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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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hineingelassen haben, hat er in
illegalen Spielhöllen weitergemacht.”
    Damit war weiterer Ärger natürlich vorprogrammiert. „Obwohl
er fast jeden Tag spielte, an dem er die Möglichkeit dazu fand   –   und
er war hervorragend im Finden solcher Möglichkeiten – war er ein miserabler
Spieler. Angeblich hat er auch nie gemogelt, hätte das wahrscheinlich auch gar
nicht gekonnt.”
    Offenbar hatte Lettenberg nur gewonnen, wenn es in das
strategische Konzept seiner Mitspieler passte oder wenn er ausnahmsweise
wirklich einmal Glück hatte. Mit der Zeit kam es immer öfter vor, dass er seine
Spielschulden nur teilweise oder mit Verzögerung zahlen konnte. Dass man sich
damit keine Freunde schaffte, lag auf der Hand.
    „Angeblich hat ihn irgend so ein mächtiger Gangsterboss drei
gesunde Zähne ziehen lassen, um seiner Zahlungsaufforderung den nötigen
Nachdruck zu verleihen. Ohne Narkose, links oben. Damit man es nicht sieht und
seine laufenden Filmarbeiten nicht gefährdet werden. Denn das hätte
möglicherweise den Nachschub an Geld gestoppt.”
    Jürgen Lettenberg hatte seine Eltern in den letzten vier
Jahren nur fünfmal besucht. Jedes Mal letztlich nur, um sich Geld zu borgen.
Aus seiner Sicht nur Peanuts, die nicht der Rede wert waren.
    „Aber für uns sind diese insgesamt 6200 Euro sehr viel Geld”,
gestand der Schuldirektor in Pension. „Seit dem Unglück meiner Frau, Sie wissen
schon, der Schlaganfall, hat sich der Junge überhaupt nicht mehr sehen lassen.”
Lettenbergs Stimme klang sehr verbittert, während der schwere Airbus sanft wie
ein Schmetterling auf der Landebahn aufsetzte.
    Das musste man sich einmal vorstellen. Der scheinbar
millionenschwere Schauspieler hatte sich von seinen alten Eltern Peanuts borgen
müssen und nicht einmal zurückgezahlt. Je mehr Palinski über den Toten erfuhr,
desto unsympathischer wurde er ihm . Na, die lustige
Witwe würde Augen machen, falls sie auf ein reiches Erbe hoffen sollte.
    Da die beiden Männer kein Gepäck aufgegeben hatten, gab es am
Flughafen keinerlei Wartezeiten. Im Taxi vereinbarten sie, sich um 13 Uhr im
Café am Dom zu treffen, dem einzigen Kaffeehaus, das der alte Mann in Frankfurt
kannte.
    Lettenberg stieg in der
Nähe des Hauptbahnhofs aus, während sich Palinski zum Büro der ›Global Film Enterprises‹
in der Nähe der Messe bringen ließ. Da bis zu seinem Termin noch etwas Zeit
war, setzte er sich in ein ›Original italienisches Espresso‹ und genehmigte
sich endlich einen Kaffee, der diese Bezeichnung wirklich verdiente.
    Nach der ersten Infusion des schwarzen Gifts lehnte er sich
zufrieden zurück. Dann holte er sein Mobiltelefon aus der Tasche und rief
Wallner in Wien an. Dem empfahl er, bei den Kollegen in der BRD Einzelheiten
über Lettenbergs Spielgewohnheiten und seine Kontakte zur Unterwelt in
Erfahrung zu bringen.
    „Lettenberg hatte wahrscheinlich gröbere Probleme, seine
ausufernden Spielschulden zu begleichen. Vielleicht wollte jemand mit seinem
Tod ein Exempel statuieren”, spekulierte er. „Und lass dir vorsorglich auch die
zahnärztlichen Unterlagen schicken.”

     
    *

     
    Der Kriminalbeamte Ferdinand Wallisch war sauer.
Obwohl er eigentlich vier freie Tage hatte, rannte er seit gestern in
Tansdanubien herum, also jenem Teil Wiens, der jenseits der Donau liegt.
    Er hatte bereits mehr als 80 Hotels und Pensionen
abgeklappert. Überall das g leiche.
Keiner der von ihm Befragten hatte den unbekannten Fremden auf der
Phantomzeichnung erkannt oder erkennen wollen. Ursprünglich hatte er mit seiner
Freundin Ursula einen Kurzurlaub im Waldviertel vorgehabt. Doch dann war sein
Chef gekommen und hatte ihn an eine Sache aus der Vergangenheit erinnert. Damit
war die Angelegenheit zur Ehrensache geworden, der sich Walllisch nicht
entziehen konnte. Auch wenn Ursel das nicht verstehen konnte und jetzt sauer
auf ihn war. Was solls, dacht er, Frauen gibt es viele, aber so einen Chef wie
den Wallner nur einmal.
    Jetzt näherte er sich der Hotel-Pension Gruber an der
Wagramerstraße. Er kannte das Haus, weil ein Onkel von ihm hier einmal
übernachtet hatte. Saubere, einfache und vor allem preiswerte Zimmer und
ordentliche Leute, die Grubers. Er betrat die kleine Eingangshalle, trat an den
schmalen Empfangstresen und zückte seine Hundemarke.
    „Was kann ich für Sie tun, Herr Inspektor.” Wie in Wien
üblich, beinhaltete die Anrede automatisch einen zumindest um einen

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