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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Zeugin für seine
großzügige Gastfreundschaft konnte er jederzeit Sonja nennen, die Perle in
Palinskis Lieblingscafé, dem ›Kaiser‹ auf der Nußdorfer Straße. Im Oktober
vorvorigen Jahres hatte er hier mit dem gewaltigen Russen in knapp sechs
Stunden mehr als 1.340 Euro verkonsumiert. Was sowohl die höchste jemals
hier ausgestellte und auch bezahlte Rechnung bedeutete als auch den höchsten
Pro-Kopf-Konsum. Allzeitwerte also, die auch Chancen auf das Guinness-Buch der
Rekorde gehabt hätten.
    Und jetzt wollte ihn dieser mickrige Tatare mit einer Tasse
Kaffee abspeisen, noch dazu mit geschäumter Milch. Palinski bevorzugte Obers
oder meinetwegen auch noch kalte Milch. Aber heiß und geschäumt? Brrrrrrrr oder
igitt, wie unsere Freunde jenseits des Weißwurschtäquators so treffend sagen.
    »Höre, mein Freund«, begann Mario jetzt mit genau
derselben geschwollenen Rede, wie Juri das sonst zu tun pflegte. »Mein Magen
ist leer, und ich werde kein Wort mehr sagen, ehe ich nicht gefrühstückt habe.
Und dieses Frühstück wirst ausnahmsweise heute du bezahlen. Hast du verstanden,
du knickriger Steppenbewohner im Exil?«
    Jetzt musste der alte Teufel lächeln. »Touché«, räumte er
ein, »du chast ja recht. Nimm dir einen Teller und bediene dich.« Er deutete
auf das nicht mehr ganz taufrische, aber immer noch recht ansehnliche Angebot
am Beistelltisch. »Aber vergreife dich nicht an den Topfengolatschen. Die
gechören mir ganz allein.«
    Na gut, Palinski schaffte es nicht, ebenso penetrant zu sein,
wie es Malatschew an seiner Stelle gewesen wäre. Aber er hatte ja auch keine 20
Jahre Ausbildung und Dienst beim KGB hinter sich. Und auf Topfengolatschen war er ohnehin nicht so
scharf. Obwohl diese Einschränkung eigentlich schon eine Frechheit war. Noch
dazu, da es ohnehin zwei Dinger der Art gab.
    Aber was sollte das Ganze. Wozu sollte er sich weiter
künstlich aufregen. Immerhin hatte er Juri deutlich gezeigt, dass man mit ihm
nicht so umspringen konnte. Und darauf war es ihm eigentlich angekommen.
    »Was kann ich für dich tun?«, wollte er jetzt von dem
kauenden Hedonisten wissen.
    »Zunächst kannst du mich in Ruhe fertig frühstücken lassen«,
kommentierte Juri trocken. »Denn alles chat seine Zeit. Und jetzt ist
Frühstückszeit. Du bist ja selbst noch nicht fertig«, er deutete auf die Reste
des Rühreis und die halbe Semmel, die daneben am Teller lag.
    Folgsam brach Palinski ein Stück von dem Gebäck ab, tunkte es
in die gelbe Masse und schob sich das Ganze in den Mund.
    »Falls du aber etwas tun möchtest«, fuhr der Russe
fort, »dann überlege doch, wo ein kleines schwarzes Notizbuch, das Chans
Bastinger zum Zeitpunkt seines Todes bei sich getragen chaben soll, jetzt
stecken könnte?«
    Also in diese Richtung ging das Augenmerk
Malatschews. Was konnte das bedeuten? Wieso bestand ein derartiges Interesse am
Notizbuch eines gierigen, Teller austauschenden Fettwanstes mittleren Alters?
    Da war sie plötzlich wieder, die Angst. »Übrigens, der
Mordanschlag galt nicht Herrn Bastinger, sondern mir.« Er berichtete dem Russen
vom dem, was auf dem Überwachungsvideo zweifelsfrei festzustellen gewesen war.
    »Das chabe ich noch nicht gewusst«, bekannte Juri. »Es ist
aber auch irrelevant, denn die Frage lautet ja nicht, wer chat Bastinger
umgebracht, sondern wo ist das kleine …«
    »… schwarze Notizbuch geblieben«, fiel ihm Palinski ins
Wort. »Ich verstehe.«
    »Aber wenn es dich beruhigt, ich bin gar nicht
sicher, ob sich der Giftanschlag nicht doch an den Herrn Kommerzialrat
gerichtet chat«, griff Malatschew das Thema nochmals auf. »Der gute Mann ist so
seltsam gestrickt gewesen, dass alles, was Neidgefühle bei ihm chervorgerufen
chat, und das war eine ganze Menge, immer dazu geführt chat, dass er sich
rächen wollte. Vielleicht wollte er dir deine Portion Nachtisch nicht gönnen
und chat sie deshalb ausgetauscht? Solche Sachen sind schon vorgekommen. Minus
mal minus ergibt plus, du verstehst?«
    »Du meinst wirklich, dass …« Palinski war gewillt, sich
auch an den geringsten Hoffnungsschimmer zu klammern, der geeignet war, diese
schreckliche Angst, die ihn immer wieder überfiel, in den Griff zu bekommen.
    »Na ja, Genaueres wissen wir nicht«, räumte der Russe ein.
»Und der Mensch, der das zu verantworten chat, chätte auf jeden Fall auch
deinen Abgang in Kauf genommen. Aber die Chance, dass jemand direkt etwas gegen
dich unternehmen

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