harry das Formular. Auf den ersten Blick sah es wie das Formular einer ganz gewöhnlichen Kontoeröffnung aus. Es hatte die üblichen Felder über persönliche Angaben, unten auf der Seite befand sich ein Abschnitt, der mit »nur für interne Vermerke« gekennzeichnet war und später wahrscheinlich von Glen ausgefüllt wurde. Die Rückseite war leer, sah man von einem zweiten optionalen Unterschriftenfeld für einen weiteren Bankmitarbeiter ab. Sie trug ihre Adresse ein und gab ihren Namen in Übereinstimmung mit dem Pass als »Harry (Henrietta)« an.
»Ich habe meinem Vater gesagt, ich würde Philippe aufsuchen, wenn ich hier bin«, sagte sie und konnte sich gerade noch zurückhalten, ihren Familienstand als ledig anzukreuzen. Das war das Problem mit den Lügen: Sie wickelten sich einem ständig wie Stolperdraht um die Beine. »Meinen Sie, ich könnte ihn heute Abend im Casino antreffen?«
»Das weiß ich nicht.« Sie richtete sich auf ihrem Stuhl auf. »Den Bürgern der Bahamas ist es gesetzlich verboten, an Glücksspielen teilzunehmen. Aber unser Mr. Rousseau ist ja halb Brite, halb Franzose, unsere Gesetze betreffen ihn also nicht.« Sie drückte mit unnötiger Vehemenz auf die Enter-Taste.
Harry wusste nicht, gegen welche Vorurteile Glen in der Bank anzukämpfen hatte, aber Philippe Rousseau jedenfalls schien den Großteil ihrer Wut auf sich zu ziehen. Sie fuhr mit dem Formular fort, kreuzte ein Feld an, das die Bank von jeglicher Pflicht befreite, steuerlich relevante Einkünfte auszuweisen. Dann kam sie an den Abschnitt, der mit »Autorisierung für Telefon- und Faxanweisungen« überschrieben war, darunter ein leeres Feld mit der Bezeichnung »Codewort«. Sie drehte den Stift zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her.
»Dieses Codewort für Telefon- und Faxanweisungen«, sagte sie. »Wie funktioniert das?«
»Nun, bei einem Nummernkonto ziehen wir es vor, dass Sie alle Transaktionen persönlich mit mir oder Raymond durchführen. Damit ist das höchste Maß an Sicherheit gewährleistet, und es besteht keinerlei Ungewissheit über Ihre Identität. Aber das ist natürlich nicht immer möglich. Sie können nicht immer auf den Bahamas
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