Pastetenlust
Freunden
sprechen. Denn Motiv haben wir noch keines.”
„Damit ist aber auch die Witwe wieder am Haken. Wer sagt uns
denn, dass sie ihre Freundin nicht angestiftet hat. Geld für eine ordentliche
Kopfprämie ist ja dank der Lebensversicherung da.”
Ehe Palinski das Gespräch beendete, berichtete er dem Freund
auch noch von seiner neuen Liebe Maximilian.
„Wie schön”, freute sich der Inspektor, „dann ist heute für
beide von uns ein richtig guter Tag.”
*
Himmel, hoffentlich hat Maximilian keine
Blasenentzündung. Zwischen Mondsee und Strengberg drei Pinkelpausen. Na
vielleicht ist das die Aufregung, das neue Herrli und die Freude, dass er nicht
ins Tierasyl muss. Obwohl er das nicht weiß. Oder spürt ein Tier so etwas?
Jetzt scheint er sich aber beruhigt zu haben.
Diese Aigner ist wirklich ein beeindruckendes Mädchen. Der b este von allen ist aber unser
geliebter Kommissar Zufall. Wenn die Tessler nicht ausgerechnet am Tag zuvor
ein Service hätte machen lassen und dann auch noch die Rechnung im
Handschuhfach zurückgelassen hätte, wären wir möglicherweise nie auf diese Spur
gekommen.
Es wäre schon eine Ironie des Schicksals. Einmal angenommen,
sie war es. Bringt den Mann ihrer guten Freundin um und wird am nächsten Tag
selbst Opfer eines Verbrechens. Wäre ich gläubig, dann wäre der Gedanke an
einen gerechten Gott nicht von der Hand zu weisen. Gerecht, wahrscheinlich auch
zornig und auch ganz schön brutal. Digitalis, wirklich nicht lustig. Aber das
Gott zwei unschuldige, kleine Kinder mit hineinzieht, ist weniger sympathisch.
Wahrscheinlich ein ›göttlicher Kollateralschaden‹. Wenn ich diesen Ausdruck nur
höre, wird mir schlecht. Aber ein gerechter Gott würde so etwas doch nicht
zulassen? Oder doch? Vielleicht ist er einfach nur nicht allmächtig, zumindest
nicht so absolut, wie uns die Kirche immer glauben machen möchte. Das mit der
Pensionistin geht ja auch in diese Richtung. Mit 72 hätte die Frau noch gut und
gerne zehn Jahre und mehr vor sich gehabt. Schon eine Sauerei, was da passiert
ist. Aber bei Kindern regt man sich einfach mehr auf. Gott sei Dank ist den
beiden ja nicht wirklich viel passiert. Trotzdem.
Wer weiß, vielleicht war das der Beitrag des Herrn zur
Pensions-Reform. Dieser Humor ist aber schon so schwarz, dass ich mich
eigentlich genieren sollte.
Was hat der Oberlehrer im Kaffee ›Kaiser‹ da unlängst
gesagt? Kaufen, vergiften und verfüttern? Mit verfüttern meint er wohl kredenzen,
vorsetzen, anbieten oder sonst etwas in der Art. Einfach und logisch. Einfach
logisch.
Falls die Lieferanten sicherstellen könnten, dass während
Produktion, Lagerung und Transport nichts in ihre Waren gelangt, und das müsste
mit entsprechender Sorgfalt eigentlich zu schaffen sein, dann kann das Gift
frühestens beim Kunden, also der Handelskette hineinkommen. Dafür spricht auch,
dass es sich immer um andere Produkte handelt. Zuerst Krapfen, dann Müsli und
schließlich Krokantgebäck.
Falls die Waren überhaupt in ein zentrales Lager kommen,
dann liegen die in unserer ›Just in time‹-orientierten Zeit sicher nicht sehr
lange da. Gut verpackt im Überkarton, der aufgemacht werden muss, damit man an
die Produkte heran kommt. Die herausnehmen, mit Gift präparieren, wieder
hineingeben und den Karton wieder so verschließen, dass man nichts bemerkt. Ich
weiß nicht. Zumindest ein ganz schönes Risiko bei lückenloser Videoüberwachung,
Zugangscodes für die Berechtigten und Kontrollen durch das entsprechende
Fachpersonal. Auch keine sehr viel versprechende Methode, falls man Wert darauf
legt, nicht erwischt zu werden.
Oh mein Gott, muss der Hund schon wieder? Wo ist der
nächste Rastplatz? Gleich, Maximilian, gleich. Ein bisschen musst du es noch
aushalten.
Für den einzelnen Supermarkt trifft im Prinzip das gleiche
zu wie für ein zentrales Lager. Dazu ist der in Frage kommende Personenkreis
mit Sicherheit noch begrenzter. Dass die Produkte im Lager des einzelnen
Marktes vergiftet werden, ist also auch sehr unwahrscheinlich. Bleibt noch der
Verkaufsbereich, der in den meisten Fällen auch schon videoüberwacht ist. Man
kann dort heute nicht einmal mehr in die Ecke spucken, ohne dass es bemerkt
wird, geschweige denn eine Packung oder gleich mehrere Waren mit einer
Injektionsspritze bearbeiten. Extrem unwahrscheinlich, sowohl was das Personal
als auch die Kunden betrifft.
Was bleibt dann noch? Der
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