Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
natürlich und wusste daher auch, dass jetzt nicht mehr sehr viel
Zeit blieb, um sein Vorhaben erfolgreich abzuschließen. Den Versuch, ZweiVier
den Tötungsbefehl über Handy zu vermitteln, hatte er schon lange aufgegeben. Er
schlich sich jetzt auf der Bühne vor der Villa Wertheimstein herum, versuchte
an seinen prädestinierten Exekutor heranzukommen.
    Endlich hatte er ZweiVier erreicht, fasste ihn hart am Kragen
und brüllte Lommel an: »Jolante, Jolante! Du musst jetzt töten! Jolante!«
    Lommel hielt kurz inne, griff in die Tasche und holte das
Klappmesser heraus, das ihm der Professor geschenkt hatte. Er öffnete die
Klinge und fixierte sie. Dann blickte er den Psychiater an, dann zu Charlie
Brown. Dem präsumtiven Opfer, das neben seiner japanischen Frau stand.
    »Ich will Karl Heinz Kracherl aber nicht töten«, widersetze
sich Lommel. »Er hat mir nichts getan, im Gegenteil. Er hat mir vertraut und
mir Arbeit gegeben. Und überhaupt, ich bringe doch keinen Menschen um.«
    »Jolante, Jolante«, wütend wiederholte der Psychiater den
scheinbaren posthypnotischen Befehl, der aber irgendwie nicht griff. »Ich habe
dich hypnotisiert, du musst doch meinem Befehl folgen.«
    »Scheiß drauf«, sagte Lommel, »ich will nicht. Und jeder
Leser von illustrierten Magazinen weiß auch, dass man durch Hypnose zu nichts
gezwungen werden kann, was man nicht tun will. Ich will das nicht. Und damit
basta.«
    »Scheiße, alles muss man selbst machen!«, brüllte
Bachmayr-Wiesloch, holte seine kleine Beretta heraus und richtete sie auf
Kracherl. »Ich bin es, Arthur!«, brüllte er den zu Tode erschrockenen
Gastronomen an. »Das ist für Jolante. Jetzt schaust du aber blöd, du Mistkerl.«
Dann drückte er ab.
    Lommel hatte das kommen sehen, sich den Bruchteil einer
Sekunde vorher auf den Psychiater gestürzt und ihm das fixierte Klappmesser in
den Bizeps des Schussarmes getrieben. Dadurch war die Flugbahn des Projektils
verändert worden, die Kugel hatte Charlie Brown nur in die Schulter getroffen.
Ein glatter, relativ harmloser Durchschuss. Kracherl würde überleben.
    Dann hatte Bachmayr-Wiesloch den Arm reflexartig angezogen
und nochmals abgedrückt. Dieses Geschoss ging Lommel in die Brust.
    Inzwischen hatten sich die zahlreichen Polizeibeamten vom
ersten Schock erholt, sich auf den tobenden Psychiater geworfen und ihm die
Waffe abgenommen.
    Heidenreich schrie immer wieder »Holt Hummel da raus, holt
Hummel da raus«, was zunächst zu einiger Verwirrung führte.
    Dann war aber Palinski als Erster bei Lommel angekommen und
hatte ihm seine Jacke unter den Kopf gelegt. Auch Wilma war näher getreten.
»Weißt du übrigens schon, dass dieser Mann«, sie deutete auf den am Boden
liegenden Lommel, »aller Wahrscheinlichkeit nach für alle diese Anschläge auf
die Gastronomie verantwortlich ist?«
    Das war ein Schock für Mario. »Du meinst«, er hatte Probleme,
den Gedanken zu Ende zu bringen, »er hat auch die Mohnnudeln …?«
    »Das ist wahrscheinlich«, Wilma zuckte mit den Schultern, »so
wie es aussieht, ja.«
    Palinski kniete sich neben den schwer verletzten Lommel hin.
»Werner«, flehte er ihn fast an, »sagen Sie mir bitte, warum Sie mich umbringen
wollten?«
    Lommel, der mit geschlossenen Augen dalag, öffnete plötzlich
eines der beiden. »Was soll ich getan haben?«, er hustete leicht, tat sich
sichtlich schwer mit dem Sprechen.
    »Sie sind doch für die Attentate der letzten Tage auf die
Wiener Gastronomie verantwortlich«, begann Palinski. »Das Fischbecken, die
Buttersäure und so weiter.«
    »Ja, das ist richtig«, gab der Mann schwer atmend zu.
    »Unter anderem haben Sie auch im ›Desirée‹ eine Portion
Mohnnudeln mit Arsenik bestreut, meine Portion«, fuhr Palinski unerbittlich
fort. »Warum wollten Sie mich töten?«
    »Ich will Sie doch nicht töten. Sie sind ein netter Mensch,
warum sollte ich Ihnen überhaupt etwas tun wollen?«, entgegnete Lommel, der
immer stärker aus dem Mund blutete. »Ich habe noch nie«, er tat sich immer
schwerer mit dem Sprechen, »einen Menschen getötet. Dass der Lois so
schwer … verletzt worden ist, tut mir sehr leid. Das war nicht …
beabsichtigt.« Obwohl ihm jedes Wort schwerzufallen schien, wollte er noch
etwas erklären. »Und ich …« er hustete erneut, »ich bin noch nie im
›Desirée‹ gewesen. Das müssen Sie mir glauben.«
    Schmerzverzerrt verzog er das bleiche Gesicht, verfiel
zusehends. Gott sei Dank war

Weitere Kostenlose Bücher