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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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prominente Gäste
schon lange nicht mehr einschüchtern konnten, einen ganz besonderen Star der
globalen kulinarischen Szene. Scott MacAllister, der australische
Starjournalist in Sachen ›food  & beverage‹ mit gewaltigem Einfluss
im gesamten pazifischen Raum, würde dem ›Güldenen Drachen‹ heute Abend die Ehre
geben. Das hatte Frotzinger eine schöne Stange Geld gekostet, um die Weichen
richtig gestellt zu bekommen. Aber diese Investition würde sich zweifellos
hervorragend rechnen. Immerhin wurden MacAllisters Kolumnen neuerdings auch in
einigen der wichtigsten Zeitschriften im Reich der Mitte abgedruckt. Und sobald
diese Leute erst kamen, nach Wien und auch in sein Lokal, dann war kein Ende
abzusehen. Aber vielleicht konnte er ja auch ein, zwei ›Güldene Drachen‹ in
China, in Hongkong und Shanghai …? Na, nicht schlecht? Auf jeden Fall, das
würde heute ein sehr wichtiger Abend im Leben des Patrick Frotzinger werden.
    Während sich der Patron so seinem angenehmen Tagtraum hingab,
betrat ein kleiner, unscheinbarer Mann mit Brille und Schnurrbart den
Küchenbereich über den Lieferanteneingang. In der Küche herrschte bereits volle
Aktion mit dem Mis en place, dem in Küchen wie dieser ganz besondere Bedeutung
zukam.
    Der kleine unscheinbare Mann durchquerte das Lager
in Richtung Hauptküche. Da hier immer wieder irgendwelche Leute herumrannten,
die dort eigentlich nichts verloren hatten, schien sich auch niemand weiter
über den seltsamen Menschen zu wundern. Der, als er an der Tür zum Innenhof
angekommen war, in seine Aktentasche griff und eine kleine Flasche mit einer
farblosen Flüssigkeit herausholte.
    Über das, was sich dann im Einzelnen wirklich abgespielt
haben musste, gingen die Aussagen später auseinander. Angeblich hatte der Mann
die Flasche einfach in die Küche geschleudert und dazu etwas gebrüllt, das wie
›Scheiß Frotzinger, erstick daran‹ geklungen haben soll. Auf jeden Fall musste
es etwas sehr Unfreundliches, ja Feindseliges gewesen sein.
    Nach einigen Schrecksekunden wurde unübersehbar, besser:
unüberriechbar klar, was geschehen sein musste. Die Flasche hatte Butansäure,
besser bekannt unter der Bezeichnung ›Buttersäure‹, enthalten, die sich an der
Aufschlagstelle am Boden verbreitet und in kürzester Zeit den wohl übelsten
Geruch, den man sich vorstellen konnte, erzeugt hatte. Fluchtartig verließen
die Mitarbeiter die Räume. Nach weniger als fünf Minuten war das Lokal völlig
leer, sah man von diesem alles erfüllenden Gestank ab. Angeblich ging dieser
Geruch überhaupt nie mehr ganz weg, hatte Frotzinger gehört. Im Augenblick war
er auch völlig überzeugt davon, dass es so war. Und damit war das das Ende
seiner glanzvollen Laufbahn.
    Was sollte er bloß MacAllister heute Abend zum Essen geben?
Ob er gegen so einen Anschlag eines Wahnsinnigen überhaupt versichert war? So
eine Scheiße. Der Patron, der auf einem Sessel am Gehsteig saß, beugte sich vor
und fing haltlos zu weinen an.

     
    *

     
    Franka Wallner
war in knapp einer halben Stunde in der Villa der Arenbachs eingetroffen und
hatte sogar noch jemanden mitgebracht. Nämlich Dr. Martha Esslinger,
Polizeipsychologin und Freundin der Inspektorin, die zufälligerweise gerade zu
Besuch bei ihr gewesen war. Franka hatte nämlich ein Muster in den seltsamen
Vorgängen zu entdecken geglaubt, die sich in den letzten Tagen in der Wiener
Gastronomie abgespielt hatten. Und Martha hatte ihr dazu einige fachliche
Interpretationsansätze geliefert.
    Nun saßen die beiden Polizistinnen und Beatrix Arenbach mit
Natascha in einer ruhigen Ecke des Salons, während es sich die Männer in der
sogenannten ›Bibliothek‹ bequem gemacht hatten. Mithilfe eines elektronisch-akustischen
Babysitters konnten die Herren die Befragung sogar verfolgen.
    Dr. Esslinger hatte überhaupt nichts davon gehalten, dass die
Kleine von einem Kordon von Polizisten umgeben war und damit noch mehr
eingeschüchtert wurde, als das ohnehin der Fall war.
    »Lass nur Franka und mich das machen«, hatte sie zu Helmut
Wallner gesagt. »Falls ihr wirklich benötigt werdet oder wir etwas zu fragen
vergessen, dann seid ihr ja nicht allzu weit weg.«
    Dann begann Natascha zu erzählen, wie das gestern gewesen
war, als plötzlich zwei Männer vor der Tür gestanden waren und ihre Mama
abgeholt hatten.
    »Sie haben Mamutschka nur gesagt, sie soll sich ihre
persönlichen Sachen zusammensuchen und ihre

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