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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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auf eine
Frau hin. Und, dass Lettenberg in der Plastikeinkaufstasche seinen letzten
Atemzug getan hatte, stand nach der Analyse der darin vorgefundenen Haare
zweifelsfrei fest. Übrigens erstaunlich, dass ein noch relativ junger Mann
schon so starken Haarausfall hatte, schoss es Wallner durch den Kopf.
Unwillkürlich fuhr er sich durch seine nach wie vor stattliche Mähne.
    Natürlich konnte es sich auch um ein kombiniertes Unternehmen
gehandelt haben. Frau machte sich an das Opfer heran, fesselte und verführte
es. Während sich der insbesondere hinsichtlich des Motivs der vorangegangenen
Zärtlichkeiten getäuschte Gimpel noch seinen postkoitalen Träumen hingibt,
tratt der Mann auf und machte den Rest. ›Den Sack zu‹, wie man – in diesem Fall
geradezu mörderisch zutreffend – zu sagen pflegt. Wer diesen über den Kopf des
Opfers gezogen und wer ihn unten zugehalten hatte, war dann eigentlich egal.
    Konnte es tatsächlich sein,
dass Marion Waldmeister so kaltblütig agiert oder als Lockvogel eines
Vollstreckers fungiert hatte? Wenn er die Augen schloss, sah er sie vor sich,
einmal splitternackt, dann wieder in Strapsen, sein Unterbewusstsein hatte
offenbar beide Versionen gespeichert. Wie sie ihr tödliches Geschäft betrieb,
kalt und unbarmherzig bis zum bitteren Ende, stieß ihn ab und erregte ihn
gleichzeitig. Wallners rege Phantasie war mehr wert als jede Gehaltserhöhung.
Sie ersparte ihm die nicht unerheblichen Aufwendungen für Magazine, Pornos und
ähnliche Stimulantien, wie sie bei Junggesellen häufig anzutreffen waren. Ein
energisches ›nein‹ entschlüpfte ihm und rief ihn in die sachliche Realität
seines Büros zurück. Marion Waldmeister war dazu einfach nicht imstande. Weder
bekleidet noch überhaupt. Da saß also eine Frau, die er mochte, sehr mochte, im
Gefängnis. Und er, Helmut Wallner, der sich eigentlich nach nichts mehr sehnte
als geliebt zu werden, hatte diese Frau dort hin gebracht. Und das s chlimmste war, er sah im Moment nicht
die geringste Möglichkeit, etwas dagegen zu tun.
    Falls das Gerücht stimmte, das ihm Schneckenburger gesteckt
hatte, war der Minister wild entschlossen, die Wette mit seinem bayrischen
Kollegen zu gewinnen. Wie auch immer. Angeblich hatte er bereits auf den
Justizminister eingewirkt, rasch Anklage gegen Marion zu erheben. Noch heute.
Der zuständige Staatsanwalt saß angeblich bereits über den Formulierungen.
    Hat ihm wohl zwei, drei Flascherln von dem ›Chateau Petrus‹
versprochen, dachte der Inspektor verbittert. Denn nach Erhebung der Anklage
würde es noch viel schwieriger sein, Marion Waldmeister zu helfen.
    Das unangenehme Schrillen seines Dienstapparats unterbrach
seine trüben Gedanken. Es war Palinski, der ihm etwas mitteilen würde und
Wallners Laune schlagartig verbessern sollte. Was heißt verbessern, auf einen
Zehnjahreshöchststand hochschießen.
    „Ich sitze hier im Rasthaus Mondsee mit einer sehr fähigen
jungen Kollegin von dir zusammen”, begann er, Spannung aufzubauen. „Einer
gewissen Franca Aigner. Den Namen solltest du dir merken. Die Dame müsste es
eigentlich noch weit bringen .„
    „Du mich auch”, knurrte Wallner und gab Palinski damit ein
unmissverständliches Zeichen, doch endlich zur Sache zu kommen.
    „Also, wie es aussieht, haben sich die Chancen deiner Marion
erheblich verbessert, in Kürze wieder frei zu kommen. Das zweite
Vergiftungsopfer von Mondsee ist niemand anderes als Martina Tessler-Brunhof,
die gute Freundin unserer lustigen Witwe. Aigner hat ermittelt, dass sie am
Nachmittag vor dem Mord und am Morgen danach Sophie Lettenberg im Sanatorium
besucht hat. Und jetzt kommt das a llerbeste.
In der Zeit dazwischen hat sie mit ihrem Wagen fast 700 Kilometer
zurückgelegt.”
    „Das heißt, sie könnte zur fraglichen Zeit ohne Weiteres in Wien gewesen sein”, Wallner war sprachlos. Das
war wirklich eine gute Nachricht.
    „Ich bewundere deine Kombinationsgabe”, spöttelte Palinski.
„Da die Frau aber das unglaubliche Pech hatte, vergiftetes Süßzeug zu naschen,
wird es nicht einfach sein, die sich aufdrängenden Schlussfolgerungen auch zu
beweisen. Zumindest, solange ihr diesen Roman Schustek nicht findet.”
    „Schuster”, korrigierte Wallner.
    „Auch gut. Also treib diesen Schuster auf, dann hast du dir
ein gutes Abendessen mit Marion verdient. Wir faxen dir jetzt Aigners Bericht.
Sie wird gleich nach unserem Gespräch mit Frau Tesslers Familie und

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