Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
etwas mehr als die Hälfte der Beherbergungsbetriebe
besucht.
    „Jetzt zwei Dinge, die wichtig sein könnten. Da ist erstens
die Sache mit der Uhr.” Der Inspektor fasste das Ergebnis seines Gespräches mit
Willi Wanderer zusammen, ohne auf sämtliche Details einzugehen. „Möglicherweise
ist die Rolex von jemandem anderen gestohlen worden”, überlegte Palinski.
    „Aber wer wird dem Bestohlenen danach eine Uhr anlegen, die
keine fünfzig Euro wert ist”, entgegnete Wallner und hatte nicht unrecht mit
dem Einwand. Aber ganz ausgeschlossen war es natürlich auch nicht.
    „Dann habe ich Marion bei noch einer Lüge entdeckt”, die
Schlussfolgerung schmerzte Wallner offensichtlich, aber immerhin traf er sie.
Ein Schritt in die richtige Richtung, fand Palinski.
    „Sie hat angegeben, dass sie mit Lettenberg nach der
Viktor-Gala essen war. Nach unserem Zeit-Weg-Diagramm müsste das gegen
Mitternacht gewesen sein.” Er holte tief Luft. „Laut pathologischem Befund
haben sich im Magen des Toten aber keinerlei Essensreste befunden.”
    „Aber diese Lüge bringt ihr doch nichts”, Palinski überlegte,
„ob ihr ein Alibi über fünf oder sechs Stunden fehlt, spielt doch keine Rolle.”
    „Das stimmt schon”, räumte Wallner ein”, aber wer weiß schon,
was im Kopf einer mordlustigen Frau vorgeht.”
    Hallo, da war noch etwas, spürte Palinski, was ihm sein
Freund noch nicht gesagt hatte. „Was meinst du mit mordlustig?”
    „Wir haben die Zeugenaussage eines Etagenkellners, der am
Nachmittag unfreiwillig Zeuge einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Marion
und Lettenberg geworden ist. Bevor sie mit der Zimmertüre geknallt hatte, soll
sie ihm gedroht haben: ›Wenn du das noch ein einziges Mal mit mir machst,
bringe ich dich um. Das schwöre ich dir‹“, berichtete der Inspektor.
    „Und du bist jetzt der Meinung, dass Lettenberg das, was
immer es auch gewesen sein mag, noch einmal gemacht hat?”
    „Es sieht leider ganz danach aus”, stellte Wallner trotzig
fest.
    „Wenn du jeden verhaftest, der jemals eine solche Drohung vom
Stapel gelassen hat, musst du alleine für Wien die Stadthalle in ein
Untersuchungsgefängnis umwandeln”, hielt Palinski dem Freund vor.
    „Das weiß ich auch”, brummte Wallner, „aber die Summe von
Verdachtsmomenten reicht inzwischen für eine Anklage völlig aus. Und falls wir
bis Sonntag niemanden anderen präsentieren können, wird eben Marion Waldmeister
angeklagt.”
    Da hat er nicht unrecht , dachte
Palinski, der wusste, dass man den Appeal sauteurer französischer Rotweine
nicht unterschätzen durfte. „Hat sie übrigens schon einen Anwalt?”
    „Ja, dein Doktor Bader hat ihre Vertretung übernommen und
macht uns schon das Leben schwer. Ich denke, das war eine gute Empfehlung von
dir.” Er blickte den Freund an. „Danke.”
    Inzwischen waren die beiden die letzten Gäste und tranken ihr
Achterl umgeben von umgedreht auf den Tischen deponierten Stühlen aus.

     

     

     

     

     

     

     

5
    Prüfend fuhr sich Palinski über das Kinn. Er
hoffte, seine heutigen Gesprächspartner in Frankfurt würden sich nicht an
seinem inzwischen 5 Tage alten Bart stoßen. Andererseits konnte er es sich in
seiner Position durchaus leisten, etwas exzentrisch aufzutreten. Immerhin war
er mit seinem speziellen Angebot so etwas wie Monopolist.
    Er hatte verschlafen, war
zu keinem Kaffee mehr gekommen, hatte Gott sei Dank rasch ein Taxi bekommen und
sich rechtzeitig erinnert, dass er auch noch Frank Lettenberg abholen musste.
Die gestern telefonisch georderten und mit Kreditkarte bezahlten Tickets lagen
am Schalter und ein Gepäckförderband war defekt. Im Zusammenspiel aller dieser
Faktoren bedeutete das, dass die beiden Männer zwar etwas atemlos, aber doch
noch rechtzeitig ihre Sitze in der Morgenmaschine nach Frankfurt einnahmen.
    Für den alten Lettenberg war das alles sehr neu und
aufregend. Er plapperte unentwegt auf den nur noch nach einem Kaffee lechzenden
Palinski ein. Vor allem wohl, um die gewisse Spannung vor dem ersten Start
wegzureden. Er nahm es seinem Reisebegleiter aber nicht übel, dass der die
ersten 20 Minuten des Fluges kein Wort von sich gab.
    Nach dem Frühstück informierte Palinski den alten Herrn über
den Stand der polizeilichen Ermittlungen. Spontan meinte Lettenberg, dass er
sich Marion Waldmeister als Täterin nicht vorstellen konnte.
    „Dazu ist das Mädchen einfach nicht imstande”, betonte er

Weitere Kostenlose Bücher