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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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ließ Leon hochfahren. Draußen auf dem Parkplatz war der junge Chinese wiederaufgetaucht, diesmal feuerte er Konservengläser in den Container. Leon rieb sich erneut das Gesicht, atmete tief durch und versuchte, seine Magenkrämpfe zu lindern. Morgen würde er sich vielleicht mal gründlich waschen. Vielleicht würde er sich mit Richard treffen.
    Er sah auf seine Uhr. Zeit, Ralphy-Boy wieder anzurufen. Er räusperte sich und wählte.
    »Hast du’s gelesen?«, fragte er, als Ralph sich meldete.
    »Soll das ein schlechter Scherz sein?«
    »Mir ist glatt die Spucke weggeblieben.«
    »Glaubst du, ich hab das verschickt? Ich will nichts damit zu tun haben.« Ralph klang, als klebe ihm die Zunge am Gaumen.
    »Was ist los, Ralphy? Du klingst ja, als hättest du Angst.«
    »Natürlich hab ich Angst. Eine Scheißangst. Ich hab viel zu verlieren, im Gegensatz zu dir.«
    Leon lockerte den Griff am Telefon. »Du hast es mir zu verdanken, dass du vor acht Jahren nicht alles verloren hast. Vergiss das nicht, okay?«
    Ralph seufzte. »Was genau willst du, Leon? Noch mehr Geld?«
    Gute Frage. Zunächst hatte er sich nur vergewissern wollen, dass die E-Mail nicht von Ralph stammte, aber jetzt kam ihm so eine andere Idee.
    »Du hast die E-Mail gelesen?«, fragte Leon.
    »Ja, er sagt, das Mädchen hat es. Na und?«
    »Na ja, vielleicht will ich’s wiederhaben.«
    »Du meinst, sie wird es dir geben? Und was, wenn er sich irrt.«
    »Der Prophet hat sich noch nie geirrt«, sagte Leon. »Er hat Beweise, sagt er.«
    »Was ist los mit dir? Willst du, dass wir beide in den Knast wandern?«
    Leon sah erneut aus dem Fenster. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass er wieder vom Propheten gehört hatte. Vielleicht war es für ihn die Chance zum Comeback.
    »Ich kenn da so einen Typen«, sagte Leon. »Mit dem hatte ich früher schon zu tun. Er wird sich darum kümmern.«
    »Das gefällt mir nicht.«
    »Das muss es auch nicht, Ralphy.«
    Leon knallte den Hörer auf und starrte wieder aus dem Fenster. Diesmal sah er weder die Graffiti an den Mauern noch die überquellenden Mülltonnen. Er sah sich selbst, frisch rasiert, zehn Kilo leichter, in einem italienischen Anzug am Kopfende des Tisches in der Vorstandsetage. Er sah sich in einem eleganten Wollmantel, wie er Richard anfeuerte, der für seine Schule Rugby spielte. Leon knirschte mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten.
    Das Mädchen hatte etwas, was ihm gehörte, und er wollte es zurückhaben.

[home]
    3
      
    G uten Tag, Sheridan Bank …«
    »Das geht aus Ihren Transaktionen leider nicht hervor, Mr. Cooke. Soll ich es mit einem anderen Konto versuchen?«
    Das Gemurmel von etwa dreißig gleichzeitig geführten Gesprächen lag in der Luft. Die Stimmen gehörten meistens Frauen und erfüllten den Raum mit einem Dröhnen wie von höflichen Hummeln. Harry ging zwischen den Tischen hindurch, die jeweils durch blaugepolsterte Trennwände abgeschirmt waren; mit einem Ohr lauschte sie den jungen Frauen am Telefon. Sie hatte selbst ein Konto bei Sheridan. Nach der Sache hier würde sie wahrscheinlich die Bank wechseln müssen.
    Es gab eine Menge leerer Tische, aber Harry wollte einen ganz hinten. An der Rückwand ließ sie sich an einem leeren Platz in der Ecke nieder, stellte ihre Tasche auf den Stuhl und wartete, dass das mondgesichtige Mädchen am Arbeitsplatz nebenan ihr Gespräch beendete.
    »Wir möchten uns nochmals dafür entschuldigen, Mrs. Hayes. Auf Wiedersehen.« Das Mädchen tippte etwas auf ihrer Tastatur und zwinkerte Harry zu. »Wieder ’ne unzufriedene Kundin.«
    Harry lächelte. »Gibt es auch andere?«
    »Hier nicht.«
    Harry streckte ihr die Hand hin. »Ich bin Catalina. Ich fang heute Nachmittag hier an.«
    »Oh, toll. Ich bin Nadia.« Sie gab Harry die Hand. Sie hatte lange, karmesinrote Fingernägel und trug an jedem ihrer pummeligen Finger einen Silberring, sogar am Daumen.
    Harry deutete auf den leeren Platz. »In Ordnung, wenn ich mich hier hinsetze?«
    »Klar, ist ja keiner da.«
    Harry ließ sich nieder und schaltete den Computer an. »Ich glaub nicht, dass ich schon am System angemeldet bin. Meinst du, du könntest mich einloggen?«
    Nadia zögerte. »Das darf ich eigentlich nicht.«
    Immer lässig bleiben. »Ach, stimmt. Ich wollte eben nur noch schnell einen Blick auf das Support-Programm werfen, bevor Mrs. Nagle vom Mittagessen zurück ist.«
    Nadia kaute auf ihrer Unterlippe herum, dann lächelte sie. »Was soll’s? Wir wollen ja nicht, dass

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