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Passwort in dein Leben

Passwort in dein Leben

Titel: Passwort in dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Stehle
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erinnere mich daran, wie die Feuerwehrleute eine Menge triefender, stark verrußter Stofftiere aus einem der Fenster getragen haben. Ich war traurig, die Kinder, denen die Stofftiere gehörten, haben mir leidgetan. Gleichzeitig war ich total aufgeregt. Weil etwas passiert ist, etwas, von dem ich wusste, dass ich es nie wieder vergessen würde. Und dafür habe ich mich schuldig gefühlt.
    »Ich glaub, ich brauch erst mal ein Rieseneis«, erklärt Clara.
    Ich stecke mein Handy ein und folge ihr aus dem Zimmer. Meine Beine fühlen sich an wie Watte.

Teil 2
    Als Clara und ich vom Einkaufen zurückkommen, essen wir uns durch eine ganze Packung Ben & Jerry's. Es ist fast wie früher. Abgesehen davon, dass wir so gut wie nichts reden.
    »Betrinkt Julia sich öfter?«, fragt Clara schließlich.
    »Hm, sie hat schon manchmal ganz schön viel getrunken – allerdings seit sie mit David zusammen ist nicht mehr«, sage ich und schäme mich aus irgendeinem Grund ein wenig. Vielleicht, weil ich weiß, wie Clara über Leute denkt, die sich ständig betrinken.
    Zum Glück geht sie nicht darauf ein, sondern fragt: »Ob noch mehr Leute den Link bekommen haben?«
    Ich zucke die Achseln. »Sie muss sich total scheiße fühlen.«
    Clara nickt. »Ganz schön fiese Aktion.«
    Wir gehen wieder ins Internet. Die halbe Schule hat wohl inzwischen den Film gesehen. Es sind mittlerweile über 200 Klicks.
    Julia hat ihn allerdings von ihrer Facebook-Seite entfernt. Auch die Einträge bei David und Romi sind verschwunden. Und Mario ist von allen drei Friends-Listen gelöscht.
    Bei mir gibt es neue Kommentare. Romi fragt, ob ich noch richtig ticke. David sagt, er hätte so was nie von mir gedacht.
    Da piepst mein Handy, eine SMS von Julia.
    Sag mal, was sollte das jetzt? Ich dachte eigentlich, wir wären Freundinnen. Hätte nie gedacht, dass du so fies sein kannst.
    Ich beiße mir auf die Lippe, habe plötzlich das Gefühl, heulen zu müssen.
    Clara legt mir den Arm um die Schulter. »Das musst du dir nicht geben«, sagt sie.
    »Aber was soll ich denn machen?« Meine Stimme zittert und ich fange wirklich an zu weinen.
    »Weiß nicht.« Clara drückt mich. »Auf keinen Fall mehr einen Freund erfinden.«
    Ich seufze. »Das hilft jetzt auch nicht mehr.«
    Stille. Wir sitzen einfach nur stumm da. Ich versuche, nachzudenken, mir zu überlegen, was ich tun kann. Aber mein Kopf ist völlig leer. Ich höre nur das Rauschen des Windes draußen und Klappern von unten, wo meine Mutter vermutlich die Spülmaschine ausräumt.
    Das Video ist bei 312 Klicks angelangt.
    »Ich schreibe Bitte Einzug beachten. ihm eine private Message«, sage ich, weil das das Einzige ist, was mir einfällt.
    »Aber nicht zu persönlich.«
    »Klar«, sage ich. »Ich muss aber irgendwas tun.« Clara nickt.
    Noch nie habe ich Clara so wortkarg erlebt. Vermutlich hat sie sich doch mehr verändert, als ich gedacht habe.
    Sofie: Warum hast du das gemacht?
    Kurze Zeit später wird angezeigt, dass er online ist.
    Mario: Sie waren gemein zu dir. Deine Feinde sind auch die meinen.
    Sofie: Was glaubst du, wie die jetzt zu mir sind?
    Mario: Die brauchen wir doch nicht, wir haben doch uns und unsere Liebe.
    »Ich glaube, ich spinne!« Ich kann es wirklich nicht fassen. »Wie kann, wer immer das ist, so einen Stuss schreiben?«
    Clara verdreht die Augen. »Als bräuchte man keine Freunde mehr, nur weil man verliebt ist!«
    »Und mit jemandem, der so fies drauf ist, würde ich sowieso nie zusammen sein wollen!«, ergänze ich.
    Clara schüttelt den Kopf. »Und dabei ist der doch nur erfunden!«
    »Und was mache ich jetzt?« Ich merke selbst, wieverzweifelt ich klinge. »Ich kann ihm ja kaum schreiben: Dich gibt's ja nicht mal echt. Also hör auf, von Liebe zu labern und Leute zu beleidigen!«
    »Warum eigentlich nicht?« Clara sieht mich mit gerunzelter Stirn an.
    »Na ja, dann ist ja klar, dass ich ihn nur erfunden habe …«
    »Ist es doch sowieso.« Ich mag Claras Grinsen nicht.
    »Aber wenn ich das direkt sage, dann hört er doch sicher nicht auf!«, wende ich ein.
    »Da könntest du recht haben«, meint Clara.
    Ich überlege kurz. Meine Finger zittern ein wenig, als ich schließlich tippe.
    Sofie: Ich hasse Streit!
    Seine Antwort kommt sofort, noch ehe ich denken kann.
    Mario: Du meinst, du bist konfliktscheu?
    »Scheiße«, sagt Clara. »Wer auch immer das schreibt, ist total durchgeknallt. So trägt man doch keine Konflikte aus!«
    Ich schreibe genau das. Also natürlich nur den zweiten

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