Pasta Mortale
Mädchen sprechen, dieser Natascha«, regte der Impresario abschließend an.
»Immerhin hat sie ja als Letzte mit Valeria gesprochen.«
Plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, hatte eine
ungeheure Spannung Palinski und die beiden Kriminalpolizisten überfallen.
»Sie hat waaas?«, entfuhr es Wallner ein wenig unfreundlich.
»Natascha hat mit ihrer Mutter telefoniert? Wann? Woher wollen Sie das wissen?«
»Na, ganz einfach, ich war dabei«, Ondrasek wirkte ein wenig
beleidigt wegen des etwas schroffen Tones, der plötzlich angeklungen war. Dann
berichtete er, wie Dr. Arenbach sein Versprechen Natascha gegenüber
eingelöst und die Gesprächsverbindung mit Mamuschka hergestellt hatte. »Das hat
lediglich wenige Sekunden gedauert«, stellte er abschließend fest.
»Das ist aber sehr interessant«, konstatierte Wallner, und
Anderle pfiff bestätigend durch die Zähne.
»Wieso hast du uns noch kein Wort davon gesagt?«, Palinski
fauchte den armen Ondrasek förmlich an.
»Weil mich
keiner danach gefragt hat«, konterte der zunächst kämpferisch. Wurde dann aber
sofort kleinlauter und räumte ein, dass er »eigentlich von selbst hätte
draufkommen können, dass das eine entscheidende Information ist.«
»Gut, dann werden wir dem Herrn Botschafter
Dr. Arenbach jetzt aber schnell einen Besuch abstatten«, kündigte Wallner
an. »Der schuldet uns Antworten auf einige Fragen. Aber auch seine Frau und die
kleine Natascha können uns sicher das eine oder andere von Interesse erzählen.
Kommst du mit, Mario?«
Natürlich würde Palinski mitkommen. Im Gegenteil, er wäre
beleidigt gewesen, hätte man ihn nicht gefragt. Auch Ondrasek wäre gern
mitgekommen, wie sein trauriger Blick vermuten ließ. Irgendjemand musste aber
die gerade stattfindende Farce namens Probe mit Anstand zu Ende bringen.
*
Als Palinski, Wallner und Anderle an der
Arenbach’schen Adresse am noblen Döblinger Schreiberweg eintrafen, schloss sich
gerade das linke Kipptor der direkt von der Straße aus zu befahrenden Garage
automatisch. Offenbar war erst kurz vor ihnen der Hausherr oder seine Frau nach
Hause gekommen.
»Attraktive Wohngegend«, anerkannte Anderle, »aber
sicher nicht ganz billig. Andererseits, auch Floridsdorf kann sehr schön sein.«
Er dachte dabei sicher an das kleine Häuschen, in dem er mit seiner Frau und
der 14 Monate alten Serena wohnte.
Auf ihr Läuten hin reagierte zunächst niemand. Erst nachdem
Wallner bereits zum dritten Mal energisch den Klingelknopf drückte, meldete
sich eine weibliche Stimme über die Gegensprechanlage und erkundigte sich knapp
nach dem Wer und Warum.
Üblicherweise wirkte sich der Hinweis
›Kriminalpolizei‹ als Öffnungsbeschleuniger aus, außer die betreffende Person
hatte etwas zu verbergen oder wollte fliehen.
Obwohl es kaum vorstellbar war, dass im vorliegenden Fall,
bei diesen absolut honorigen Menschen auch nur einer dieser beiden
Verzögerungsgründe vorliegen könnte, dauerte es weitere ein, zwei Minuten, bis
sich das elektrisch betriebene Gartentor endlich öffnete.
»Wir müssen
unbedingt mit Herrn oder Frau Arenbach sprechen«, verkündete Wallner dem sie an
der Haustür erwartenden Dienstmädchen. »Wenn Sie bitte Bescheid geben.«
»Tut mir leid,
aber der Herr Doktor ist nicht zu Hause«, klärte die Perle die drei Besucher
etwas schnippisch auf. »Und die gnädige Frau hat sich hingelegt, ich weiß
nicht, ob ich sie stören darf.«
Anderle schaute Wallner an, und der nickte nur.
»Gut«, meinte der Zweimetermann ganz sanft, »dann wollen wir
mit Natascha Modrianow sprechen. Diese Minderjährige befindet sich nach unseren
Informationen ebenfalls hier im Hause. Trifft das zu?«
Die zuvor so selbstsichere, ja goscherte Perle des Hauses
wirkte plötzlich unsicher. »Ja, schon«, räumte sie schließlich ein, »aber die
Kleine liegt auch bereits im Bett. Ich weiß nicht …«
»Na, so etwas«, wunderte sich Wallner, »jetzt ist es«, er
warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr, »kurz vor 18 Uhr, und alles
schläft. Die gnädige Frau schläft, die kleine Natascha schläft. Wenn nicht eine
dieser zwei Personen in spätestens fünf Minuten zu einem kurzen Gespräch mit
uns zur Verfügung steht«, zischte er die leicht blass gewordene Bedienstete an,
»dann haben Sie in einer halben Stunde das Jugendamt im Haus, und die Kleine
kommt noch heute Abend in ein Heim.«
Das klang reichlich brutal, zumindest für
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