Pasta Mortale
in Langenlebarn, in der meine Eltern wohnen, lebt oder lebte zumindest
früher eine Familie Bartulek. Vater, Mutter und drei Kinder. Davon ein Sohn, ob
der allerdings Josef heißt, weiß ich nicht mehr. Hat später angeblich Karriere
im diplomatischen Dienst gemacht.«
Mit einem Mal war Florian hellwach. »Das könnte tatsächlich
der gesuchte Bartulek sein«, stellte er fest. »Das mit der Karriere ist
allerdings so eine Sache.« Er schob Brandtner den Bericht der Disziplinarkommission
hin.
Nachdem der Major diesen gelesen hatte, rief er Oberinspektor
Wallner an und gab ihm die Anschrift der Bartuleks. »Falls ich sonst irgendwie
helfen kann«, bot er abschließend an.
Ein Angebot, das Wallner gerne annahm. »Könnten Sie so nett sein,
Herr Kollege, bei den Eltern vorzufühlen? Ob sie vielleicht wissen, wo sich ihr
Sohn derzeit aufhält.«
Routinemäßig war Florian mit dem Namen Bartulek
neben dem zentralen Melde- auch ins zentrale Grundregister gegangen. Und
erfreulicherweise auch fündig geworden.
Bartulek, Josef, war zwar nirgendwo gemeldet. Das Haus in
Langenlebarn gehörte aber einer Gertrude Bartulek, offenbar die Mutter des
Gesuchten.
Ehe er sich
aus dem Grundregister wieder ausloggte, kam Florian noch eine verspielte Idee.
Man konnte auch sagen, eine abwegige, unverschämte, ja vielleicht sogar
ehrenrührige Idee, aber was bedeutete das alles schon in einem Kriminalfall.
Ohne lange darüber nachzudenken, gab er einen weiteren Namen
ein. Einen Namen, der an und für sich völlig frei von jedem Verdacht hätte sein
sollen. Und es auch blieb, bis auf Weiteres zumindest. Denn unter diesem Namen
existierte keine Eintragung außer der bekannten Adresse im Schreiberweg.
Aber da war
noch ein Name. Vielleicht würde der zu einem Ergebnis führen. Und tatsächlich,
da war etwas. Dass er fündig wurde, war allerdings noch kein Beweis für
irgendwelche Schuld. Eigentum allein war ja kein Verbrechen. Höchstens die Art,
wie man es erworben hatte oder was man damit tat.
Wie auch immer, auf den Namen Beatrix Herant waren ein Garten
mit 1.244 m 2 und ein Haus in Tulbing eingetragen. Und das war der
Mädchenname der Arenbach, wie der vife Florian ganz leicht herausbekommen
hatte.
Vielleicht konnte Fink ja auch gleich einen Blick auf das
Haus in Tulbing werfen, dachte Florian, wenn er jetzt ohnehin nach Langenlebarn
unterwegs sein würde. Das lag ja fast auf der Strecke. Falls man diese nur
richtig plante.
*
Karl Heinz
Kracherl hatte Werner Lommel zu seinem Nachmittagstermin mitgenommen, nachdem
er erfahren hatte, dass auch Major Pressler und sein Stellvertreter Markus
Heidenreich im Haus der Begegnung in der Gatterburggasse anwesend sein würden.
Kracherl wollte der Soko ›Gastrokill‹ den neu bestellten Verbindungsmann so
rasch wie möglich vorstellen, damit die Arbeit richtig beginnen konnte.
Was hatte jetzt aber die Probe der Döblinger Fledermaus mit
den Anschlägen auf die Gastronomie zu tun? Möglicherweise eine ganze Menge.
Denn das Kernstück dieser Inszenierung stellte das Fest des Prinzen Orlofsky
dar, also der gesamte zweite Akt der Operette. Dieses Fest fand nicht, wie im
Original, in einem Palais statt, sondern in dem wunderschönen Park der Villa
Wertheimstein. Der erstreckte sich von der an der Döblinger Hauptstraße, vis à
vis der Einmündung Hofzeile liegenden Villa hinunter bis zur
Heiligenstädterstraße. Das Besondere an diesem Fest sollte sein, dass sämtliche
Zuschauer mit einbezogen und auf diese Weise Mitwirkende an der Inszenierung
werden sollten. Das bedeutete aber auch, dass die Aufführung gleichzeitig einen
enormen gastronomischen Event darstellte. Immerhin wurden zur Premiere bei
einigermaßen freundlichem Wetter mindestens 500 Zuschauer und damit Gäste des
Prinzen erwartet. Die wollten natürlich alle etwas zu trinken und essen
bekommen, und das musste organisiert werden. Nach der Premiere noch weitere
fünf Male, bei den restlichen Aufführungen. Also waren insgesamt 2.500 bis
3.000 Menschen zu versorgen.
Karl Heinz Kracherl, dessen Frau Miyu als
Interpretin der Rosalinde eine tragende Säule des Ensembles war, hatte die
Ausschreibung für das Catering der Veranstaltung mit deutlichem Abstand für
sich entschieden. Ehrlicherweise musste man zugeben, dass er wahrscheinlich der
einzige Gastronom der Bundeshauptstadt war, der es sich zu den Bedingungen der
Theatercompany leisten konnte, diesen Auftrag auch
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