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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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net vuastön. ”
    Willi schaute sich
um, als ob er etwas suchen würde. Als er den Aschenbecher am
Fensterbrett erblickte, entspannten sich seine Züge.
    „Haums wos dagegn,
waun i ma a Zigaretterl auzind? Nochm Friaschtig brauch i
des”, fragte er Wallner . Der nickte zustimmend und
beobachtete fasziniert, wie Wondrazek etwa eine Minute lang mit der rechten
Hand in der Tasche seiner ausgebleicht en Windjacke herum fummelte und
dann eine perfekt gedrehte Zigarette hervorholte. Der
Inspektor klatschte anerkennend in die Hände und reichte dem alten Mann eine
Schachtel Streichhölzer . Während sich Willi die
Selbstgerollte anzündete und einen ersten genussvollen Zug tat, läutete das
Telefon.
    Wallner meldete
sich. „Morgen Palinski”, begrüßte er den Anrufer, „was gibt
es?”
    Palinski hatte sich die Aufzeichnung der Viktor-Gala gestern Abend noch
zweimal angesehen . Die knapp zehn Minuten, die der Filmstar ständig im Bild war, sogar
fünfmal durchlaufen lassen . Dann war ihm
endlich etwas aufgefallen.
    „Lettenberg hat bei der Verleihung eine
wertvolle Uhr am Handgelenk gehabt. Wenn ich das richtig erkannt habe, eine
Rolex im Wert von mehreren Tausend Euro. ” Palins-
    ki holte hörbar Luft, dann fuhr er fort. „Ich
kann mich aber nicht erinnern, an der Leiche eine Uhr gesehen zu haben.
Zweitens hat er, wenn überhaupt, nur einen 3 – Tagebart im Gesicht getragen.
Ich dachte, dass dich das interessieren wird.”
    Wallner fand das
tatsächlich höchst interessant und das Timing
bemerkenswert. „Danke, die Information passt mir sehr gut in
das Gespräch, das ich im Augenblick führe . Können wir uns gegen Mittag
treffen? Ich habe auch einige Neuigkeiten. ” Die beiden
Männer verabredeten sich für 13 Uhr im ›Salettl‹.
    Wallner wandte sich wieder Wondrazek zu, der mit seinem Kraut inzwischen
das ganze Büro eingenebelt hatte . Der Inspektor stand auf und öffnete eines der
beiden Fenster. Dann trat er zu Willi, nahm ihm den Stummel
von den Lippen und drückte ihn aus.
    „Wenn Sie auch in Zukunft an guten Beziehungen zur Polizei interessiert
sind, sagen Sie mir sofort, wo die Uhr ist?”, herrschte er den Mann an.
    „Wöche Ua, i was net, von waus Sie sprechn, Hea
Inspekta”, Willi versuchte sich dumm zu stellen, was ihm aber nicht ganz
gelang.
    „Sie wissen ganz
genau, wovon ich spreche. Und Sie haben exakt zehn Sekunden
Zeit, das entwendete Stück wieder herauszurücken, wenn Sie weiter mit meiner
Nachsicht rechnen wollen”, ga b sich Wallner unerbittlich.
    Willi wusste, wann es besser war , klein beizugeben.
Jetzt war genau so ein Moment. Mit
einem dummdreisten Blick langte er in die Innentasche seiner Jacke und legte
eine Armbanduhr auf den Schreibtisch . „Nochdem i
gmerkt hob, dos dea Mau scho den Leffl ogebn hot, hob i ma docht, der wü ä
nimma wissn, wia späts is”, entschuldigte er sich.
    Wallner war zwar kein Experte für Uhren, erkannte aber auf den ersten
Blick, dass es sich bei dem Chronometer vor seinen Augen um keine Role x handelte. Die billige
Digitaluhr fernöstlicher Provenienz mit dem schäbigen Plastikband war höchsten
fünfzig Euro wert . Wenn überhaupt.
    „Sind Sie sicher, dass das die Uhr ist, die der Tote am Handgelenk hatte”,
fuhr er Wondrazek an.
    „ I schweas Ihna, Hea Inspekta, bei di Augn von meina Oma.” Er
sah den leicht spöttischen Blick des Beamten.
    „Oisa guad, I schwea Ihna bei meine eiganen Augn, des is di Ua.”
Komischerweise glaubte ihm Wallner das sogar. Wie gesagt,
Willi Wanderer war zwar ein Gauner, aber ein ehrlicher.
    „Ich hoffe in Ihrem Interesse, dass das die Wahrheit ist”, gab sich der
Inspektor wieder etwas versöhnlicher . „Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?”
    „ No jo”, der Befragte kratzte sich am Kopf, „a Soch woa do
no. Wissn Se, Hea Inspekta, ob a Leich no furzn kau?”
    Wallner verbarg den aufsteigenden Lachkrampf hinter einem Aktendeckel, den
er sich vors Gesicht hielt . „Ich bin nicht sicher”, versuchte er ernst zu bleiben, „ich werde aber
den Gerichtsmediziner bei Gelegenheit darauf ansprechen. ”
    „Wäu, wia i gehn
woit, is a so komisch am Sitz ghängt. Do hob i ma
docht, legst erm hi auf die Baunk. Pletzlich losst a an foan, oba net schlaumpert.”
    „Wars das”, Wallner hatte
sich wieder gefasst. Wondrazek nickte bestätigend mit dem Kopf und der Polizist
entließ den Quell unfreiwilligen Humors. Dann nahm er den Bericht der

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