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Passwort in dein Leben

Passwort in dein Leben

Titel: Passwort in dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Stehle
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doch nicht! Will doch gar nichts von ihm!
    »Du warst immer für mich bestimmt. Ich habe immer gewartet und gewartet. Und dann wirfst du dich einfach so weg!« Er regt sich so auf, dass beim Sprechen Spucke aus seinem Mund spritzt.
    Ich rutsche vorsichtig immer weiter von ihm weg.
    Da packt er mein Handgelenk, hält es ganz fest, presst mich zurück auf die Matratze und küsst mich noch einmal, hart, schmerzhaft.
    »Du hast alles verdorben! Bist an allem selbst schuld. Musstest leiden, um gereinigt zu werden!« Als er weiterspricht, sieht er mich nicht an, sondern starrt auf die Wand gegenüber. »Dafür habe ich viel auf mich genommen. Denk nicht, es war einfach, all die Filmchen zu drehen. Klar, manchmal kommt es einem zugute, dass einen keiner wirklich sieht, sich keiner für einen interessiert.« Er stößt die Worte so heftig aus, dass dabei kleine Spucketropfen mit herausspritzen. Dabei hält er mich immer noch fest. Erwar das also. Aber warum? »Na, das Posten war dann eine Kleinigkeit. Man muss nur Grips haben und sich ein wenig auskennen!« Er lacht hohl und drückt meinen Arm noch fester.
    Ich schreie vor Schmerz auf.
    »Aber es ist zu spät, viel zu spät. Du hast mich so verletzt wie niemand zuvor. Ich weiß nicht, wie dieser Schmerz je vergehen soll!« Tränen in seinen Augen. »Sie sollten erfahren, wie beschmutzt du bist, wie es tief in dir aussieht. Und nun bist du genau da, niemand glaubt dir mehr, niemand will dich mehr. Du bist vollkommen allein!«
    Wieder ein Lachen. Das seltsamste Lachen, das ich je gehört habe. Ralf, der mich hätte retten sollen.
    »Ich verstehe das nicht«, sage ich.
    Er hört endlich auf, zu lachen, wird plötzlich unruhig, zwinkert unkontrolliert mit den Augen. »Es ist noch nicht fertig. Der Höhepunkt fehlt noch. Wie soll jetzt der Höhepunkt kommen, jetzt wo du einfach hierherkommst und dich auf mich wirfst?«
    »Aber ich habe doch nicht …«, sage ich verzweifelt.
    Er unterbricht mich, schnaubt. Dann richtet er sich auf, lässt meine Handgelenke los. Sein Körper wird ganz gerade. Meine Hände fühlen sich taub an. Vorsichtig bewege ich sie ein klein wenig. Nur ein paar Schritte zur Tür …
    »Es wird einen Höhepunkt geben. Alles wird so zu Ende gehen wie geplant«, erklärt er und seine Augen sind ganz glasig. »Ich lasse mich nicht einwickeln, habe euch alle in der Hand. Alle.«
    Er starrt die kahle Wand seines Zimmers an.
    Und ich rolle mich zur Seite, richte mich auf. Drei Schritte. Die Tür.
    Er wirft sich auf mich wie ein Tier, hält mich fest umschlungen.
    »Nein, nein«, sagt er und seine Stimme klingt mit einem Mal wieder zärtlich. »Nein, meine Liebste, du bleibst bei mir. Ich werde versuchen, es dir so gemütlich wie möglich zu machen, auch wenn du es nicht verdient hast.«
    Er drückt mir die Hände auf den Rücken, wie wir das früher beim Räuber-und-Gendarm-Spiel gemacht haben. Ich zapple wie wild, versuche mich zu befreien. Aber er ist erstaunlich stark. »Schreien brauchst du gar nicht erst zu versuchen. Niemand da, wie gesagt«, sagt er beinahe fröhlich und dann schiebt er mich vor sich her. Zur Tür. Aus der Tür hinaus.
    Erst als wir beim Schirmständer vorbei sind und er mich die Kellertreppe hinunterzieht, fange ich an, zu begreifen. »Nein, nicht der Keller.« Meine Stimme ist nur noch ein Wimmern.
    »Es geht nicht anders, Liebste«, bedauernd diesmal.
    Mit dem Ellbogen drückt er die Eisentür auf und mich hinein.
    Ein kalter Luftzug kommt mir entgegen.
    Der furchtbare Geruch. Ich merke, wie es mich würgt.
    »Ist nicht mehr weit«, sagt er.
    Ich versuche noch einmal, mich zu befreien.
    Da sehe ich einen Schatten in die Ecke huschen.
    »Nur eine der Ratten«, sagt er hinter mir. Ich zittere, meine Beine geben nach.
    Er schleift mich über den Boden, schließt eine Tür auf und drückt mich hinein. Mitten in die Dunkelheit. Ich bekomme einen Schubs und lande auf dem kalten, nackten Boden. Hinter mir fällt die Tür zu. Ich bin allein. Habe nicht mal mein Handy bei mir. Da fange ich an zu schreien. Schreie und schreie.

Teil 3
    Irgendwann tut mir mein Hals weh und ich fange an, mich von außen wahrzunehmen. Es ist ein wenig, als würde ich mir einen Film anschauen. Ein Mädchen kniet mit wirren Haaren auf dem Boden eines Kellerverlieses und schreit. Solche Szenen konnte ich nie lange anschauen. Natürlich taten mir die Mädchen oder Frauen leid, aber ich habe mich auch immer gefragt, warum sie das tun, warum sie nicht versuchen, irgendwas an

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