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Passwort in dein Leben

Passwort in dein Leben

Titel: Passwort in dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Stehle
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etwas sagt. »Deine Mutter hat mir von deinem ersten Freund erzählt und dass er nun mit deiner Freundin zusammen ist?«
    Ich zwinge mich, sie anzusehen. »Ja. Aber das ist schon eine Weile her. Er passt sowieso besser zu Julia.« Ich bin stolz darauf, wie ruhig meine Stimme klingt, wie wenig mir das scheinbar ausmacht. Und irgendwie stimmt das auch. Ich habe in den letzten Tagen so gut wie gar nicht mehr an die beiden als Paar gedacht.
    »Du hast übers Internet erfahren, dass sie nun zusammen sind?«
    Ich zucke die Achseln. »Ja, kommt häufiger vor, heutzutage.«
    »Wie intensiv war die Beziehung denn?«
    Will sie jetzt wissen, ob wir Sex hatten, oder was? Als ginge sie das etwas an.
    »Ich gebe keine Details weiter, falls dir das Sorge machen sollte. Für uns gilt Schweigepflicht wie für Ärzte«, erklärt sie.
    »Wir waren nicht lange zusammen.«
    »Deine Eltern meinten, die Filme, um die es ging, wären auf deiner Festplatte gespeichert.«
    »Das kann jemand dort abladen wie bei einem Trojaner oder so«, sage ich.
    »Wenn jemand sehr verletzt ist«, sagt sie, »tut er manchmal Dinge, an die er sich später überhaupt nicht erinnern will. Das Gedächtnis blendet die dann vollkommen aus und die Person hat wirklich das Gefühl, sie hätten nie stattgefunden.«
    »Wieso glaubt eigentlich jeder, ich würde Constantin beim Scheißen fotografieren!« Ich merke, dass ich schreie. Es ist, als wäre irgendwas in mir geplatzt. »Für wen haltet ihr mich alle? Für ein Monster? David ist mir scheißegal! Und die doofe Julia sowieso!«
    Ich springe auf. Es ist, als wäre ich ferngesteuert, als würde irgendwas aus mir herauskommen, das ich eine Zeit lang zurückgehalten habe. ähnlich wie bei einem kleinen Kind, das plötzlich einen Wutanfall bekommt. »Wisst ihr was? Ihr könnt mich alle mal! So lasse ich mich nicht behandeln!« Ich zeige mit dem Finger direkt auf sie. »Und Sie haben sowieso keine Ahnung, Sie …, Sie doofe Psychoschnalle!« Mit der Hand fege ich ihr Klemmbrett vom Tischchen. Das Glas fällt ebenfalls um.
    Ich erschrecke. Wache irgendwie auf. Mensch, ist das peinlich! Sie sieht mich an, mitleidig und gleichzeitig neugierig. Gerade so, als wäre etwas passiert, auf das sie gewartet hat.
    Und da weiß ich, dass ich nicht länger bleiben kann.
    Ich fliehe.
    Sie ruft hinter mir her.
    Keine Zeit, die Jacke anzuziehen.
    Ich klemme sie mir einfach unter den Arm. Meine Tasche, mit Handy und Portemonnaie, habe ich in der Hektik in ihrem Zimmer vergessen.
    Ich streife mir im Laufen die Jacke über, versuche, so schnell wie möglich so weit wie möglich von der Psychotussi wegzukommen. Erst als ich auf der Insel bin, merke ich, dass ich nichts dabeihabe. Nicht einmal einen einzigen Euro. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt tun soll.
    Der Busch, in dem ich Marco überrascht habe. Vielleicht ist er ja dort. Vielleicht klärt sich dann auf, warum er mich nicht erkannt hat … Ich muss auf jeden Fall mit ihm reden, mit irgendwem reden. Vielleicht hat er ja eine Idee, wie ich Clara überzeugen kann? Wie wir wieder Freundinnen werden?
    Diesmal habe ich Glück. Im Busch liegt wieder der Rucksack. Ich setze mich darauf, warte. Es ist ziemlich kühl. Gut, dass ich meine Jacke noch mitgenommen habe. Ich ziehe sie mir bis über die angewinkelten Knie. Lange wird der Busch nicht mehr als Versteck taugen. Immer wieder fällt mir ein Blatt auf den Kopf, in den Schoß.
    Schritte, knisternder Kies. Fetzen von Unterhaltungen, verschiedene Sprachen, verschiedene Dialekte. Schließlich das Hecheln eines Hundes, einefeuchte Hundeschnauze an meinem Bein. Dann lautes Bellen. Ich bin längst erstarrt, versuche, mich ganz klein zu machen.
    »Was ist denn, Blacky?«, fragt eine männliche Stimme.
    Kurz darauf erscheint ein Kopf, ein Gesicht voller Falten, mit neugierigen Augen über schmalen Lippen.
    »Was machst du denn da im Gebüsch, Maderl?«
    Ich sehe, dass Haare aus seiner Nase wachsen.
    »Bist abgehauen? Schule schwänzen, oder?«
    Er kommt immer näher.
    Und ich weiß, dass ich nicht bleiben kann.
    Stehe auf, renne davon, quer über die Wiese, irgendwohin, wo mehr Menschen sind. Hoffentlich lässt er den Rucksack in Ruhe.
    Mein Atem geht keuchend. Ich habe das Gefühl, von allen Leuten angestarrt zu werden. Zwei Bahnbeamte reden miteinander. Hoffentlich nicht über mich.
    Schnell drücke ich mich durch die Drehtür in die Post.
    Dort schreibe ich auf einen Werbezettel mit einem dieser Kugelschreiber, die an einer Spirale hängen,

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