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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Fälle, bei denen er einen toten Punkt erreicht hatte, mit Palinski zu
besprechen. Helmut Wallner, Schneckenburgers Nachfolger im Kommissariat Hohe
Warte hatte diese Usance gerne übernommen.
    „Eines Tages lag plötzlich die Anfrage eines deutschen
TV-Senders vor, ob ich die kriminelle Logik eines Drehbuches überprüfen könnte.
Ich konnte und sie haben freiwillig 2500 Euro dafür bezahlt. Obwohl sie es dann
gar nicht verfilmt haben“, erinnerte sich Palinski. „Zumindest bis jetzt nicht.
Von da an habe ich meine Leistungen über Internet angeboten. Erfreulicherweise
gibt es immer mehr Interessenten für mein k now-how.“
    „Das ist ja toll“, Tina hatte glänzende Augen bekommen“,
macht das außer dir noch jemand?“
    „In den USA, in der Nähe von Boston gibt es einen Will Scott,
der beschäftigt sich auch damit. Wir tauschen Daten aus und diskutieren
gelegentlich Fälle im Web. Darüber hinaus, keine Ahnung“, Palinski zuckte mit
den Achseln“, ich weiß es nicht. Zumindest im deutschen Sprachraum dürfte ich
der e inzige sein.“
    „Und wie viel verdienst du damit im ...“, Tinas Frage blieb
unvollendet, da plötzlich das Telefon klingelte. „Einen Moment bitte“, er
deutete seiner Tochter zu warten, doch die war schon aufgestanden und auf dem
Weg zur Türe.
    „Ciao Papa, ich muss ohnehin schon gehen. Und danke
nochmals“, sie schickte ihm ein bezauberndes Lächeln und verschwand.
    „Palinski“, meldete er sich. Es war Wallner, der sich mit ihm
bei ›Mama Maria‹ verabreden wollte. Für 18 Uhr, also in etwas mehr als einer
Stunde. „Wir können jetzt in die Wohnung, in der sich Lettenberg möglicherweise
zuletzt befunden hat, gestorben ist. Willst du mitkommen?“
    Und ob Palinski wollte. „Sind die Ergebnisse der Obduktion
schon bekannt“, er konnte seine Neugierde kaum verbergen.
    „Nein, aber ich erwarte sie in Kürze. Also bis gleich.“
    „Ja und wie ...“, wollte Palinski noch nachhaken, aber der
Inspektor hatte bereits aufgelegt.

     
    *

     
    Etwas an
Wallners Verhalten irritiert mich, ich weiß aber nicht, was es ist. Soviel mir
bekannt ist, bewegten sich schon die bisherigen ›Konsultationen‹ Wallners mit
mir hart jenseits der Grenzen der Dienstvorschriften. Immerhin bin ich bloß
eine Privatperson, die trotz ihres speziellen Wissens bei der Arbeit der
Kriminalpolizei nichts verloren hat. Aber die vertraulichen Gespräche, bei
denen es in der Regel um abstrakte Sachverhalte ging, konnte man mit einigem
guten Willen noch als Gutachtertätigkeit durchgehen lassen. Dass mich Wallner
plötzlich unmittelbar zu diesem ganz konkreten Fall beizieht, muss einen ganz
bestimmten Grund haben. Sicher, als unmittelbarer Zeuge einer möglichen
Straftat ist meine aktuelle Position eine andere als alle bisherigen. Aber was
weiß ich schon, was Wallner nicht auch schon wüsste?
    Es sei denn, ja, das musste es sein. Wallner vermutete,
dass sich noch etwas in meinem Kopf befand, das mir selbst nicht bewusst war.

    Was erwartet er also von mir? Na ja, zuviel Nachdenken
macht nur Falten. In einer Stunde werde ich mehr wissen.

3
    Das Restaurant war zu dieser Zeit nur schwach
besucht. An einem der Tische saßen einige junge Leute, wahrscheinlich Studenten
der nahegelegenen Wirtschaftsuniversität und teilten sich zwei Pizzen. Ein
zweiter Tisch war mit einem älteren Paar besetzt, das herzerfrischend
miteinander turtelte und ein dritter mit einer attraktiven Blondine.
    Mama Maria begrüßte Palinski wie einen verlorenen Sohn, sie
hatte den italophilen Eigenbrödler aus dem Haus vis-a-vis in ihr Herz
geschlossen. Nach einigen herzhaften Umarmungen und einem Begrüßungscampari
entließ ihn die Padrona und er konnte an seinem Lieblingstisch Platz nehmen. Es
war bereits zehn nach sechs und von dem sonst so pünktlichen Wallner noch immer
nichts zu sehen.
    „Wahrscheinlich werde ich schon paranoid“, dachte sich
Palinski, aber das musste etwas zu bedeuten haben. Was wollte der vife
Inspektor damit erreichen, dass er ihn alleine hier sitzen ließ? Wahrscheinlich
sollte er etwas beobachten oder bemerken, ohne dabei abgelenkt oder beeinflusst
zu werden. Unauffällig blickte er sich um, musterte die anwesenden Personen.
Außer der blonden Frau, die der nächtlichen Begleiterin Lettenbergs vom Typ her
ähnelte, fiel Palinski allerdings nichts auf.
    Vielleicht geschah auf der Straße etwas, was seine
Aufmerksamkeit verdiente. Jetzt hatte sich Giorgo,

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