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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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reichen. Kann ich
mich darauf verlassen?“ Wilmas eigenartige Rhetorik ließ die beim Hören ihrer
dunklen, sinnlichen Stimme immer noch zart aufkommenden Gefühle Palinskis
wieder einmal im Keim ersticken.
    Er beschloss, sich die Antwort auf die letzte Frage zu
ersparen.
    „Nun, wie ist es in Paris? Die Stadt muss ja herrlich sein zu
dieser Jahreszeit. Blühende Kastanien an den Champs Elysées, Champagner in the
air ....“ , schwärmerisch legte er sich ins Zeug.
    „Red doch nicht so einen Stuss, Mario. Die Mädchen sind nicht
zu bändigen, die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen stressen ohne Ende und die Luft
stinkt nach Abgasen. Champagner in the air, dass ich nicht lache. Das war
vielleicht einmal.“ Jetzt konnte Palinski im Hintergrund eine Stimme hören,
männlich, falls er sich nicht sehr irrte. „Ich muss jetzt Schluss machen, wir
sind zum Abendessen verabredet.“
    Palinski wollte ihr noch einen schönen Abend wünschen und ihr
sagen, dass er sich auf ihre Rückkehr freute, aber die Leitung war schon tot.
    Apropos tot, die zweiten Abendnachrichten sollten in Kürze
beginnen und er wollte hören, was über den Fall Lettenberg berichtet wurde.
    „Hat jemand etwas dagegen wenn wir uns die News ansehen“, er
hatte keine Ahnung, ob die Kinder bereits über das Geschehen informiert waren.
    Tina nickte zustimmend. Harry hatte sich mit Hilfe
hochwertiger Kopfhörer mit seiner Musik eingeschlossen, seine Zustimmung war
also nicht relevant.
    Der Fall Lettenberg war die nationale Topmeldung des Abends.
An ihrer Reaktion darauf merkte Palinski, dass Tina vorher noch nichts über den
mysteriösen Tod des auch von ihr durchaus geschätzten Schauspielers gehört
hatte. Plötzlich füllte der Innenhof den Bildschirm und erregte sogar die
Aufmerksamkeit Harrys, der zufällig gerade in diese Richtung blickte.
    „Das ist ja unser Haus“, brüllte er los und nahm die
Kopfhörer ab. Aufgeregt deutete er auf den Bildschirm. „Da ist die Pitzal und
der Mann da. Das bist ja du, Papa, cool.“
    „Ja, ich habe die Leiche gefunden“, Palinski sonnte sich
richtig in der ungewohnten Aufmerksamkeit seines Sohnes. Cool hatte der ihn
bisher noch nie bezeichnet.
    Aber auch die nächste Meldung hatte es in sich. Die ersten
beiden Todesfälle in der Erpressungsgeschichte, an der Miki Schneckenburger arbeitete . Mit Digitalis versetztes Kronkantgebäck einer
Marke, die auch Wilma und Tina schätzten. Eines der beiden Opfer war die 29-Jährige
Martina Tessler-Brunhof aus Hof bei Salzburg. Eine bekannte Springreiterin, die
nach Aussagen der Sprecherin gute Chancen auf einen Startplatz im Olympiateam
gehabt hätte.
    Das besonders Tragische dabei war, dass der Tod die junge
Frau beim Autofahren ereilt hatte. Ihr schwerer Wagen war führerlos in eine
Gruppe Volksschüler gerollt und hatte zwei 7-Jährige Mädchen unbestimmten
Grades verletzt. Es bestand aber keine Lebensgefahr mehr.
    Palinski hörte leises Schluchzen zu seiner Linken und blickte
zu seiner Tochter. Tina hatte Tränen in den Augen.
    „Ich habe diese Martina einmal bei einer Veranstaltung in der
›Hellertalmühle‹ kennengelernt“, murmelte sie. „Eine besonders nette, trotz
ihrer Erfolge ganz bescheidene Frau. Es ist eine Schande.“
    Für heute war die Luft draußen. Tina stand auf und
entschuldigte sich mit ihrer morgigen Reise. „Ich gehe jetzt schlafen, muss
morgen früh raus.“ Harry wirkte äußerlich ungerührt, Palinski wusste aber, dass
es in dem sensiblen Burschen in Wirklichkeit ganz anders aussah. Er hatte sich
wieder in seine Musikwelt verkrochen und reagierte kaum auf die
Gute-Nacht-Wünsche seiner Schwester.
    Palinski sah sich die Nachrichten noch zu Ende an. Dann
strich er seinem wie hypnotisiert dasitzenden Sohn liebevoll übers Haar und
ging ebenfalls.
    Er wollte noch ein wenig arbeiten. Oder besser noch, einmal
etwas früher ins Bett gehen. Um die Leichen dieser Nacht würde sich jemand
anderer kümmern müssen. Plötzlich fiel ihm etwas ein. Er ging nochmals zurück
und klopfte seinem Sohn leicht auf die Schulter. Harry öffnete die entrückt
geschlossenen Augen und nahm die Kopfhörer ab.
    „Gibts noch was, Papa?“
    „Hast du gestern zufälligerweise auch die Viktor-Verleihung
aufgezeichnet?“ Palinski wusste, dass der Bub prophylaktisch alles aufnahm, was
ihm auch nur im e ntferntesten
interessant erschien. Oft nur, um es am nächsten Tag gleich wieder zu löschen.
    „Ja, habe ich.

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