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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Scheißkerl sein.“ Er wandte sich zum Gehen.
„Ich melde mich, sobald mir etwas einfällt. Spätestens morgen.“
    Palinski war schon am Gang, als ihn ein unbestimmtes Gefühl
veranlasste, umzudrehen. Zögernd ging er in die Wohnung zurück, blickte in
jeden Raum und betrat dann die Küche. Dort musterte er die wenigen
herumliegenden Gegenstände sorgfältig. Schließlich nahm der das
zusammengefaltete Einkaufssackerl aus Plastik, öffnete es vorsichtig und warf
einen Blick hinein. Das war es, was ihm die vergangenen Minuten im Hinterkopf
herumgespukt hatte.
    Nicht frei von Stolz brachte er das Sackerl zu Wallner. „Wenn
ich mich nicht sehr irre, war es Mord. Über Erwürgen im Liebestaumel habe ich
nichts im Computer, über Ersticken mit einem Plastiksack über dem Kopf aber
sehr wohl.“
    Der Inspektor warf einen kurzen Blick in das potenzielle
Beweismittel und erkannte sofort, was Palinski meinte. Ein weiteres Mal konnte
er sich nur wundern über diese einmalige Mischung aus Inspiration und Wissen,
die diesen eigenartigen Mann immer wieder und jetzt auch in der Praxis
auszeichnete.
    „Falls die Haare dem gehört haben, von dem ich vermute, dass
du annimmst, dass sie ihm gehört haben“, Wallner drückte sich manchmal recht
umständlich aus, fand Palinski, „dann bleibt mir gar nichts anderes über, als
Marion Waldmeister zu verhaften.“

     
    *

     
    Warum wird eine Leiche rasiert? Und dann auf
einer Bank in meinem Innenhof deponiert? Darauf werde ich im Computer keine
Antworten finden. Ich muss also ganz alleine dahinter kommen. Wallner ist zwar
ein guter Kriminalist, aber bar jeder Phantasie. Von ihm ist ohne weitere
Fakten kein Initialfunke zu erwarten. Noch dazu ist der Mensch in die einzige
Tatverdächtige verliebt, so wie ich damals in der Volksschule in die Inge
Müller. Sie saß zwei Klassen lang direkt vor mir und war doch so weit entfernt.
Obwohl ich damals das Gefühl hatte, dass mir die Liebe zu ihr nur so aus den
Poren strömte, schien sie dafür absolut unempfänglich zu sein.

    In dem Punkt hinkt das Beispiel allerdings, denn Marion
Waldmeister mag Wallner. Sehr sogar, da bin ich mir ganz sicher. Zurück zur
Fragestellung. Warum wird eine Leiche ihrer Barthaare beraubt und dann, fast
wäre ich versucht zu sagen, provokativ im Innenhof aufgebahrt? Das war ja fast
so, als ob man es darauf angelegt hätte, dass sie am nächsten Morgen gefunden
wird. Frisch rasiert.

    Warum Harry die Musik immer so laut spielen lässt, dass es
im Stiegenhaus wie in einem Beatschuppen klingt, oder wie das heute genannt
wird? Mich wundert nur, dass sich die Nachbarn nicht öfter aufregen.

    An den drei Stockwerken ohne Aufzug merke ich auch jedes
Jahr, dass ich älter werde. Wer weiß, ob sich die beiden überhaupt freuen, wenn
ich jetzt so hereinplatze. Vielleicht hätte ich vorher anrufen sollen.

    Wieso rasiert jemand eine Leiche und legt sie dann im
Innenhof ab, verdammt noch einmal?

     
    *

     
    Gerade als Palinski die Wohnung seiner Familie
betrat, läutete das Telefon. Tina brüllte „Mach die Musik leiser“, dann meldete
sie sich. Ihren Reaktionen entnahm er, dass Wilma am anderen Ende der Leitung
war.
    Da Harry Tinas Aufforderung nicht gehört zu haben schien, was
kein Wunder war, da die Musik alles übertönte, zog Palinski kurzerhand den
Stecker aus der Dose. „Was soll das“, monierte der knapp 18- j ährige und 1,94 m große Harald
Bachler, schien aber dennoch erfreut, seinen Vater zu sehen.
    „Papa, Mama möchte mit dir sprechen“, Tina winkte ihn zum
Telefon und er folgte dem Ruf. Wie auch nicht.
    „Na so was, du vertreibst dir heute die Zeit mit deinen
Kindern.“ An die kleinen Spitzen der Mutter seiner Kinder hätte Palinski eigentlich
schon gewöhnt sein müssen. Aber er ärgerte sich immer wieder darüber.
    „Da ›Mama Maria‹ heute Ruhetag hat“, was gar nicht stimmte
„und ich den Film im Fernsehen schon kenne“, tatsächlich wusste er gar nicht,
was heute wiederholt wurde, „ist mir gar nichts anderes übrig geblieben.“ Der
Versuch, mit Ironie zu kontern, ging wie so oft wieder einmal daneben.
    „Wenigstens bist du ehrlich“, missverstand Wilma anerkennend,
um gleich zur Sache zu kommen. „Tina fährt morgen auf Exkursion und ich habe
ganz vergessen, ihr das zugesagte Sondertaschengeld zu geben. Kannst du das
übernehmen?“
    „Aber gerne. An welchen Betrag hast du gedacht?“
    „Na ja, fünfzig Euro müssten eigentlich

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