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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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entlastet.“
Wallner wandte sich ab, drehte sich dann nochmals um und streichelte ihr kurz
über das Haar. „Gehen Sie jetzt bitte und verlassen Sie bloß nicht das Hotel.“
    „Einen Augenblick noch, bitte.“ Palinski holte sein Notizbuch
aus der linken Gesäßtasche, schrieb etwas auf und riss die Seite heraus.
    „Falls Sie noch keinen Anwalt haben, rufen Sie Dr. Bader an.
Er ist ein guter Bekannter von mir, vor allem aber ein exquisiter
Strafverteidiger. Wenn Sie sich auf mich berufen, wird er noch heute Abend mit
Ihnen sprechen.“ Marion Waldmeister nickte dankbar, nahm den Zettel an sich und
verließ wortlos die Wohnung.
    „Seit wann hegst du Sympathien für Verdächtige?“, Wallner
unterbrach als e rster das etwa
eine halbe Minute dauernde Schweigen.
    „Als Anhänger der Unschuldsvermutung meistens“, antwortete
Palinski, „und im Gegensatz zu dir kann ich mir das sogar erlauben.“
    „ d u hast es
bemerkt?“ Wallner schüttelte den Kopf, „Sowas ist mir auch noch nie passiert.“
    „Na, das war ja auch kaum zu übersehen. Ich mag sie auch und
ich glaube nicht, dass sie mit der Sache etwas zu tun hat.“ Palinski blickte
den Inspektor fragend an. „Steht jetzt eigentlich schon fest, wie Lettenberg
gestorben ist?“
    „Es spricht alles dafür, dass er erstickt ist. Am Hals sind
leichte Male zu erkennen, die darauf schließen lassen, dass er gewürgt worden
ist. Wahrscheinlich mit so einem Schal, wie wir sie im Schlafzimmer gesehen
haben. Unklar ist noch, ob es sich dabei um einen Unfall beim Sexspiel
gehandelt hat oder um Absicht. Ersteres wäre Körperverletzung mit Todesfolge,
zweiteres Mord.“
    „Ach, du meinst, er könnte sich absichtlich würgen haben
lassen, um den Höhepunkt zu verstärken?“ Palinski hatte schon von derlei
luststeigernden Praktiken gehört, aber noch keinen Fall dieser Art in seiner
Datenbank.
    Wallner nickte nachdenklich. „Hier geht es ausschließlich ums
Motiv. Welcher Vorsatz war ausschlaggebend, Luststeigerung oder Tod? Es gibt im
Augenblick keine Indizien, die in die eine oder andere Richtung weisen würden.“
    „Falls es aber bloß ein Unfall beim Schnacksln war, warum
wurde nicht die Polizei gerufen?“ Palinski fand seine Frage schon selbst blöde,
bevor sie noch ganz ausgesprochen war.
    Wallners mitleidiger Blick verriet ihm, dass der Freund
ebenso dachte. „Würdest du die Polizei rufen, nachdem du gerade versehentlich
deinen Sexualpartner erwürgt hast?“
    „Da bin ich gar nicht sicher“, gab Palinski zu. „Aber wieso
wurde die Leiche nicht einfach in der Wohnung liegen gelassen, sondern vor
meinem Fenster abgeladen?“
    „Darauf habe ich keine Antwort“, Wallner zuckte mit den
Achseln. „Vielleicht wollte man die Leiche verschwinden lassen und wurde von
dir dabei gestört. Dass die vermeintliche Umarmung auf der Bank nur ein
Täuschungsmanöver war, liegt ja jetzt auf der Hand.“
    Inzwischen hatte der Inspektor ein Plastiksäckchen aus seiner
Tasche geholt und hielt es hoch. „Das haben wir am Vormittag in einem der
Altpapierbehälter neben dem Hofeingang gefunden. Einen so genannten ›Lady
Shaver‹, einen Einwegrasierer, mit dem sich viele Frauen die Beine oder sonst
was rasieren. Dazu noch eine kleine Dose Rasierschaum. Und jetzt kommt das
Beste. Lettenberg wurde nach seinem Tod noch rasiert. Zwei kleine Schnitte am
Hals, die nicht mehr geblutet haben, beweisen das eindeutig. Frag mich jetzt
nur nicht, was das zu bedeuten hat.“ Er steckte das Beweismittel wieder weg.
„Ich wette aber mit dir, dass die Haarreste im ›Lady Shaver‹ von Lettenberg
stammen.“
    Inzwischen waren die Beamten der Tatortgruppe eingetroffen
und machten sich an die Arbeit. Fotos, Fingerabdrücke, Beweise sichern, die
ganze Palette eben.
    Die Worte ›Haarreste‹ und ›Barthaar‹ schienen in Palinskis
Unterbewusstsein etwas ausgelöst zu haben. Irgendetwas war da, begann zu
arbeiten und versuchte, an die Oberfläche zu gelangen.
    Wahrscheinlich würde es ihm nur mit Hilfe der Datenbank
gelingen, sich das unbewusste Wissen bewusst zu machen.
    „Ich werde mich jetzt verabschieden“, meinte er zu Wallner“,
falls du mich nicht mehr brauchst. Ich möchte die Kinder besuchen, ausnutzen,
dass Wilma nicht da ist.“
    „Ich verstehe dich nicht. Wilma ist doch eine tolle Frau und
ein wunderbarer Mensch“, Wallner schüttelte den Kopf.
    „Da hast du völlig recht “, stimmte
Palinski zu, „also muss ich der

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