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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Oberlehrer hat völlig recht . Man kauft geeignete Produkte, nimmt sie mit nach
Hause. Da präpariert man sie und nimmt sie wieder mit. Was dann?

    Maximilian, gleich. Ich kann ja nicht mitten auf der
Autobahn stehenbleiben. Kusch dahinten. Ja, gleich. Guter Hund, guter Hund.

    Was macht der Vergifter als nächstes? Schmuggelt er die
präparierten Waren in den nächsten Markt und stellt sie unbemerkt ins Regal?
Mit etwas Glück ist das vielleicht sogar möglich, sicher aber nicht im großen
Stil. Vor allem aber könnte man das durch Taschenkontrollen am Eingang
unterbinden. Kommt also eher auch nicht in Frage, weil es zu riskant wäre. Also
was bleibt jetzt noch? Man schmuggelt es den Leuten direkt in den
Einkaufswagen? Zu auffällig. Fällt spätestens an der Kasse auf. Man bietet
seine Hilfe an und trägt z.B. einer Dame die Tragetaschen zum Auto. Könnte
klappen, aber was ist, wenn die Dame nicht will? Oder man bietet an, jemandem
etwas vom Supermarkt mitzubringen oder überhaupt den Einkauf zu übernehmen.
Alten und gebrechlichen Menschen gefällt ein solches Entgegenkommen. Oder man
verschenkt Krokantgebäck am Parkplatz.

    Verdammt, wenn meine Überlegungen bis hierher stimmen,
dann würde das bedeuten, dass sich Martina Tessler eigentlich selbst vergiftet
haben muss. Warum aber sollte sie das tun? Hat sie ihre Tat, ihr schlechtes
Gewissen so bedrückt? Wer weiß. Schon möglich. Was zum Teufel hatte sie aber
gegen diese arme alte Frau, die sie dann ebenfalls vergiftet haben muss?
Vorsätzlich.

    So, Maximilian, hier sind wir. Geh nicht weit weg und komm
gleich wieder, sobald du mit deinem Geschäft fertig bist. Braver Hund, so brav
ist der Hund. Und jetzt leg dich wieder schön hin. Bis Wien will ich jetzt
nichts mehr von dir hören.

     

7
    Die Pressekonferenz des Ministers sollte erst um
16 Uhr beginnen. Die geladenen Journalisten deuteten den ungewöhnlichen Termin
als Zeichen dafür, dass es etwas b esonderes
zu berichten gab.
    Die Beginnzeit der
üblichen Pressemeetings war 11 Uhr, damit hatte der mediengewandte
Staatsdiener häufig Gelegenheit, mit seinen Statements unmittelbar danach im
›Magazin zu Mittag‹ sowie in den TV-Nachrichten präsent zu sein.
    Dieser Nachmittagstermin bedeutete Stress für die schreibende
Zunft, wollten sie die Meldung noch in die zweite Abendausgabe bringen. Für die
Abendnachrichten in TV sowie Rundfunk war dagegen genug Zeit.
    In einem kleinen Salon hinter dem Pressefoyer saß der
Minister, umgeben von seiner Kabinettschefin, seinem PR-Mann und einem Sekretär
und ging seine Unterlagen durch. Eine Minute später erschien die für die innere
Sicherheit zuständige Sektionschefin mit einem Ministerialrat im Schlepptau.
Schneckenburger, der erstmals zu diesem erlauchten Kreis beigezogen worden war,
konnte eine gewisse Nervosität nur schwer unterdrücken. Vor allem aber war er
stolz und malte sich aus, wie es sein würde, seiner Monika abends von der
unerwarteten Auszeichnung zu berichten. Er würde eine der Flaschen Moet &
Chandon aus dem Keller holen, die er für besondere Anlässe beiseitegelegt
hatte. Dass sie wegen ihrer Schwangerschaft seit Monaten keinen Alkohol
anrührte, störte ihn nicht. Ein Flascherl packte er locker auch alleine.
    Der Minister blickte die Neuankömmlinge durchdringend an.
    „N’Abend, Wellner”, begrüßte er die Sektionschefin, „wen
bringen Sie denn da mit?” Bei seinem Amtsantritt hatte der neue Ressortchef die
imposante Juristin mit ›Gnädige Frau‹ angesprochen. Sie hatte sich diese Anrede
aber strikte verbeten.
    „Bitte behandeln Sie mich so, Herr Minister, wie Sie mich
behandeln würden, wenn ich ein Mann wäre.”
    Seither sprach sie der Minister immer nur mit ›Wellner‹ an.
    „Herr Minister, das ist Ministerialrat Dr. Schneckenburger,
mein Stellvertreter in der SOKO”, antwortete ›die Wellner‹.
    „Ich möchte einmal wissen,
wer sich immer so blöde Bezeichnungen für diese Kommissionen einfallen lässt?”,
entfuhr es dem Ressortchef. Die nachhaltige Stille im Raum ließ die Vermutung
zu, dass es einer der Anwesenden gewesen sein musste. Ja, möglicherweise der
Mann an der Spitze selbst. Andernfalls wären die Schuldzuweisungen bereits nur
so durch den Raum geschwebt.
    „Also Sie sind der Unglücksrabe, der unbedingt mit dem
Hubschrauber nach Klagenfurt fliegen musste. Ergebnis Null, dafür 12.467 Euro
Aufwand. Sie sind ja ein wahrer Spezialist für das Abarbeiten

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